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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kleinen Siedlung Xcalak, bis man das Motorboot für einen Monat chartern konnte, und dann der Umbau des Schiffes in ein behelfsmäßiges Wohnboot. Wände aus geflochtenen Blättern und Decken, eine Kücheneinrichtung, die man in Mexiko City gekauft hatte: Propangas, zwei Flammen, ein paar Töpfe, Geschirr, Gläser und Bestecke.
    Das Wichtigste waren die Taucherausrüstungen und das Werkzeug für die Schatzsuche, waren Sauerstofflaschen, Unterwasserscheinwerfer, Harpunen, Unterwassergewehre, ein Drahtkäfig, in den man bei Haiangriffen flüchten konnte, dicke Nylonseile, eine Winde, eine Radarsonde. Der alte Faerber hatte tief in die Tasche gegriffen und alles nach Mexiko fliegen lassen.
    Chagrin brachte seine eigene Ausrüstung mit. Peter Damms betrachtete sie argwöhnisch. »Damit ginge ich nicht mal einen Meter tief in den Swimmingpool«, sagte er zu Faerber. »Der Knabe hat Mut.«
    An einem Sonntag – Ellen führte den Kalender – ließen sich Faerber, Damms und Chagrin zum ersten Tauchausflug von der Bordwand rückwärts ins Wasser fallen. Ellen winkte ihnen zu. Pascale, in einem glutroten knappen Bikini, die roten Haare offen im Wind wie eine flatternde, blutgetränkte Fahne, warf Kußhändchen. Dann setzte sie sich an den Bug, ließ die schlanken langen Beine über Bord baumeln und sonnte sich.
    Mit langen, gleichmäßigen Fußschlägen schwammen Faerber, Damms und Chagrin nebeneinanderher. Sie waren erst fünf Meter tief, das Wasser unter ihnen war noch klar, Fischschwärme umspielten sie, ein sandiger, muschelübersäter, von flachen Korallenkolonien bevölkerter Meeresboden. Dann fiel der Boden fast senkrecht ab, grünliches Halbdunkel war unter ihnen. Das Unbekannte öffnete sich zum Kampf, zur Eroberung.
    Chagrin knipste seinen großen Brustscheinwerfer an und stieß nach unten. Faerber folgte ihm sofort, zuletzt Peter Damms, der eine Sekunde zögerte und dann bewies, was er gelernt hatte.
    In dem Graben, in den sie hineintauchten, wimmelte es von Fischen, als gäbe es hier eine warme Strömung, in der sich jedes Lebewesen wohlfühlte. Chagrin winkte nach links und nach rechts. Auseinander, hieß das. In breiter Front weiterschwimmen. Tiefer! Bis zum Boden! Es sind jetzt zwölf Meter. Ganz schöner Druck, was? Aber wir können noch tiefer hinunter. Wenn die Karte stimmt, liegt das Wrack bei 22 bis 25 Metern.
    Peter Damms war der erste, der diesen Versuch aufgab. Er ließ sich vorsichtig nach oben treiben und tauchte aus dem Meer. Troja ist auch nicht an einem Tag ausgegraben worden, sagte er sich. Der Hans, ja, das ist ein Sportsmann, und Chagrin ein Profi. Bei jeder Bewegung sieht man es. Aber in einer Woche bin ich mit unten.
    Damms schwamm zum Boot zurück. Von weitem schon erkannte er Pascale in dem leichten roten Bikini.
    Zehn Minuten später schwamm Faerber zurück. »Nichts!« rief er Ellen zu, die die Strickleiter über Bord warf. »Nur Sand und Muscheln …«
    Eine Viertelstunde später – mit dem letzten Zug Sauerstoff – tauchte Chagrin auf. Mit weiten Stößen schwamm er zur Nuestra Señora und kletterte prustend an Bord. Pascale und Damms schnallten ihm die Sauerstofflaschen vom Rücken.
    »Zweihundertneunundzwanzig Meter von hier liegen zwei Schiffe im Sand!« sagte er. Seine schwarzen Augen glänzten. »Eines von ihnen muß die Zephyrus sein!« In diesem Augenblick waren sie alle eine große Familie; sie lagen sich in den Armen und küßten sich, schrien vor Freude und tanzten über Deck. Ein Augenblick der Freundschaft – die letzte Brüderlichkeit an Bord.
    Von nun an war die Nuestra Señora die Hölle.
    In dieser Nacht schliefen sie alle nicht.
    Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, in einem Bett zu liegen und zu wissen, daß zweiundzwanzig Meter tief unter der Matratze 15 Millionen in Gold und einige Kisten und Säcke mit Edelsteinen warten.
    Peter Damms hielt es nicht mehr in seiner engen Einmannkoje aus. Er ging an Deck, setzte sich auf eine Taurolle und steckte sich eine Pfeife an. Das Pfeifenrauchen hatte er sich während des Taucherlehrgangs angewöhnt. Er blickte über das im Mondschein wie ein gekräuseltes, verwaschenes blaues Tuch wirkende Meer und fixierte die Stelle, an der das Wrack nach Chagrins Angaben liegen mußte.
    Der Schatz interessierte ihn weniger als das Schiff. 1540, dachte Damms. 47 Jahre, nachdem Kolumbus Mittelamerika entdeckt hatte. Wenn der Orkan die Zephyrus auf den Meeresgrund gedrückt hatte, dann war sie untergegangen mit Mann und Maus. Vielleicht
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