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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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Mut.
    Lady Amelia wollte ihn vorführen, ihn bewusst demütigen. Und sie war kurz davor, ihr Ziel zu erreichen – so viel Mumm hätte er der Dame gar nicht zugetraut.
    Spencer blieb abrupt stehen. Unfassbar, der Raum begann sich vor seinen Augen zu drehen. Warum musste ihm das ausgerechnet hier passieren?!
    Die körperlichen Anzeichen waren indes unmissverständlich. Das Blut rauschte in seinen Schläfen. Eine glutheiße Welle erfasste seinen Körper. Die Luft war mit einem Mal zum Schneiden dick und erdrückend schwül.
    Verflucht, er musste schleunigst hier raus.
    »Wieso tanzen wir nicht weiter?«, wollte sie wissen. »Der Walzer ist noch nicht zu Ende.« Ihre Stimme klang weit weg und gedämpft.
    »Mag sein, aber für mich ist er zu Ende.« Spencers Blick schweifte durch den Saal. Heftete sich auf die geöffneten Flügeltüren links von ihm, die auf die Terrasse führten. Er versuchte, sich von ihr zu lösen, doch sie umklammerte weiter seine Schultern und hielt ihn fest. »Grundgütiger«, ächzte er, »lassen Sie mich …«
    »Was?« Ihre Augen schossen nach links, und sie zischte: »Wollen Sie mich etwa hier allein auf der Tanzfläche stehen lassen und zum Gespött der Gäste machen? Das ist ja wohl das Letzte! Sie unzivilisierter, unhöflicher, ungehobelter …« Als ihr die Adjektive ausgingen, warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu, der mehr sagte als tausend Worte. »Ihr Benehmen ist unerhört!«
    »Sparen Sie sich Ihre Worte.«
    Er fasste sie fest um die Taille und hob Lady Amelia d’Orsay kurzerhand hoch, bis sie mit ihm auf Augenhöhe war und ihre Füße in den zierlichen Abendschuhen in der Luft zappelten.
    Einen Herzschlag lang verfolgte er amüsiert, wie sich ihre aquamarinblauen Augen vor Entsetzen und Entrüstung weiteten.
    Dann trug er sie hinaus in die Nacht.

2
    B evor Amelia auch nur einen Ton herausbrachte, war der Herzog bereits mit ihr durch die Tür. Er steuerte auf die Terrasse zu, wo sie sich vor nicht einmal einer halben Stunde mit ihrem Bruder Jack gestritten hatte. Der Bunscombe Park war an diesem Abend gut besucht.
    Er stellte sie unsanft auf die Füße und winkte lässig ab, als sie tief Luft holte, um ihm gehörig den Kopf zu waschen.
    »Sie haben mir keine Wahl gelassen.« Er lehnte sich an eine Marmorsäule und zerrte an seinem Halstuch. »Im Übrigen war es da drin verdammt heiß.«
    Amelia trat von einem Bein auf das andere, wütend und zugleich verblüfft, dass er sie wie eine Feder hochgehoben und aus dem Saal getragen hatte. Sie war bestimmt kein zartes Reh, sondern eher von kräftiger Statur. Aber als er sie hochgehoben hatte, hatte sie gespürt, wie sich seine Schultermuskeln anspannten und sein Bizeps hart wie Stahl wurde.
    Oh ja. Er war sündhaft gut gebaut.
    Und was jetzt? Sie hätte sich an fünf Fingern abzählen können, dass sie sich mit ihrer frechen Klappe auf dünnem Eis bewegte. Aber es war einfach so über sie gekommen. Was hatte sie schließlich noch zu verlieren? Sie hatte Briarbank eingebüßt, Jacks Vertrauen und wahrscheinlich die letzten Aussichten auf einen Ehekandidaten, nachdem sie wie eine wildgewordene Hornisse durch den Ballsaal geschossen war und sich dem Duke förmlich an den Hals geworfen hatte. Ihr Ruf war damit garantiert ruiniert, und pleite waren sie auch; warum also nicht ein wenig Spaß haben? Morland war ein attraktiver, charismatischer, einflussreicher Mann. Sie hatte sich dazu hinreißen lassen, sich über ihre gute Erziehung hinwegzusetzen, etwas, was sie vorher nie gewagt hätte, neugierig, welche Reaktion sie damit provozierte.
    Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer gewaltsamen Blitzentführung aus dem Ballsaal. Haha, sollten die anderen Debütantinnen sie doch auslachen.
    »Wenn man bedenkt«, sinnierte sie laut, »dass ich Sie auch noch verteidigt habe, als die dummen Puten da drinnen mir mit Gerüchten von wegen wilder Draufgänger und so kamen.«
    »Was Sie nicht sagen.« Er schnaubte belustigt. »Hoffentlich habe ich Sie eines Besseren belehren können. Treiben Sie es nicht noch einmal auf die Spitze. Am Ende hab ich sowieso die Nase vorn – beim Glücksspiel, bei Verhandlungen, einfach überall.«
    Sie lachte.
    »Ach ja?«
    »Ja.« Er fuhr sich durch die Haare. »Weil ich über eine gewisse Sensibilität verfüge, die Ihrer Familie anscheinend abgeht.«
    »Darf ich erfahren, wie Sie das meinen?«
    »Ich weiß, wann ich gehen muss.«
    Sie starrte ihn mit großen Augen an. Das Licht aus dem Saal erhellte sein
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