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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Autoren: Laura Mundson
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langen Winter in Montana.
    Mein Wahlspruch lautet übrigens: »Ich schreibe, um Licht in einen bis dato dämmrigen oder sogar pechschwarzen Winkel zu bringen und auf diese Weise mir und anderen zu helfen.«
    Und genau darum soll es in diesem Buch gehen. Vielleicht hilft es jemand. Vielleicht rettet es sogar Ehen und Jobs und Kinderherzen, die niemals brechen sollten. Genau so ein Buch hätte ich jetzt gern auf meinem Nachttisch. Und wenn es nur darum ginge, zu wissen, dass ich mit meinem Kummer nicht allein bin.
    Wenn mein Mann und ich am Ende gemeinsam dastehen, einander liebend, nach wie vor verheiratet und ohne zu leiden, dann wird dieser Sommer sich gelohnt haben. Dann wird dieses Buch sich lohnen.

    Und selbst wenn es uns nicht gelingen sollte, dann weiß ich, dass ich ein besserer Mensch sein werde, weil ich so gelebt habe.
    Also bleiben Sie bitte bei mir. Wie eine gute Freundin. Vielleicht werden wir gemeinsam etwas lernen, das unser Leben verändert. Ich bin bereit, es zu versuchen. Um unseretwillen.

Nur atmen
    8.45 Uhr. Derselbe Morgen.

    In diesem Moment rühren sich meine Kinder, und ich frage mich, wie ich mit der Situation umgehen soll. Erzähle ich ihnen, was ihr Daddy gerade durchmacht? Wenn ja, sollte ich versuchen, meine Worte in eine Sprache zu übersetzen, die sie verstehen können. Um ihnen begreiflich zu machen, wie schwer es mich gestern getroffen hat, als er mir sagte, wie wahnsinnig schlecht es ihm geht. Weil er keinen Ausweg sieht. Weil seine Firma total am Ende ist. Dass wir bis zum Hals in Schulden stecken. Dass unsere Ersparnisse schwinden. Dass wir vielleicht die Farm verlieren, die wir so nach Maß gebaut haben, dass in die Bücherregale unserer Kinder ihre Sammlungen von Spielzeugpferden und Autos exakt hineinpassen. Dazu das Land, auf dem wir unsere Hunde und Pferde, die Katze, den Fisch und noch dazu die geliebte zahme Ratte meiner Tochter halten.
    Und vor allem frage ich mich, wie ich vor ihnen verbergen soll, dass er, während er mir zum ersten Mal seit Monaten wieder einmal in die Augen schaute, zu mir sagte, er müsse allein sein, bevor er sich eine Kugel in den Kopf jage. Und
das, obwohl wir mehr als unser halbes Leben miteinander verbracht haben. Er wäre sich nicht sicher, ob er mich noch liebt. Oder ob er es je getan habe. Ja, er sei sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt zu lieben in der Lage sei.
    Dieser letzte Punkt bringt mich aus meinem Kopf und in sein Herz: Er stellt seine Fähigkeit zu lieben infrage.
    Ich dagegen tue das nicht, denn ich bin schon seit langer Zeit Zeugin und Empfängerin seiner Liebe. Wenn er so denkt, muss tief in seinem Inneren etwas entzwei gegangen sein. Ich denke an die Momente, als ich mich ganz am Boden fühlte. Wie war das für mich? Habe ich da meine Fähigkeit zu lieben angezweifelt? Vielleicht. Aber ich habe herausgefunden, dass ich Liebe zu mir selbst und zu meiner Umgebung fast unmittelbar erzeugen kann, wenn ich mich schöpferisch betätige. Insbesondere, wenn ich etwas Schönes hervorbringen kann.
    Schönheit zu würdigen und zu pflegen ist etwas, das ich schon mein Leben lang schätze. Und ich empfinde Hochachtung für die, die Schönheit erschaffen. Meine Mutter und meine Großmütter haben mich das gelehrt. Sie hatten einen Sinn für die Dinge – für schöne Dinge. Und sie haben ihn mir sehr ernsthaft nahegebracht. Und das hatte nichts mit Snobismus zu tun. Es ging eher um Ästhetik und Familienstolz. Um Tradition. Das Interesse am Vermächtnis einer Generation an die nächste. Wie ein Staffelstab aus Porzellan, Kristall und Sterlingsilber.
    Nur dass es sich hier um keinen Staffellauf handelt. Eher um eine Evolution von Prinzipien und Vorsätzen, angefangen bei der Mayflower über den Unabhängigkeitskrieg und den Bürgerkrieg bis über die Zeit der Siedler hinaus. Sie sollten mal die vielen Bibeln sehen, die ich im Regal stehen habe, eine stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Oder die handgefertigten Spitzen von so vielen jungen Frauen für so viele
Aussteuern. Das Teeservice und die verspielten besonderen Silbersachen speziell für Toast oder Rosinenbrötchen oder Bratensoße. Das alles passt zwar kaum zu meinem Leben in Montana, doch es steht für die Schönheit meiner Kindheit, und ich habe es geliebt, liebe es bis heute.
    Denn für mich besitzen diese Dinge nicht nur Schönheit. Sie bedeuten Sicherheit. Wenn Teerosen in einer polierten Silbervase neben meinem Bett standen oder der Tisch mit bestem Limoges und Steuben und
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