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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »Was soll das heißen, René?«
    Faerber blieb dicht vor Chagrin stehen.
    »Übergeben Sie mich der Staatsgewalt.«
    »Warum?«
    »Fragen Sie nicht so dämlich! Sie wissen genau, daß ich Sie alle schon abgekreuzt hatte. Nach mexikanischem Recht bin ich ein toter Mann.«
    »Wollen Sie das unbedingt, Chagrin? Überlegen Sie sich das! Ein toter Taucher nimmt kein Gold! Und Ihnen geht es doch nur um das Gold. Chagrin, spielen Sie jetzt bloß nicht die große Heldennummer. Sie haben Ellen, das Gold, Pascale und natürlich auch sich selbst gerettet.«
    »Sie, Hans, Sie, nicht ich.«
    »Wir beide, Chagrin. In der Not haben Sie sich so benommen, daß Vergessen einfach wird.« Faerber lächelte und blinzelte Chagrin zu. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie überhaupt reden, René! Wir sind doch eine Familie …«
    Er umarmte Chagrin, zog ihn an sich und küßte ihn nach alter Sitte auf beide Wangen.
    »Danke«, sagte Chagrin heiser. Er warf das Schnellfeuergewehr auf die Taurolle. »Außer Arzt hätten Sie auch Missionar werden können! Es ist zum Kotzen!«
    Er wandte sich schroff ab und ging schnell zum Heck. Verwundert blickte ihm Caballos nach. »Was hat er?«
    »Er ist glücklich«, sagte Faerber. »Das ist so seine Art … Er ist unaussprechlich glücklich …«
    Was ist aus allen geworden, wird man jetzt fragen.
    Das ist schnell berichtet:
    Den aus dem Meer geholten Schatz – es waren nach gründlicher Zählung Münzen, Barren und Juwelen im Werte von genau 234 Millionen – beanspruchte Mexiko für sich, weil er in mexikanischen Gewässern gefunden wurde. Die Spanier hatten kein Recht mehr darauf, denn erstens war ihr Anspruch nach 432 Jahren verjährt, und zweitens waren es Schätze, die die Spanier aus Mexiko gestohlen hatten, erobert mit Mord und Brandschatzung.
    Ein halbes Jahr hatten die Rechtsanwälte zu tun, dann einigte man sich: Hans Faerber erhielt 50 Prozent des Schatzes, denn ohne ihn – so argumentierte logisch sein Anwalt Ponhares in Mexiko City – wäre der Staat ja nicht in den Besitz der anderen 50 Prozent gekommen. Geschenktes Geld.
    Heute leben Dr. med. Hans Faerber und seine Frau Ellen in einer süddeutschen Großstadt und tragen sich mit dem Gedanken, eine Privatklinik zu eröffnen. Denn nichts zu tun und nur das Geld auszugeben ist nicht ihr Stil.
    Chagrin tauchte unter. Er verschwand mit seinem Millionenanteil in der Weite der Welt. Ein paar Gerüchte schwirrten noch durch die Pariser Gesellschaft. Eines davon scheint der Wahrheit sehr nahe zu kommen: Chagrin – so sagt man – lebe auf einer Südseeinsel wie ein kleiner König, umgeben von einem Schwarm zärtlicher Mädchen. Sein großer Traum wäre damit Wahrheit geworden: Die absolute Freiheit und jeden Morgen ein Bad in goldenen Münzen …
    Und Pascale? Man wandere einmal durch die exklusive Einkaufsstraße von Paris, die Rue Faubourg St.-Honoré. Dort gibt es eine neue Boutique mit den ausgefallensten Modellen und den höchsten Preisen von Paris. Und was in Paris Rang und Namen hat, wird von Mademoiselle Pascale persönlich eingekleidet.
    Der Fischer Manuel Torques bekam selbstverständlich die versprochene Million.
    Der große Sieger aber blieb das deutsche Finanzamt. Es kassierte 55 Prozent Einkommensteuer und 11 Prozent Mehrwertsteuer – ohne zu tauchen, ohne mit Haien oder Kraken zu kämpfen, ohne sich gegen Piraten zu wehren oder durch Hairudel zur Küste zu schwimmen, und ohne durch Fiebersümpfe zu wandern. Es tat nichts – und steckte am meisten ein.
    »Die mexikanischen Piraten sind noch lange nicht die schlimmsten …«
    Das ist ein Lieblingsausspruch von Hans Faerber geworden …
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