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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Faerber alles vor. Als er mit Ellen Herder darüber sprach, sagte sie nur: »Typisch Peter! Schatzsucher in Yukatan. Such lieber den Erreger der Grippe, dann wirst du reicher!« Es schien wirklich eine Utopie zu sein. Aber sogar der alte Faerber wurde von dem seltsamen Abenteuerfieber angesteckt. Er konsultierte einige Fachgelehrte, sprach heimlich alles mit seinen Anwälten ab, traf sich mit Ellens Vater, Heinrich Herder, rechnete und zögerte, rechnete wieder und rief eines Abends seinen Sohn in den Salon. »Ich kann dir für deinen Blödsinn 50.000 Mark geben … Kommst du damit aus, Hans?« fragte er.
    »Ja, Vater.« Hans Faerber faltete einen Zettel auseinander, den er seit zwei Wochen mit sich herumtrug. »Ich habe aufgeschrieben, was wir brauchen. Mit 50.000 kommen wir hin. Natürlich nur für den Fall, daß wir mit normaler Taucherausrüstung arbeiten können. Sonst können wir gleich abbrechen.«
    »Und was sagt dein Freund Peter dazu?«
    »Er hält mich für einen Idioten, aber er fährt mit. Er hat schon Urlaub bewilligt bekommen.«
    »Aber Ellen bleibt hier.«
    »Sag ihr das selbst.« Faerber hob beide Hände. »Du kennst Ellen, Vater. Sie sagt: ›So ein Blödsinn!‹ – und packt bereits die Koffer.«
    »Und was sagt Heinrich Herder dazu?«
    »Viel und gar nichts. Wenn Ellen etwas will, sind Worte nur noch Zungenübungen.«
    »Und die Gefahren, in die ihr geraten könntet?«
    »Ellen wird kochen und auch sonst Hausfrau spielen. Schwerer hat es Peter. Er übt im Taucherclub wie ein Irrer, um ein richtiger Froschmann zu werden.«
    »Auch daran habe ich gedacht.« Der alte Faerber griff in die Schublade und holte ein paar Briefe heraus. »Ihr werdet von Paris aus fliegen. Dort stößt ein Monsieur René Chagrin zu euch. Ich habe ihn engagiert.«
    »Wer ist denn das?«
    »Chagrin ist der zurzeit beste Taucher in Europa. Über zwölf Ecken bin ich an ihn herangekommen und konnte ihn engagieren. Er hat sogar schon im Karibischen Meer getaucht und kennt dort die Tücken. Haie, Barrakudas, Rochen und mehr solche Viecher. Mit Chagrin zusammen vermindert sich euer Risiko gewaltig. Gut so, mein Sohn?«
    »Gut so, Vater. Danke.«
    Sie sahen sich zufrieden an – der Sohn, der den geheimen, plötzlich erwachten Abenteuertraum des Vaters erfüllte, und der Vater, der stolz auf seinen Sohn war. Wer konnte ahnen, daß das Meer vor Yukatan nicht nur aus Haien und anderen Viechern bestand?
    René Chagrin erwartete Faerber, Damms und Ellen Herder in seinem Hotel in Paris. Ein mittelgroßer, drahtiger, muskulöser, schwarzgelockter Südfranzose, 34 Jahre alt, die Haut von Wind und Meer gegerbt. Man sah ihm den Profi an; als Froschmann mußte er unter Wasser so wendig sein wie ein Raubfisch.
    Aber er war nicht allein.
    Neben ihm aus dem Sessel erhob sich ein Mädchen, bei dessen Anblick Faerber und Damms die Augen übergingen – und Ellen die ihren zusammenkniff. Ein rothaariges Luder, schön gewachsen wie die greifbar gewordene Sünde. Ein Gesicht, das das Überschreiten der Schwelle der Vernunft leichtmachte, ein Körper, dessen Anblick Männern die Kehle austrocknen ließ.
    »Mademoiselle Pascale Dufour«, stellte Chagrin vor. »Meine Braut. Sie wird uns begleiten.« Chagrin lächelte charmant. »Um Irrtümern vorzubeugen, Messieurs – Pascales Aufenthalt bezahle ich! Haben Sie etwas dagegen?«
    »Aber nein!« sagte Damms erstaunlicherweise als erster. »Du, Hans?«
    »Natürlich nicht. Zwei Frauen an Bord unter drei Männern sind so etwas wie ein Gleichgewicht.«
    Sie gaben sich alle die Hände, aber als sich Ellen und Pascale begrüßten, war ihr Händedruck wie der zweier Boxer im Ring vor dem Match.
    Später sagte Ellen zu Faerber: »Yukatan scheint mehr zu verstecken als spanisches Gold. Man kann jetzt auch nach französischer Liebe tauchen.«
    »Eifersüchtig, Ellen?« Hans Faerber lachte laut. »Das wäre ein ganz neuer Zug …«
    »Wir sind auch noch nie in einen so rasenden Zug gestiegen«, sagte sie. »Ich habe ein ganz dummes Gefühl, wenn ich an Yukatan denke.«
    Zwei Wochen schwamm das kleine Motorboot Nuestra Señora zwischen der Küste Yukatans und der Chinchorro-Bank auf einem stillen, in der glühenden Sonne dampfenden Meer.
    Tage voller ungeheurer Belastungen lagen hinter Faerber und seinen Freunden. Die Fahrt von Chetumal, der letzten größeren Siedlung, zur Halbinsel von San Pedro, eine Fahrt durch Sümpfe, Fieberdschungel und alles überwuchernden Urwald; die Verhandlungen mit den Fischern der
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