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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Autoren: Laura Mundson
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geholfen hast. Das hat mir wirklich viel bedeutet.«
    »Klar«, sagte er nur.
    »Auch wenn es sein kann, dass du mich fortan kaum noch zu Gesicht bekommen wirst«, erwiderte ich und kitzelte ihn. Einen Monat zuvor hatte ich mich nicht einmal getraut, ihn zu berühren.
    Er protestierte und kitzelte zurück. Dann gaben wir uns einen Gutenachtkuss.
    Bald war er eingeschlafen, während ich noch wach lag und die Vorstellung genoss, dass wir uns wieder auf gleichem Terrain begegneten.

    Es funktioniert. Ich spüre es. Morgen ist unser Hochzeitstag. Und ich werde daran genießen, was ich will. Ich warte nicht mehr auf irgendwas. Wenn ich mich als Garten begreife und das Gefühl habe, dass ich gehegt werden muss, dann tue ich das fortan selbst. Und ich muss einfach daran glauben, dass er meinem Beispiel folgen wird. Selbst wenn dem nicht so sein wird, ist es eine fantastische Lebenseinstellung.

Zwei Ballons
    25. September 2008.

    Heute ist also unser Hochzeitstag. Fünfzehn Jahre. Oder eigentlich zwanzig, wenn man die Zeit vor unserer Ehe dazurechnet.
    Ich bringe die Kinder zur Schule und hinterlasse ihm auf dem Küchentisch eine Karte mit den Rilke- und Rumi-Zitaten. Und einem Bild von zwei Heißluftballons.
    Als ich nach Hause komme, sitzt er bei einem Tee und bedankt sich für die Karte. Ich will Ihnen nur das Highlight unseres Hochzeitstages berichten, das tatsächlich, abgesehen von Italien und dem Pferdeanhänger, der Höhepunkt meines ganzen Sommers war. Es passierte gegen Ende des Tages. Und dort möchte ich jetzt kurz hinspringen. Ich denke, das kann ich mir für diesen besonderen Tag und an dieser Stelle durchaus erlauben.
    Ich fuhr aus der Einfahrt, um die Kinder abzuholen. Die Autofenster waren zu.
    Da kam er mit dem Rasenmäher um die Ecke gebogen.
    Inzwischen habe ich mich schon daran gewöhnt, dass er nicht Hallo und Auf Wiedersehen sagt, und habe mir ein Fell
wachsen lassen, das dafür sorgt, dass ich damit zurechtkomme und nicht mehr über meine unerfüllten Wünsche in dieser Hinsicht hadere. Manchmal gehe ich einfach auf ihn zu und küsse ihn und sage Auf Wiedersehen oder Hallo oder Ich liebe dich, egal, ob es ihm passt oder nicht. In letzter Zeit tue ich das sogar immer öfter.
    Aber jetzt war er da und sah mich an. Lächelnd. Vom Rasenmäher aus.
    Ich drückte den Knopf, um das Fenster herunterzulassen, und inmitten des Rasemäherlärms, im Abendlicht, während rötliche Strahlen durch die reich tragenden Obstbäume fielen und vom Sitz seines Rasenmähers herunter, da sagte er mit übertriebenen Lippenbewegungen, sodass es ganz eindeutig war: ICH LIEBE DICH!
    Und das von einem Mann, der mir im Juli eröffnet hatte: »Ich kann mich zu einer Zukunft mit dir verpflichten. Wenn auch ohne eine Spur Zutrauen … oder dergleichen.«
    Ich weigere mich, weiter über diese Worte nachzudenken und ersetze sie lieber durch diese erst eben und ganz real ausgesprochenen Vokale und Konsonanten: Iiiich lieeeeebeeeeee diiiiiiiiiich.
    Meine böse Zwillingsschwester Sheila attackiert aus dem Hinterhalt. Sie hat sich aus dem Exil wieder zu mir durchgeschlagen. Sie dürstet nach Blut …
    Er liebt dich nicht. Er ist ein Dämlack. Der tut doch nur so. Er will sein Haus und seine Kinder nicht verlieren, deshalb tut er so, als würde er dich lieben. Der Typ ist so verängstigt, dass er im Moment alles sagen oder machen würde. Sei bloß vorsichtig. Ich würde dem verdammten Mistkerl keine Sekunde lang trauen. Du musst dir ein eigenes Konto bei der Bank eröffnen. Aus diesem Burschen wird doch nichts mehr. Nur weil einer dir vom Rasenmäher runter erzählt, er würde dich
lieben, und dich dabei anschaut, nur deshalb bist du gleich den Tränen nahe? Was zum Teufel macht der überhaupt an einem Donnerstagnachmittag zu Hause? Da sollte höchstens der Gärtner den Rasen mähen. Und dein Mann sollte bei der Arbeit sein und sein gottverdammtes Geld verdienen!
    Verpiss dich, Sheila. Du nervst einfach nur. Wie eine von diesen blöden Seifenopern aus den Achtzigern.
    Und dann nehme ich das »Ich liebe dich« meines Mannes den ganzen Weg mit in die Stadt und zum Abholen der Kinder an der Schule und durch ihre Musikstunden und das Einkaufen des Abendessens – Sushi und Veuve Cliquot, weil es unser Hochzeitstag ist und weil ich gerade wieder einen Scheck für einen Zeitschriftenartikel bekommen habe, und sei’s drum, weil wir den Sommer durchgestanden haben. Ich nehme sein »Ich liebe dich« mit in das gemeinsame heiße Bad in der Wanne
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