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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Autoren: Laura Mundson
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reiten?«
    Sie hat recht, dachte ich mir, als ich auflegte.

    Ich habe es satt, bei all den netten Gelegenheiten, mich anderen Reitern hier bei uns anzuschließen, Nein sagen zu müssen. Denn schließlich würde ich es liebend gern tun. Es ist wohl an der Zeit, die Dinge, die mir Freude bereiten, auch anzupacken. Und noch etwas anderes zu machen, als Mutter, Ehefrau und Schriftstellerin zu sein. Ich brauche ein Hobby, das gesund ist und mich inspiriert. In einer Halle zu reiten, das ist eine Sache. Aber Montana vom Pferderücken aus zu erkunden, das ist Nahrung für die Seele. Selbst wenn ich ein Hasenfuß bin. Ich muss einfach jemand um Hilfe bitten.
    Also holte ich die Schuhschachtel hervor, in der ich seit Jahren einen Teil des Geldes, das ich mit meinen Artikeln verdient habe, für Pferde-Notfallkosten spare. Ich zählte und kam auf knapp zweitausend. Gerade genug für einen bescheidenen Pferdeanhänger.
    Die Möglichkeiten, die sich vor mir auftun, habe ich bis jetzt mental gar nicht zugelassen. An den Ufern des Lake Koocanusa oben an der kanadischen Grenzen entlanggaloppieren. Meine Freunde am anderen Ende des Tales zu einem Ausritt in die Swans treffen. Endlich die alljährliche Einladung zu einem mehrtätigen Ritt ins Hinterland der Bob Marshall Wilderness annehmen. Ganz Montana stand mir auf einmal offen. Ein Montana, für das ich bereit war.
    Unten saß mein Mann am Küchentisch und recherchierte im Internet nach Jobs. Ich schnappte mir den Mountain Trade und setzte mich ihm gegenüber.
    »Irgendwas Gutes drin?«, fragte er. Unfreiwillig Komisches im Mountain Trader zu finden, ist uns ein rituelles Vergnügen.
    »Hier hab ich was«, sagte ich. »Zu verkaufen – zwei Mischlingswelpen und Anhänger mit vier Rädern – braucht neue
Räder. Im Tausch gegen Winterreifen gibt’s die Hunde gratis.«
    Er schaute auf und lachte.
    »Oder das hier: ›Gesucht – Stallhasen und Hühner. Nicht zum Verzehr.‹«
    Wir mussten beide lachen.
    »Suchst du irgendwas Bestimmtes?«, sagte er.
    »Eigentlich einen Pferdeanhänger. Nichts Großartiges. Ich habe seit einer Weile gespart und ein paar Hunderter dafür zusammen bekommen.« Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen. Als würde es mir nicht zustehen, so etwas Großes zu kaufen, während er nach einem Job sucht. Wo ich doch gerade erst in Italien war. Auch wenn ich mir den Aufenthalt dort selbst bezahlt habe. »Ich will dich damit aber nicht belasten.«
    »Du meine Güte, ich habe eine Geländemaschine und leiste mir jedes Jahr eine Saisonkarte zum Skifahren. Also kauf dir, was du brauchst. Es ist ja dein Geld. Du hast es verdient.« Ich liebe diesen Mann.
    Er weiß, wie lange ich mir schon einen Pferdeanhänger wünsche – fast seit zehn Jahren schaue ich mir im Straßenverkehr die Augen danach aus. Und ich denke, ihm ist sogar klar, dass dies eine Investition in die Ausgeglichenheit einer Frau wäre, die gerade nicht den besten Sommer ihres Lebens hinter sich hat. Trotz allem finde ich es großzügig von ihm.
    »Ich danke dir.«
    Nachdem ich also Jahre davon gesprochen hatte, einen Anhänger zu wollen, mehr oder weniger mein zweitgrößter Wunsch nach der Reise nach Italien, raffte ich mich nun endlich auf, jemand anzurufen, der einen im Trader inseriert hatte.
    Die Frau beschrieb mir den Weg zu ihrer Ranch.

    »Würdest du mit mir dort hinfahren?«, fragte ich ihn. »Ich kenne mich ja mit Pferdeanhängern nicht wirklich gut aus. Eigentlich überhaupt nicht. Um ganz ehrlich zu sein … Mir ist dabei ein bisschen mulmig zumute.«
    Das ist die Gurkenglas-Philosophie. Etwas gemeinsam machen.
    Wir fuhren durch das Tal. Es war sonnig und trocken, und wir unterhielten uns über die Waldbrandgefahr.
    »Übernimm du das Reden«, sagte ich. Ich habe ihn schon oft als Verhandler erlebt. Er ist gut darin. Schließlich war das jahrelang sein Job.
    Aber mit den Leuten hier in Montana ist es schwierig. Sie sind nämlich so ehrlich, dass man sich fragt, ob sie irgendwas im Schilde führen.
    »Welches Baujahr hat denn dieser Trailer?«, fragte er die derangierte Verkäuferin, die sich vergeblich bemühte, ihre Hunde von uns fernzuhalten. »Und wie viele Meilen hat er denn schon auf dem Buckel?«
    Ich machte einen beschwichtigenden Kommentar. »Lassen Sie sie ruhig. Wir haben selber Hunde.«
    Sie lächelte, aber dann verschwand das Lächeln gleich wieder. »Ich weiß nicht, aus welchem Jahr er ist. Mein Mann hat sich immer um all diese Dinge gekümmert. Aber er ist nach Alaska
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