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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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Ort und Stelle nachzuforschen.«
    »Aber ich denke, Cameron hatte
den Tausch der Kinder bei seinem letzten Aufenthalt in Südamerika bereits
aufgedeckt?«
    »Das hatte er auch, aber ihm
fehlten noch schlüssige Beweise. Darum stellte er nach seiner Rückkehr hier
weitere Nachforschungen an. Es dauerte einige Zeit, bis er Señora Lerida
ausfindig machte. Nachdem er mit ihr gesprochen hatte, ließ er Juanita Grafton
zu sich kommen, die nach dem Gespräch mit ihm bis zur Hysterie aufgeregt war.
Sie bemühte sich verzweifelt, sowohl Sharples als auch Shirley Bruce zu
erreichen. Mit Sharples konnte sie endlich am Nachmittag telefonieren, und was
er ihr bei diesem Gespräch mitteilte, beruhigte sie weitgehend.«
    »Sie meinen, sie wurde
hysterisch, weil sie Cameron umgebracht hatte?«
    »Nein. Juanita hat Cameron
nicht umgebracht. Aber die Nachricht von seinem Tode beruhigte sie so.«
    »Wenn das stimmt, dann bleiben
nicht mehr viele übrig, die den Mord begangen haben können.«
    »Ganz richtig. Genaugenommen
nur noch einer.«
    Sellers kratzte sich am
Hinterkopf wie immer, wenn er angestrengt nachdachte. »Alles schön und gut,
Lam«, meinte er schließlich, »aber das ist nicht mehr als eine Theorie.«
    »Stimmt. Aber Kolumbus hatte
auch nicht mehr zur Verfügung, und er entdeckte Amerika«, erwiderte ich.
    »Ist das nicht furchtbar
anstrengend, wenn man dauernd so scharf nachdenken muß wie Sie, Donald?« fragte
Sellers sarkastisch. »Brauchen Sie nicht gelegentlich auch einmal eine
Erholung?«
    »Keine schlechte Idee,
Kommissar«, erwiderte ich und überhörte seinen Sarkasmus geflissentlich.
»Nachdem hier ja jetzt alles klar ist, werden Sie mich auch ein paar Tage
entbehren können. Wenn Sie Bertha sehen, bestellen Sie ihr einen schönen Gruß,
ich sei angeln gefahren«, damit wandte ich mich um und ging ins Haus zurück.
     
     
     

Sechsundzwanzigstes
Kapitel
EIN GESCHENK FÜR
DONALD
     
    A ls ich nach zwei Tagen in unser
Büro kam, war ich darauf gefaßt, Bertha am Rande eines Schlaganfalles, zum
mindesten aber mit stark erhöhtem Blutdruck anzutreffen. Ich hatte mich
gründlich geirrt.
    Bertha war wieder einmal
honigsüß und schmolz dahin wie Butter an der Sonne. »Es ist alles fertig,
Donald, Liebling«, sagte sie, »sieh es dir nur an.«
    Triumphierend öffnete sie dann
die Tür mit dem Schild:
    DONALD LAM • PRIVAT.
    Es waren zwei Büroräume. In dem
kleinen, aber gut erleuchteten Vorzimmer saß Elsie Brand und klapperte wie
immer auf ihrer Schreibmaschine. Hinter ihr stand die Tür zu einem zweiten Raum
offen. Es war ein geräumiges Zimmer, mit einem Schreibtisch aus poliertem
Nußbaumholz und tiefen Polstersesseln prächtig möbliert und mit dicken
Teppichen ausgestattet.
    »Wie gefällt es dir?« fragte
Bertha, ängstlich Beifall heischend.
    Ich ging zu Elsie Brand hinüber
und fragte: »Was schreiben Sie da?«
    »Die Neue tippt nicht sehr
schnell«, erklärte Bertha eilfertig, »und war in Rückstand gekommen. Darum habe
ich...«
    Ich riß das Papier aus Elsies
Maschine und hielt es Bertha hin. »Wenn deine Sekretärin ihre Arbeit nicht
schafft, dann suche ihr eine Hilfskraft. Elsie Brand arbeitet ausschließlich
für mich.«
    Bertha holte tief Luft.
»Selbstverständlich. Wenn du es nicht willst, Donald«, gab sie klein bei.
    Elsie sah mit einem etwas
verzerrten Lächeln zu mir auf. »Ich weiß, daß Sie es gut meinen, Donald«,
meinte sie. »Aber ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet. Tag für Tag habe
ich hier acht Stunden an der Maschine gesessen, und wenn ich nichts zu tun
habe, werde ich...«
    »Sie werden sich genauso
verhalten wie alle anderen Sekretärinnen auch. Kaufen Sie sich eine
Zeitschrift, legen Sie sie in Ihre Schublade und lesen Sie darin, wenn mal
weniger zu tun ist. Sollte dann ein Besucher kommen, schieben Sie die Schublade
einfach zu und setzen ein Gesicht auf, als seien Sie eine Rechenmaschine. Ist
der dann aus Ihrem Zimmer heraus, ziehen Sie die Schublade wieder auf und lesen
weiter.«
    »Aber, Donald, Sie wissen
genau, daß ich das nicht fertigbringe.«
    »Ich weiß genau, daß Sie nicht
Tag für Tag auf der Schreibmaschine klappern können, ohne eines Tages
zusammenzubrechen. Das habe ich oft genug bei Frauen erlebt. Sie haben es lange
genug getan. Von jetzt an machen Sie sich Ihr Leben auch am Tage leichter.«
    Elsie warf einen furchtsamen
Blick auf Bertha. Aber Bertha lächelte nur wohlwollend, wenn es ihr auch Mühe
zu machen schien.
    »Ich konnte dir noch gar
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