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Ein Teelöffel Land und Meer

Ein Teelöffel Land und Meer

Titel: Ein Teelöffel Land und Meer
Autoren: Dina Nayeri
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wisse, dass du eine bessere Frau bist, als ich es bin.
    Vielleicht wird es mir niemals gelingen, die Haut der Einwanderin abzustreifen, die Träume von einem alten Iran zu vergessen, den es nicht mehr gibt, und endlich dazuzugehören. Aber meine Schwester kann das.
    Wer weiß, ob ich irgendwann wirklich ein eigenes Vermächtnis hinterlassen werde. Aber ich habe mir einst Folgendes vorgenommen: Im Exil werde ich ein anderer Mensch sein – nicht die Saba mit den zwei gescheiterten Ehen, nicht die verletzte Saba, die zwei alte Männer ins Grab brachte. Ich werde nicht mehr die andere Hälfte meiner toten Schwester sein. Also habe ich ihre Geschichte aufgeschrieben, und die Dschinn haben ebenso schnell vor mir Reißaus genommen, wie sie gekommen sind. Mithilfe der wohldosierten TV -Erfahrungen meiner Schwester habe ich die Einwanderersorgen verbannt, sodass ich durch die Straßen schlendern kann, als gehörten sie mir. Und schließlich werde ich Mahtab zurück ins Meer legen, viele Tausend Teelöffel Wasser entfernt – wo sie hingehört.
    Jetzt gehe ich in meiner neuen Stadt zum Markt, und ich … Moment … wer ist da gerade an mir vorbeigegangen? Diese Frau mit dem kurzen grauen Haar und dem blauen Manteau. Ob sie denselben alten Übermantel all die Jahre lang behalten hat?
    Ich muss au f hören, mir selbst Geschichten zu erzählen, aber es liegt mir einfach zu sehr im Blut.
    Nach oben ging’s, und da war
maast
 …

Anmerkung der Autorin
    Ich bin eine iranische Exilantin. Diese Geschichte ist mein Traum vom Iran, den ich aus der Ferne erschaffen habe, so wie Saba sich ein Amerika für ihre Schwester erträumt. Saba sehnt sich danach, das Amerika aus dem Fernsehen zu besuchen, so wie ich mich danach sehne, einen Iran zu besuchen, der längst verschwunden ist. Dieses Buch ist mein eigener Mahtab-Traum.
    Cheshmeh, ein fiktives Dorf im Shomal (Nordiran), ist eine Mischung aus mehreren Dörfern, die Teil meiner Kindheitserinnerungen an die Heimat sind. Manche Details habe ich einem Dorf entnommen, andere habe ich aus verschiedenen Städten und Provinzen eingefügt, und manche habe ich erfunden. Wenn ein Detail sich nicht für die Geschichte eignete, habe ich, wie in der erzählenden Literatur inzwischen üblich, der Geschichte Priorität eingeräumt, was dazu führte, dass einige verwirrende oder irrelevante Fakten oder Gebräuche unerwähnt blieben. Bestimmte Organisationen, die im Roman namentlich erwähnt werden, beispielsweise Shirzan und Gospel Radio Iran, sind fiktiv. Der postrevolutionäre Iran ist ein widersprüchliches Land. Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass vieles von dem, was wir Westler als typisch für den modernen Iran einschätzen, sich von Tag zu Tag, von Stadt zu Stadt und von Familie zu Familie anders darstellt. Selbst in einer kleinen Region wie Gilan gestaltet sich das Leben der Menschen völlig unterschiedlich. Ich habe versucht, den Geist der Region und der Zeit wahrheitsgetreu wiederzugeben, auch wenn ich mich entschieden habe, manche Details zu übergehen (z. B. die vielen Spielarten von Hidschab/Tschador und die Tatsache, dass das
korsi
so weit nördlich kaum zu finden ist – wenngleich ich gesehen habe, dass es aufgestellt wurde, um es Kindern zu zeigen). Manche Aspekte von Sabas Geschichte sind einzigartig – eine wohlhabende christliche Familie, die größtenteils unbehelligt in einem Dorf wohnt; ein belesenes iranisches Mädchen, das gut Englisch kann und sich dennoch dafür entscheidet, vorerst nicht zu studieren. (Iranische Mädchen sind meist lerneifrig und ehrgeizig. Die begabtesten unter ihnen finden häufig den Weg an ausländische Universitäten, die notwendigen Mittel vorausgesetzt.) Das sind die ungewöhnlichen Aspekte von Sabas Leben. Ich bin den unten genannten Personen, die mich bei den Recherchen zu dem Buch aus den USA , aus Frankreich und Holland unterstützten, zu großem Dank verpflichtet.
    Ich möchte denjenigen danken, die meinen Roman lasen, die großzügig ihre Zeit opferten, um meine Fragen zu beantworten, oder mir halfen, Bücher, Videos, Fotos und andere Dokumente zu finden (vor allem denjenigen, die mir ihre privaten Alben zusandten oder Bücher ausfindig machten, die nur im Iran erhältlich sind). Aufgrund der Gefahren, die mit Reisen in den Iran verbunden sind, musste ich manche Nachnamen weglassen. Ein großes Dankeschön geht an meine ersten Leser: Anna Heldring, Chris Saxe, Eric Asp, Tori Egherman, Andrea Marshall Webb, Jonathan Webb, Pierre
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