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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unterkühlten Humor hatten.«
    Er nahm das Bild von der Wand – auch der Rahmen war scheußlich und schwülstig – und schüttelte den Kopf. Dann drehte er es um, um zu sehen, ob der Maler wirklich so eingebildet gewesen war, ein Schildchen zu hinterlassen.
    Es war ein Schildchen da. Es klebte auf dem Rahmen. Und Drexius hatte es beschrieben:
    »Mach es auf, mein Junge …«
    Mit zitternden Fingern löste Faerber das Bild aus dem Rahmen. Dabei zeigte sich, daß zwischen Leinwand und Rahmen ein Karton eingespannt worden war. Und hinter diesem Karton fiel ein vergilbtes Pergament mit ausgefransten Rändern heraus.
    Eine Karte von Yukatan, der Halbinsel im Norden Mexikos. Eine uralte Karte, handgezeichnet, geographisch unvollkommen, aber doch deutlich: Yukatan. Und dort, wo die Halbinsel nach Süden eine Landzunge bildete, in den Untiefen der Chinchorro-Bank, war ein rotes Kreuz eingezeichnet.
    Hans Faerber merkte, daß seine Handflächen feucht wurden. Er hatte den goldenen Teppich gefunden …
    Peter Damms war mit 26 Jahren schon das, was man einen Wissenschaftler nennt. Lang, hager, mit einem durchgeistigten Gesicht und ordentlich gekämmten braunen Haaren, war er der Prototyp des Gelehrten. So war er immer schon gewesen, auch beim Abitur der Klassenbeste, von dem Hans Faerber immer abgeschrieben hatte und dem immer ein Ausweg eingefallen war.
    Damms schrieb bereits kluge Bücher über seine Ausgrabungen in der Türkei, die er in den Semesterferien betrieb. Er studierte Archäologie, kannte sich unter den Urahnen der Kultur besser aus als mit den eigenen Verwandten und war genaugenommen das junge Gegenstück zu dem alten Drexius. Er beriet seinen Freund Faerber manchmal bei seinen Antiquitätenkäufen. So geriet er einmal in Verzückung, als Drexius – keiner weiß, woher – eine kleine phönizische Tonfigur hervorholte, die ein Paar beim Liebesspiel zeigte. Eine knallharte Pornographie von vor über 2.000 Jahren.
    Peter Damms war an diesem Vormittag im Mineralogischen Institut. Faerber wußte das. Er ließ ihn dort in die Diele rufen. Damms erschien in einem weißen Kittel. Dürr und bleich, wie er war, sah er selbst fast wie eine Mumie aus.
    »Wo brennt's?« fragte er. »Wieder Krach mit Ellen?« Faerber schüttelte den Kopf. Ellen Herder galt als seine Braut. Sie studierte Kunstgeschichte, war ein modernes Mädchen mit rotbraunen Haaren, langen Beinen, Rundungen, wo sie hingehörten, und einem offenen, gleichmäßigen Gesicht. Sie war so unkompliziert, daß ihre Lebensart mitunter unweigerlich mit der Hans Faerbers zusammenstoßen mußte, der seinen Individualismus intensiv und fast liebevoll pflegte.
    Die Eltern Faerber-Herder waren sich einig, daß ihre Kinder einmal heiraten würden – spätestens nach Faerbers Examen und Promotion. Es gab da keine Unklarheiten – der alte Herder, Star-Architekt riesiger Industriebauten, hatte schon Grundstück und Bauplan für das Landhaus der neuen Familie Faerber fertig.
    »Sie weiß noch von nichts«, sagte Faerber jetzt. »Du bist der erste, Peter.«
    »Danke. Wobei?«
    »Bei dem Mord.«
    Damms starrte seinen Freund verständnislos an. »Ich bin immer bereit, mit dir Pferde zu stehlen«, sagte er. »Aber wenn du einen umbringen willst, tu es bitte ohne mich. Ich kann dir zwar sagen, wie man den ägyptischen Pharao um…«
    »Stop!« Faerber hob beide Hände. »Deine Altertumsmorde kenne ich. Peter«, er wurde sehr ernst, »ich komme gerade von Drexius. Er ist erschlagen worden …«
    »Mein Gott!« Damms lehnte sich an die Wand.
    »Du …?«
    »Blödsinn! Ein Unbekannter. Aber Drexius hat mir etwas vererbt. Einen goldenen Teppich.«
    »Junge, hast du gesoffen?« Damms schnupperte zu Faerber hinüber, aber dem war es bitter ernst. Er griff in die Brusttasche und holte die alte Pergament-Landkarte hervor. Vorsichtig entfaltete er sie. »Das ist es. Die Karte lag hinter einem Gemälde, das einen goldenen Teppich darstellt. Ich ahne schon, was es ist … aber ich will es von dir hören, dem Archäologen. Guck sie genau an, Peter.«
    Damms nahm die Karte mit spitzen Fingern, warf einen Blick darauf und schnaufte durch die Nase.
    »So etwas gibt es doch gar nicht«, sagte er unsicher. »Hans, darüber haben Jack London und eine Masse anderer Schriftsteller geschrieben. Eine alte Seekarte mit einem versunkenen Goldschiff …«
    »Genau das wollte ich von dir hören!« Faerber spürte, wie sein Herz schneller schlug. »Ein Goldschiff. Drexius hat es mir vererbt! Er konnte
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