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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mummelnden Pepito an seine Brust und rannte dann schwankend die letzten Meter zum Eingang des langgestreckten, flachen Hauses.
    Zwei Schnellboote! Mit Kanonen! Das war Leben! Leben! Leben!
    Nie hätte der Antimilitarist Hans Faerber geglaubt, daß er jemals ein militärisches Objekt mit Jubel begrüßen würde.
    Jetzt aber stürmte er die Kommandantur, rannte den Posten, der sich ihm in den Weg stellte, einfach um und schrie schon in der Vorhalle:
    »Wo ist der Kommandant?! Wo ist …«
    Dann ergriffen ihn sechs kräftige Hände und schleiften ihn weg …
    Der Kommandant der Schnellboote, ein Kapitänleutnant mit einem flotten Bärtchen auf der Oberlippe und einer blitzsauberen weißen Uniform, ließ Faerber zunächst nach Waffen und versteckten Bomben durchsuchen. Als sich herausstellte, daß der Fremde wahrscheinlich nur ein harmloser Irrer war, der das höllische Klima der Urwälder von Yukatan nicht vertrug, ließ der Offizier ihn auf einen Stuhl drücken, hielt ihm eine flache Blechschachtel mit dünnen, langen Zigarillos hin und winkte nach einem Glas Eiswasser. Gierig trank Faerber es leer und spürte, wie ihm im gleichen Augenblick der Schweiß aus allen Poren brach.
    Unterdessen hatte man in einem Nebenraum den Fischer Manuel Torques verhört.
    »Ein Verrückter!« sagte Manuel. »Er hat Pepito für eine Million Pesos gemietet!«
    So einen Blödsinn sagt man nicht zu einem ernsthaften Soldaten. Der verhörende Obermaat gab Torques deshalb auch eine kräftige Ohrfeige, und der schmächtige Alte fiel wie vom Blitz getroffen vom Stuhl.
    »Wieder klar im Kopf?« brüllte der stämmige Obermaat. Er riß Manuel am Kragen hoch und wuchtete ihn wieder auf den Stuhl. »Wer ist der Kerl?«
    »Ein Taucher!« keuchte Torques. »Er lag nach dem Sturm dreihundert Meter von meiner Hütte entfernt am Strand. Zerschlagen, blutig, mehr tot als lebendig! Aber als er aufwachte, bot er mir für Pepito …«
    Er schielte zu der Hand des Obermaats, aber diesmal blieb sie unten. Anscheinend wurde die Lage jetzt klarer.
    »… eine Million«, sagte Manuel schnell.
    »Aha! Ein Taucher mit einer Million! Weiter!«
    Torques kratzte sich den weißen stoppeligen Kopf.
    Wenn er jetzt alles erzählte, würde es Ohrfeigen hageln. Sollte man es wagen?
    Manuel war kein Feigling. Er hob nur die Unterarme schützend vor sein Gesicht und sagte:
    »Dann ging es los … zwei Millionen für Pepito, drei … am Ende waren wir bei fünf.«
    »Millionen Pesos?« fragte der Obermaat entgeistert. »Für einen lahmen, halbblinden Esel?«
    »Richtig.«
    »Warten und sich nicht rühren!« kommandierte der Obermaat. Er gab einem Matrosen einen kurzen Wink, auf Manuel aufzupassen, und rannte darauf aus dem Zimmer.
    Im Büro des Kommandanten hatte Faerber unterdessen auch noch zwei Gläschen Schnaps getrunken. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Der Obermaat kam herein, beugte sich zu dem Kapitänleutnant und flüsterte ihm ins Ohr: »Ein Irrer! Er hat fünf Millionen Pesos für ein Maultier geboten. Kam als Taucher an Land! Was er trägt, hatte er in einem Plastiksack bei sich. Eine undurchsichtige Sache, Herr Kapitänleutnant.«
    Der Offizier nickte und schickte den Obermaat hinaus. Dann musterte er Hans Faerber wieder, aber diesmal mit einem sehr interessierten Blick.
    »Sie haben nach mir gerufen, als Sie die Kommandantur erstürmten?« fragte er mit der Höflichkeit eines mexikanischen Granden. »Señor, darf ich wissen, was Sie von mir wünschen?«
    »Ich brauche sofort Ihre Schnellboote«, sagte Faerber schwer atmend.
    Der Offizier nickte. »Warum nur sie? Dürfen wir Ihnen die ganze mexikanische Marine zur Verfügung stellen? Bitte, wo steht der Feind?«
    Faerber starrte den Kapitänleutnant an. Das Lächeln um seinen Mund mit dem flotten Lippenbärtchen war deutlich: Einem Verrückten soll man zunächst immer recht geben. Nicht aufregen! Reden lassen! Es wird eine amüsante Stunde werden. Eine fröhliche Abwechslung im täglichen Einerlei, denn Xcalak ist ein Drecknest. Selbst die Huren sind dritte Wahl.
    »Sie glauben, ich sei verrückt, was?« sagte Faerber und beugte sich über die Tischplatte, die zwischen ihm und dem Kapitänleutnant stand. »Ich flehe Sie an: Helfen Sie mir! Helfen Sie uns! Es geht buchstäblich um Minuten! Draußen, zwischen der Küste und der Chinchorro-Bank, liegt unser Schiff, die Nuestra Señora, von Piraten umzingelt. Wir haben keinen Treibstoff mehr und können nicht wegfahren. Wir haben an Bord noch einen Mann und
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