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Ein Traum in roter Seide

Ein Traum in roter Seide

Titel: Ein Traum in roter Seide
Autoren: Miranda Lee
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ihr klar, warum er sie eingeladen hatte. Das ist gar keine richtige Verabredung, ich tue Tyler nur Leid wegen Kevin, das ist alles, sagte sie sich. Er wollte nur nett sein. Rasch verschwanden ihre Begeisterung und ihre freudige Erwartung wieder.
    Sie fand die Einladung sogar ziemlich demütigend. Wenn sie mit ihm ging, würde er sich am Ende des Abends bestimmt rasch von ihr vor der Haustür mit einem flüchtigen Gutenachtkuss verabschieden.
    Obwohl sie glaubte, ihr Herz sei sowieso schon gebrochen, empfand sie auf einmal einen ganz neuen und noch tieferen Schmerz. Ich bin als Frau eine völlige Versagerin, überlegte sie. Sie kam sich nicht nur ungeliebt und überflüssig vor, sondern auch überhaupt nicht begehrenswert. Sogar Kevin hatte sich nicht mehr für sie interessiert.
    Warum sollte dann ausgerechnet Tyler sie begehren, dieser atemberaubend attraktive Mann?
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    „Ach, red keinen Unsinn", sagte sie und versuchte, nicht zu deprimiert zu klingen. „Frag jemand anders, wenn du für heute Abend verzweifelt eine Begleiterin brauchst. Eine von diesen Tussis mit den aufblasbaren Brüsten geht sicher gern mit."
    „Das heißt, du willst nicht mitkommen", stellte er ärgerlich fest.
    Michelle war überrascht über seine Reaktion. Vielleicht hielt er sie für undankbar.
    „Pass mal auf, es ist ganz lieb von dir, dass du mich mitnehmen willst, Tyler. Aber ich bin einfach zu müde, um noch auszugehen. Ich hatte heute wahnsinnig viel zu tun, eins kam zum anderen. Deshalb möchte ich lieber zu Hause eine Kleinigkeit essen und früh ins Bett gehen."
    „Okay, das kann ich verstehen. Wie war's mit einem anderen Abend?"
    Sie seufzte. „Tyler, das brauchst du wirklich nicht zu tun."
    „Was meinst du damit?"
    „Das weißt du genau."
    „Ah ja. Du glaubst wohl, ich würde dich aus Mitleid einladen."
    „Stimmt das denn nicht?"
    Er lächelte wehmütig. „Die Frage beantworte ich lieber nicht, sonst verrate ich mich noch selbst."
    Sie seufzte wieder. Dann drehte sie sich um. „Möchtest du immer noch einen Kaffee?" fragte sie und warf ihm einen Blick über die Schulter zu.
    „Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht..."
    „Wieso sollte es mir Mühe machen, einen Becher Pulverkaffee zuzubereiten? Setz dich wieder ins Wohnzimmer, und stell bitte den Fernseher an. Um sieben kommt Quick off the Mark."
    „Liebst du solche Quizsendungen?" fragte er wenig später und sah sie an, als sie mit den Bechern hereinkam und sie auf den Couchtisch stellte.
    „Ja." Normalerweise jedenfalls, aber vielleicht heute Abend nicht, fügte sie in Gedanken hinzu und setzte sich in den anderen braunen Sessel.
    „Lass uns mitraten", schlug Tyler vor. „Oder bist du eine schlechte Verliererin?"
    Seine ziemlich arrogante und provozierende Frage weckte Michelles Ehrgeiz. „Bist du denn sicher, dass du es ertragen kannst, wenn ich dir die Hosen ausziehe und gewinne?"
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    Sie hatte ein beinah fotografisches Gedächtnis und sich im Lauf der Jahre ein breites Allgemeinwissen angeeignet. Deshalb waren Quizsendungen eine ihrer Stärken. Es machte ihr Spaß, abends vor dem Fernseher zu sitzen und zu versuchen, die Fragen vor den Kandidaten zu beantworten, was ihr meist gelang, Tyler verzog das Gesicht. „Das kommt darauf an, welche Hosen du meinst."
    „O nein! Was hast du für eine schmutzige Fantasie! Das ist doch nur so eine Redensart."
    „Schade. Trotzdem glaube ich, dass ich eher dir die Hosen ausziehe.
    Sei vorsichtig."
    „Jetzt fürchte ich mich aber."
    „Das solltest du auch." Seine Stimme klang so rätselhaft, dass Michelle ihn verblüfft ansah. Er lächelte sie jedoch über seinen Kaffeebecher hinweg an, und ihr wurde klar, dass er sie nur neckte.
    Daran war sie gewöhnt, denn wenn sie sich nicht gerade strit ten, zogen sie sich gern gegenseitig auf.
    „Rechne nicht damit, dass ich dich gewinnen lasse, nur weil du eine Frau bist", fügte er hinzu.
    „Keine Sorge, das tue ich auch nicht", erwiderte sie leicht spöttisch.
    „Aber sei jetzt endlich still. Gleich wird die erste Frage gestellt, und wir müssen vor dem Kandidaten antworten."
    Die nächste halbe Stunde hatten sie so viel Spaß, wie Michelle schon lange nicht mehr gehabt hatte. Sie gewann ganz knapp. Tyler war gut, doch sie war mit einigen Antworten schneller, wahrscheinlich weil sie mehr Übung hatte. Sie konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Tyler immer zu Hause herumsaß und abends um sieben den Fernseher einschaltete.
    Als er am Ende der Sendung aufstand und sich
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