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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Autoren: Laura Mundson
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uns verrückt zu machen. Sie haben uns permanent in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
    Ich erlaube mir eine Anleihe an den Song von Johnny Mercer: Wir waren zusammen glücklich und unglücklich. Es scheint wichtig, zu wissen, wie beides geht.

Indian Summer
    Eine meiner Freundinnen vertritt die von ihr erfundene Gurkenglas-Philosophie. Sie behauptet, ein Haufen Spannungen in ihrer Ehe ließen sich beseitigen, wenn sie ihrem Mann ein Gurkenglas in die Hand drückt.
    Das Ganze ist so simpel wie ein Zen-Kōan:
    Sie tut sich schwer damit, das Gurkenglas zu öffnen.
    Sie gibt das Glas ihrem Mann.
    Er öffnet es.
    Sie sagt lächelnd: »Na gut, aber ich habe es für dich gelockert.«
    Doch einer weiß so gut wie der andere, dass es deshalb funktioniert, weil beide das Gleiche wollen.
    Man könnte auch von einem ehelichen Abkommen sprechen. Beide haben am Ende ein Ergebnis, mit dem sie gut leben können (nicht zu vergessen, dass es auch noch Gurken gibt). Die Welt ist in Ordnung.
    Alles, was sie dafür tun musste, war, ihr Bedürfnis zu formulieren. Und seine »Stärke« anzuerkennen. Um seine Hilfe zu bitten. Einen Schritt zurückzutreten. Und anzunehmen, was er zu bieten hatte. Ist sie deshalb machtlos? Selbstverständlich nicht.
    Ich habe ein eigenes Beispiel dafür.

    Seit acht Jahren wünsche ich mir einen Pferdeanhänger – seit ich herausgefunden habe, was meinem Familienleben, meiner Schreibtätigkeit, meinem Seelenleben guttut. Und seit ich mich daran erinnert habe, wie sehr ich Pferde liebe.
    Nichts Tolles. Nur etwas, um mein Pferd zum Tierarzt zu bringen und mal an gemeinsamen Ausritten irgendwo in unserem Tal teilzunehmen. Aber ich habe mir sofort eingeredet, ich sei nicht die Richtige für so einen Anhänger. Zwei Gründe sprachen meiner Ansicht nach dagegen:
Es wäre eine kostspielige Anschaffung.
Ich bin ein Hasenfuß.
    Hübsche Pferdeanhänger können Zehntausende kosten, aber ich bin schließlich keine englische Dressurreiterin. Ich besitze ein braves Pferd mit einem guten Charakter, dem ich auf Ausritten vertraue. Darum geht es mir. Ich würde auch auf meinem Hund reiten, wenn das ginge. Ich möchte einfach nur ein bisschen Spaß und Abwechslung haben. Ein Stückchen galoppieren. Auch mal springen, wenn es sich gerade anbietet.
    Aber die Vorstellung, ein 500 Kilo schweres Tier in eine Kiste aus Metall zu verladen, in der ich mich dann auch selbst befinde, erschien mir wie Selbstmord. Nicht auszudenken, was da alles passieren konnte. Und dazu noch die Tatsache, dass eine kleine Stahlkugel an meinem Geländewagen ein Pferd plus das Gewicht des Anhängers aushalten sollte … Damit wäre ich doch prädestiniert, im Straßengraben zu landen! Und was, wenn mir dann noch ein Hirsch vor den Wagen läuft? Wie würden sich die Hunderte Kilos von Pferd und Anhänger hinter mir in so einem Fall auswirken? Außerdem galt es noch, die Holzlaster, das Eis und die montanatypischen
Eigenschaften meiner Umgebung zu bedenken. Elche. Bären. Wapitis. Betrunkene Jäger.
    Es ist doch erstaunlich, wie wir uns selbst unsere Träume ausreden. (Sie hätten mal die Liste meiner Argumente gegen Italien sehen sollen – sogar Mafiabosse kamen darin vor.)
    Seit Jahren sehe ich jede Menge anderer Frauen aller Staturen Pferde in Anhänger verladen, die Ladeklappe schließen, ihre großen Geländewagen anschmeißen und damit den Highway ansteuern.
    Aber das bin nicht ich, denke ich. Ich werde mich mit der kleinen Halle begnügen, dort, wo ich mein Pferd im Winter einstelle … und ich werde ein bisschen vor mich hin traben. Vielleicht auch mal auf die Wiese hinausreiten. Oder einen Abstecher zum Fluss wagen.
    Aber wenn ich mich von meiner Furcht lenken lasse, dann setzt sich früher oder später mein Unfug-Detektor durch. So auch gestern.
    Eine Freundin rief mich an, weil sie gerade ein paar Mädels für einen Ausritt zusammentrommelte. Und wieder einmal musste ich absagen. Keine Möglichkeit, mein Pferd zu transportieren.
    Es war wie damals beim Einkaufen, als die Freundin nachfragte, warum ich denn nicht wieder nach Italien führe. »Wo liegt denn dein Problem?«, sagte auch diese Freundin am Telefon. »Ich kann gar nicht glauben, dass du keinen Pferdeanhänger besitzt. Du brauchst ja gar nichts wer weiß wie Aufwändiges. Bei Mountain Trader kriegst du die Dinger praktisch geschenkt. Ich versteh dich wirklich nicht. Was nützt es dir denn, an einem Ort wie Montana ein Pferd zu haben, wenn du damit nicht wegkommst, um es zu
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