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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatten sich nur ein paar Seeleute retten können, die auf leeren Holzfässern oder in Kisten bis zur Küste gepaddelt waren. Wer konnte damals schon schwimmen? Der Mann, der Faerbers Karte gezeichnet hatte, mußte einer der wenigen Überlebenden sein. Wie aber sah es im Leib des Schiffes aus? Der Wasserdruck konnte es nicht zerquetscht haben, weil er nicht stark genug war; eine große Strömung gab es hier auch nicht. Aber die Jahrhunderte mußten die Planken zerfressen, das ewige Spiel des Wassers alle Formen aufgelöst haben. Wenn Wasser Steine zu Kieseln schleifen kann – was ist dagegen ein Schiff?
    Und trotzdem hoffte Damms, in der Tiefe, dort unten im Sand, das unversehrte Bild einer Tragödie zu entdecken. So wie man in Pompeji die versteinerte Familie aus der Vulkanasche holte. Da unten lagen zweihundert oder dreihundert Menschen, vom Meer erschlagen, vom Orkan in die Tiefe geschleudert, im Bauch ihres Schiffes ertränkt wie Ratten.
    Peter Damms sog unruhig an seiner Pfeife. Ich werde ein Buch darüber schreiben, dachte er. Begegnung auf dem Meeresboden. Eine exakte, wissenschaftliche Arbeit.
    In ihrer Doppelkoje lagen Hans und Ellen auf dem Bett. Die Nacht war schwül und warm, sie trugen nichts als knappe Slips, und diese auch nur, weil man damit rechnen mußte, daß Peter oder Chagrin hereinkamen und es genug war, wenn sie Ellens schöne Brüste sahen. Sie lagen dicht nebeneinander und hielten sich an den Händen.
    »Du hattest recht«, sagte Ellen. »15 Millionen. Smaragde und Saphire, Rubine und Perlen. Ob ihr das wirklich nach oben bringen könnt?«
    »René meint, es könnte gelingen. Drei Wochen Wühlarbeit, dann werden wir vielleicht am Laderaum oder bei der Kapitänskajüte sein.« Faerber sah Ellen an. Ihr schönes Gesicht, von den braunen Haaren umrahmt, lag an seiner Schulter. Er küßte sie und war froh, daß sie neben ihm war, daß es sie gab, daß er jemanden hatte, mit dem er reden konnte.
    »Ich habe die Zeichnung einer Karavelle mitgebracht«, sagte er. »Es waren stolze Schiffe. Morgen werden wir mit dem Minensuchgerät tauchen und versuchen, die Kanonen zu finden. Dann haben wir schon viel gewonnen. Nach der Lage der Kanonen könnten wir berechnen, wie das Schiff im Sand steckt. Das erspart uns die Enttäuschung, am falschen Ende zu graben. Ellen, stell dir das vor! 15 Millionen in Goldmünzen. Jede Münze wird heute mit 300 Mark gehandelt, das sind – mir wird schwindlig – 4,5 Milliarden Mark! Dazu die Juwelen. Es ist überhaupt nicht auszudenken. Wir werden zu den reichsten Menschen der Welt gehören! Ellen! 4,5 Milliarden!«
    »Und wie ist die Rechtslage?« Ellen küßte Hans auf die Augen. »Komm auf die Erde zurück, Liebling. Wem gehört der Schatz nach dem Gesetz?«
    »Himmel, was bist du für ein nüchterner Mensch!«
    Faerber wälzte sich auf den Bauch und legte seinen Kopf zwischen Ellens Brüste. »Dem Finder natürlich.«
    »Bist du so sicher? Es ist spanisches Gold …«
    »Mit 4,5 Milliarden im Rücken würde ich es auf einen internationalen Musterprozeß ankommen lassen. Ist der spanische Staat der Rechtsnachfolger der blutigen Konquistadoren? Erhebt er jetzt noch Anspruch auf Gold, für das man Tausende von Indios abgeschlachtet hat?«
    »Dann Mexiko. Du fischst den Reichtum aus seinem Gewässer.«
    »Haben die Mexikaner die alte Karte oder ich? Keiner hat sich mehr an das Goldschiff erinnert … Peter fand die Notiz in den alten Berichten auch nur als Randbemerkung. Dieses Schiff ist Niemandsland!«
    »Hoffen wir es, Liebling. Wenn es um 4,5 Milliarden geht, hat niemand mehr ein Gewissen oder einen Rechtsstandpunkt, am allerwenigsten Behörden.« Sie schob Faerbers Kopf von ihren Brüsten weg und hob ihn mit beiden Händen hoch. Sie blickten sich an, und Ellens Augen hatten einen Ausdruck, der Hans völlig fremd war.
    »Ich habe Angst«, sagte sie plötzlich leise. »Ganz verrückte Angst.«
    »Vor den 4,5 Milliarden?«
    »Vor dem, was auf uns zukommt. Hans, man kann solch eine irre Summe nicht wegbringen, ohne hundertmal durch die Hölle gegangen zu sein.«
    »Wer weiß denn, was wir da herausholen? Eine Handvoll Menschen!« Faerber lachte. Seine Sorglosigkeit tat Ellen fast körperlich weh. »Willst du Peter zum Teufel machen? Wenn er später zwei Milliarden bekommt, wird er herumsitzen und nicht wissen, was er damit anfangen soll. Vielleicht wird er Troja kaufen oder den Ararat, um nach der Arche Noah zu suchen.«
    »Und Chagrin mit diesem Luder von Weib?«
    »Mit
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