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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kopfhörern verbunden war, Empfänger und Sender zugleich. Mit dem Gerät konnten sich die Taucher untereinander verständigen, aber auch oben an Bord konnte man mithören und Weisungen durchgeben. Chagrin hob den Arm.
    »Verstehen Sie mich, Hans?« fragte er.
    Faerber nickte. »Ja.«
    »Hallo, Zentrale. Hallo, Zentrale! Melden!« rief Chagrin.
    Auf der Nuestra Señora saßen Peter Damms und Pascale vor dem Funkkasten und strahlten sich an, wie es auf der ganzen Welt nur Verliebte können. »Wir hören!« sagte Damms. »Was ist los da unten? Die Verständigung ist gut.«
    »Wir nähern uns der ungefähren Lage des Schiffes. Ich lasse einen Markierungsballon hoch. Kommt langsam in die Nähe der Stelle und laßt einen Transportkorb herunter. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Es knackte, die Verbindung zum Meeresboden brach ab. Damms gab Pascale einen Kuß und ging hinüber zum Ruderhaus. Er warf den Motor an und wartete auf das Auftauchen des roten Ballons.
    Ellen Herder kam aus der kleinen Küche die schmale Treppe herauf. Sie trug einen hellgelben Badeanzug und hatte die rotbraunen Haare auf dem Kopf zusammengebunden.
    »Du bist wohl total verrückt, was?« sagte sie.
    Peter Damms starrte auf die leicht bewegte Oberfläche des Meeres. Sein langer hagerer Körper in der knappen Badehose wirkte wie ein mit rötlicher Haut bespanntes Skelett. »Was ist los?« fragte er zurück.
    »Du hast Pascale geküßt. Ich hab's von der Küche aus gesehen.«
    »Kümmere dich um das Essen …«
    Der rote Ballon tauchte auf und schaukelte auf dem Wasser. Damms nahm langsam Kurs darauf und schien sich ganz auf dieses einfache Manöver zu konzentrieren. »Willst du an Bord ein Eifersuchtsdrama inszenieren?« fragte Ellen. »Wenn Chagrin dich mit Pascale überrascht, ist der Teufel los!«
    »Wieso?« Damms schüttelte den Kopf. »Was hat Chagrin damit zu tun?«
    »Du Rindvieh! Sie ist seine Geliebte!« rief Ellen grob.
    »Irrtum. Er ist Pascales Pflegevater. Sie hat's mir erzählt.«
    »Er hat ein gepflegtes Bett, jawohl.« Ellen lehnte sich neben Damms an das Fenster des Ruderhauses. »Ich hatte sofort ein ungutes Gefühl, als ich das rote Teufelchen sah. Aber daß es so schnell geht … Sie legt ein Tempo vor, als könne sie nicht abwarten, daß Chagrin und du sich die Köpfe einschlagen.«
    »Keiner schlägt Köpfe ein.« Damms grinste Ellen verlegen an. Das Boot hatte den Markierungsballon erreicht und hielt dicht daneben an. Pascale kletterte zwischen den auf Deck aufgebauten Geräten herum und suchte den großen Drahtkorb an der langen Nylonleine. In ihrem engen Bikini schien sie fast nackt zu sein – ein Anblick, den selbst Ellen erregend fand, wie sie sich widerwillig eingestand.
    »Und wie soll das weitergehen?« fragte sie. »Wenn wir hier noch Wochen herumliegen …?«
    »Ihr Frauen denkt immer an später! Alles, was man tut, muß ein Morgen haben! Das Zukunftsdenken der Frau, sagte Nietzsche …«
    »Peter, quatsch nicht.« Ellen legte Damms die Hand auf den Arm. Es war ein fester Druck, und Damms wandte ihr erstaunt den Kopf zu. »Heb deine Angelegenheit mit Pascale auf, bis wir wieder an Land sind. Wir werden noch genug Probleme an Bord bekommen.«
    »Du magst Pascale nicht, ich weiß.« Damms stellte den Motor ab. Das kleine Schiff schaukelte hin und her. Pascale winkte vom Bug herüber und warf einen Schwimmanker über Bord. »Sie ist die herrlichste Frau in meinem Leben, Ellen.«
    »Wie viele Frauen hast du schon gehabt, Peter?«
    Damms blickte wieder geradeaus. Er war froh, sich hinter seiner großen Sonnenbrille verstecken zu können. Wieviel, dachte er.
    Drei kleine Erlebnisse, sonst nur das Studium, das völlige Versinken in den Geheimnissen des Altertums. Archäologie, Ausgrabungen als sexueller Ersatz … Erst ab heute wußte er, daß eine Frau wie Pascale eine ganze Welt verändern kann.
    »Ich liebe sie«, sagte Damms laut.
    »Wie ein Blinder, der eine Blume riecht und nicht sieht, daß sie giftig ist!«
    »Wenn ihr Weiber euch nicht gegenseitig die Augen auskratzen könnt, ist die Welt nicht in Ordnung!« Er machte das Ruder fest und ging zur Tür.
    »Natürlich wirst du es Hans sagen«, meinte er, schon halb an Deck. »Ich habe auch vor Hans keine Angst. Und wenn du Moral predigen willst – warum hat Hans dich mitgenommen? Nur fürs Kartoffelschälen?«
    Ellen sah Damms ernst an. Er hielt ihrem Blick einen kurzen Augenblick stand, dann drehte er sich um.
    »Du hast dich sehr verändert, Peter«, sagte sie
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