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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Autoren: Laura Mundson
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meinen Geländewagen. Um zu erfahren, welches Gewicht der wohl ziehen könnte. Danach unterhielt er sich mit dem Typen, den er in dem Autoteile-Laden kennt – das war jemand, der auch etwas von Pferden verstand. Was er den Mann fragte, war geradezu rührend. So decouvrierend ließ er sich normalerweise nie in die Karten gucken, denn kurz gesagt: Man merkte, dass er null Ahnung von Pferden hatte.
    Ich wusste bereits viel mehr, als er mühsam aus drei verschiedenen Quellen zusammengetragen hatte, aber ich ließ mir natürlich nichts anmerken. Das war ja schließlich bei der ganzen Sache auch nicht seine Aufgabe. Sein Job war das Fahren.
    Es fühlte sich jedenfalls toll an, dass mein Mann wegen mir so viele Telefonate führte. Ich genoss diese Mischung aus Liebe und Fürsorge. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr verspürt. Wen kümmerte es noch, ob dabei letztlich ein Pferdeanhänger heraussprang? Wir waren jedenfalls wieder vereint.
    Ich ging hinauf, um meine Schuhschachtel zu holen. Als ich alle Scheine herausgenommen hatte, kam ich auf 1900
Dollar. Darauf bin ich stolz, denn das habe ich mir mit Schreiben verdient.
    Auf alle Fälle nahm ich das Bündel mit hinunter und zählte es, während er immer noch mit wichtigen Leuten telefonierte, auf den Küchentisch. Als hätte ich das oben nicht schon getan. Zweimal sogar.
    Irgendwann hatte ich seine Aufmerksamkeit. Bares. Rasch beendete er sein Telefonat und beobachtete, wie ich die Noten zu Hunderterstapeln legte. Immer im rechten Winkel zueinander, wie man das etwa beim Bridge macht. Als wollte ich ihm beweisen, dass man selbst dafür verantwortlich ist, die eigenen Träume zu verwirklichen. Auch wenn wir dabei manchmal etwas Unterstützung brauchen.
    »Dealst du etwa mit Drogen?«, fragte er lachend.
    Ich lächelte und zählte laut weiter. »Siebenhundert, achthundert, neunhundert. Ich verdiene ja ein bisschen was als Autorin, weißt du.« Als ich damit fertig war, die Geldstapel anzuordnen, schaute ich auf. »Hör zu. Ich möchte das nicht machen, wenn du nicht damit einverstanden bist. Ich bin genauso zufrieden, wenn ich es auf unser gemeinsames Konto einzahle, um damit die Rechnungen zu begleichen. Ich will ja fair sein. Und das meine ich wirklich so.«
    Er stutzte, und ich stelle mir vor, dass das auch der Mann meiner Freundin tut, wenn sie ihm das Gurkenglas hinhält. »O nein«, sagte er. »Zweitausend machen für unsere finanzielle Situation keinen richtig großen Unterschied aus. Du wünschst dir den Anhänger schon so lange. Es ist unsinnig, dass du noch keinen hast. Nimm den. Ich gebe die fehlenden hundert Dollar dazu, weil ich dir ja auch nichts zum Geburtstag geschenkt habe.«
    Wie wirksam es ist, wenn man seine Bedürfnisse artikuliert. Wenn man um Hilfe bittet. Verantwortung für seinen
eigenen Teil übernimmt. Und sich mehr auf die Absicht konzentriert als auf das Ergebnis. Das ist wie Italien. Jetzt versteht er es.
    »Lass ihn uns abholen und die Kinder an der Schule damit überraschen«, sagte er.
    Wir kauften die richtige Kupplung, fuhren zurück zur Ranch, bezahlten den Trailer in bar, und freundlich, geradezu behutsam zeigte er mir, wie man ihn an mein Auto hängte. Freundlichkeit und Behutsamkeit waren diesen Sommer über nicht gerade seine herausragenden Eigenschaften gewesen.
    Ich denke, das hat mit Stolz zu tun. Dabei ist es aber nicht nur sein Stolz, sondern unser gemeinsamer. Ich kaufe mir selbst etwas, das für mein leidenschaftliches Hobby wichtig ist. Ich übernehme Verantwortung für etwas, das in meiner Vorstellung von Glück liegt – allerdings etwas, das ich kontrollieren kann. Wie Italien. Jetzt versteht er es.
    Sein Mobiltelefon klingelte, ein Freund war dran, und er sprach von dem Trailer als unserem Trailer.
    Derart in Einklang mit ihm habe ich mich den ganzen Sommer über nicht gefühlt. Das fühlt sich an wie eine Heilsalbe. Ein Pferdeanhänger? Wer hätte das gedacht?
    Wir lachten und kicherten den ganzen Weg bis zum Abholen an der Schule und auf dem gesamten Heimweg, weil wir jetzt stolze Besitzer eines weiteren Mitglieds unserer bescheidenen Flotte leicht derangierter, motorisierter Fahrzeuge sind.
    Als wir in die Einfahrt einbogen, malten wir uns gerade aus, was unsere Eltern dazu sagen würden, in ihren schneeweißen Tennisdressen auf dem Weg zu einem ihrer Country Clubs in der New Yorker oder Chicagoer Vorstadt. In Montana scheint es so, als würden umso mehr Fahrzeuge in der Einfahrt, im Vorgarten und manchmal sogar
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