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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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passiert – ohne einen Zeugen ist es immer ein Unfall. Weiter: Ich werde Ellen und ihren toten Liebling zur Küste bringen. Dort ist Sumpfgebiet, Urwald, unerforschter Dschungel. Wie leicht gehen da zwei Menschen verloren …«
    Was in dieser Nacht besprochen wurde, begriff auch Pascale sofort. Es war ein vollständiger Plan, und sie starrte Chagrin lange an, bevor sie antwortete: »Wo und wann bringst du mich um, René?«
    »Du bist ein süßes Schaf«, sagte Chagrin leichthin und zog sie an sich. Die Wärme ihres geschmeidigen Körpers war immer wieder ein Erlebnis, das er bis in die Zehenspitzen spürte. Es war eine Antwort, die Pascale nicht befriedigte. Auch süße Schafe sterben.
    Peter Damms sah erstaunt auf, als sich eine kleine Hand auf seine Schulter legte. Eine Hand mit einem leichten, aber fordernden Druck. Er saß noch immer auf der Taurolle am Bug, starrte in das mondmilchige Meer und dachte an das Schiff und die dreihundert Mann in seinem Leib.
    »Sie, Pascale?« sagte er. »Macht Ihnen der Mond auch so zu schaffen?«
    »Nicht nur der Mond, Peter …« Sie setzte sich neben ihn. Sie trug eine ganz dünne Bluse und enge Hot Pants, und selbst in diesem ungewissen Licht von Sternen und Mond sah Damms ihre steilen Brüste durch den durchsichtigen Stoff. Ihm wurde plötzlich heiß, und er sah nach hinten.
    »Was macht Chagrin?«
    »Er schnarcht. Er schnarcht widerlich. Sie schnarchen nicht, Peter. Ich weiß, daß Sie es nicht tun.«
    »Möglich!« Damms war so unsicher wie noch nie in seinem Leben. »Ich kenne die Turnkünste meines Gaumensegels nicht. Aber der Mond!« Er zeigte auf die große blanke Scheibe, einen Mond wie im Theater. »Schon als Kind war es so. Bei Mondschein saß ich stundenlang im Bett und mußte grübeln.«
    »Darum sind Sie auch ein so kluger Mensch geworden«, sagte Pascale in einem Anfall von Witz. »Peter, ich habe irgendwie eine Schwäche für kluge Männer. Ich kann's nicht erklären. René ist ein Bulle, weiter nichts. Aber Sie, Peter – Sie graben Altertümer aus. Das muß herrlich sein. Die ganzen alten Könige kennenzulernen …«
    Es wurde eine merkwürdige Nacht.
    Peter Damms erzählte Pascale von Nebukadnezar und den Ausgrabungen von Qumran am Toten Meer. Pascale berichtete von ihrer freudlosen Jugend in Saint-Germain-des-Prés, dem versoffenen Vater, der Mutter, die zehn Stunden lang Wäsche wusch. Eine traurige Geschichte, mit der Pascale schon viel Erfolg gehabt hatte.
    Nach drei Stunden gegenseitigen Interessenaustausches küßten sie sich. Es war ein Kuß, der Peter Damms von der Taurolle zog. Er hatte so etwas noch nicht erlebt und kannte das nur aus Schilderungen, die sich um die Königin von Saba drehten.
    Erst gegen Morgen kroch Pascale wieder in den Verschlag am Heck des Bootes und weckte Chagrin.
    »Na?« fragte er kurz.
    »Er ist erledigt.« Pascale streckte sich genußvoll aus.
    »Nun bist du dran, chérie …«
    Am nächsten Morgen um sieben weckte Chagrin die Mannschaft. Er schlug an die Bordglocke und brüllte: »Aufstehen! Millionen verdienen!«
    Eine halbe Stunde später tauchten sie wieder ins Meer. Faerber und Chagrin allein. Peter Damms blieb an Bord. Er klagte über Kopfschmerzen. Wer aber seine verliebten Blicke bemerkte, wußte genau, wo sein Schmerz saß.
    Faerber winkte noch einmal aus dem Wasser zu Ellen hinauf, dann stieß er Chagrin nach in die Tiefe. Das große Abenteuer, das Aufrollen des goldenen Teppichs, hatte begonnen.
    Chagrin schwamm voraus, schnell, elegant, ein großer schwarzer Fisch mit leuchtend orangefarbenen Rückenflossen, dem Sauerstoffbehälter. Ein paarmal blickte er sich um, ob Faerber ihm folgen konnte, und wies mit der Hand weiter in das grünliche Dunkel. Sie hatten die Schweinwerfer angestellt und die Harpunen schußbereit an der Seite. Lange, scharfe Messer steckten in den breiten Gürteln. Chagrin hatte auch eine Unterwasserpistole bei sich, eine Waffe, die das Geschoß mit konzentrierter Kohlensäure herausdrückte.
    Der Meeresboden, über den sie hinwegschwammen, war mit Korallenstämmen, Muschelbänken und großen Steinen übersät. Dazwischen immer wieder große Sandflächen, gefährlich wie ein Sumpf, von kleinen Strudeln durchzogen. Fischschwärme begleiteten Chagrin und Faerber, kleine, bunt schillernde, pfeilschnelle Wesen, ohne Angst vor den Menschen, die ihnen unbekannt waren.
    Chagrin räusperte sich. Er hatte aus Paris eine Neuheit mitgebracht, eine Art Kehlkopfmikrofon, das mit in Gummi gebetteten
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