Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Autoren: Laura Mundson
Vom Netzwerk:
abgehauen.« Sie bemühte sich um ein schiefes Lächeln, aber ich konnte ihren Schmerz darüber sehen.
    Es war schwer, nicht daran zu denken, dass mir Ähnliches nur knapp erspart geblieben war. Außerdem konnte man ja nie wissen, was noch passieren würde. In einem Jahr stünde ich vielleicht genauso da und müsste meinen Anhänger an eine andere Frau und deren Ehemann verkaufen. Solche Gedanken lassen mich verzagen, und auf dieses Gefühl würde ich lieber verzichten. Besonders jetzt.

    Mein Mann ging rundherum, besah sich die Reifen und fragte: »Irgendeine Ahnung, wann die Lager und die Achse das letzte Mal geschmiert wurden?«
    Sie lachte bitter auf. »Meine Güte, wenn ich das wüsste!«
    Ich öffnete die Tür zur Sattelkammer des Anhängers und war so begeistert wie ein kleines Mädchen. Ich stellte mir meinen Sattel darin vor. Mein Zaumzeug an diesem Haken. Den Geruch nach Pferd und Leder. Vielleicht noch ein paar Pferdepostkarten an den Wänden. Gefundene Adlerfedern. Im Notfall könnte man darin sogar schlafen. Wenn es sein müsste. Wir könnten in diesem 2000 Circle J Apache mit dreifach verstellbarer Laderampe, der von Rost überzogen und mit nicht mehr zu entfernendem Pferdemist an den Wänden »verziert« war, das ganze Land durchstreifen.
    Ich registrierte, dass sie mich beobachtete: »Wir haben die Pferde in diesem Anhänger immer mit zum Camping genommen. In die Sattelkammer haben wir Heu und Holz und Zelte und alles gepackt.« Sie sah wieder traurig drein. Aber nicht selbstmitleidig, sondern eher betrübt über die harten Zeiten.
    Mein Mann kroch unter den Trailer und klopfte daran herum. »Der Boden sieht noch ganz gut aus.«
    Dann kam er zwischen Stroh und Unkraut wieder hervorgekrochen. »Wie viel wollen Sie denn dafür haben?«
    »Zweitausendfünfhundert«, sagte sie.
    »Wir haben zweitausend in bar«, sagte er.
    Ich fühlte mich nicht gut bei der Vorstellung, ihr etwas zu nehmen, mit dem sie so gute Erinnerungen an ihren Mann verband. »Es sind lauter Dollarscheine aus einem Schuhkarton unter meinem Bett«, sagte ich und fühlte mich sofort ziemlich dumm. Als ob es für sie leichter würde, wenn sie wüsste, dass wir auch keine Millionäre waren.

    Aber sie nickte und lächelte. Die Frau schien eine ähnliche Schuhschachtel unter ihrem Bett zu haben. »Zweitausend wären für mich in Ordnung.«
    »Wir melden uns bis zum Abend«, sagte mein Mann. »Welche Größe hat denn die Kupplung?«
    Sie sagte es uns, und wir gaben uns die Hand.
    Ich hatte ein komisches Gefühl, als wir vom Hof fuhren und mein Mann laut über die benötigte Kupplung nachdachte. »O mein Gott! Machen wir das jetzt wirklich? Ich kann’s gar nicht glauben. Ich habe fast ein bisschen Angst. Ich weiß doch gar nicht, wie man so einen Anhänger von der Stelle bewegt und ankuppelt und sichert. Das klingt doch irgendwie beängstigend. Meinst du, das ist schwer?«
    »Du wirst das schnell raushaben. Du bist doch eine gute Autofahrerin.«
    GROSSES KOMPLIMENT.
    »Zeigst du mir dann, wie das geht? Ich will erst ein bisschen üben, bevor ich mein Pferd einlade.«
    »Na klar.« Er schob sogar seine Hand in meine. Und ich musste an die Gurkenglas-Philosophie denken. Wann hatte er zum letzten Mal Gelegenheit gehabt, mir mit etwas auf einem Gebiet zu helfen, auf dem er sich auskannte? Mit etwas, das er mir anbot? Trotzdem übernahm ich Verantwortung für meinen Part. Ich bezahlte den Anhänger. Ich hatte angefangen, davon zu träumen. Damit hatte ich den Deckel sozusagen gelockert. Was machte es da schon, ihn darum zu bitten? Manchmal müssen wir schließlich auch um etwas bitten.
    Später saßen wir in der Küche und erledigten unsere Hausaufgaben, indem wir herumtelefonierten. Ich rief alle möglichen Verkäufer von gebrauchten Anhängern in Montana, Texas und Wyoming an, die mir allesamt versicherten, ein
solcher 2000 Circle J für 2000 Dollar sei ein Schnäppchen. Keiner machte sich auch nur die Mühe, mir etwas verkaufen zu wollen, was er selbst auf dem Hof stehen hatte. Einer, natürlich aus Montana, meinte sogar: »Meine Güte, ich hab den gleichen für 5500 bei mir stehen. Also holen Sie sich das Ding, bevor Sie’s bereuen. Für den Preis finden Sie’s nie wieder.«
    Mein Mann hatte das aufgeschlagene Telefonbuch vor sich und telefonierte mit seinem Handy. Er hatte diesen geschäftsmäßigen Ton für wichtige Typen drauf. Aber er vereinbarte keine Partie Golf und keinen Angeltrip. Stattdessen sprach er mit dem Autohändler. Über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher