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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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Augen glitzerten vor
Habgier.
    Sharples wandte ihr nicht
einmal den Kopf zu. »Darauf brauchen wir wohl nicht einzugehen«, sagte er über
die Schulter.
    Als Antwort gab Berthas
Drehstuhl plötzlich ein besonders hohes Quietschen von sich.
    »Und was sollen wir in der
Sache tun?« fragte ich Sharples.
    »Ich möchte, daß Sie einen
Auftrag für mich übernehmen.«
    »Und das wäre?«
    Sharples veränderte seine
Stellung etwas. »Ich tue es ungern, und es fällt mir schwer, Ihnen davon zu
erzählen.«
    Er wartete auf meine
Ermunterung, aber ich reagierte nicht.
    Bertha wollte etwas sagen, aber
ich fing ihren Blick noch gerade rechtzeitig auf und scheuchte sie zurück.
    »Damit Sie verstehen, in
welcher Lage ich mich befinde, muß ich Ihnen einiges über die beteiligten
Personen sagen. Cora Hendricks war eine sehr wohlhabende Frau. Sie starb, ohne
nahe Verwandte zu hinterlassen, denn Shirley Bruce ist die Tochter einer
verstorbenen Kusine von ihr. Als Shirleys Mutter starb, nahm Cora Hendricks sie
auf, und das war nur ein paar Monate, bevor Miss Hendricks selbst starb. Robert
Hockley ist überhaupt nicht mit ihr verwandt. Er ist der Sohn einer nahen
Freundin. Sein Vater ist ungefähr ein Jahr vor Miss Hendricks gestorben.«
    Sharples räusperte sich
gewichtig. »Robert Hockley«, fuhr er dann in einem Ton fort, als fälle er ein
endgültiges Urteil, »ist ein junger Mann mit einem ziemlich ausschweifenden
Lebenswandel. Er ist ungebärdig, mehr als das, er ist widerspenstig,
unzugänglich, mißtrauisch und provozierend. Ich glaube, er ist das vorsätzlich.«
    »Spielt er?«
    »Ganz bestimmt.«
    »Das kostet Geld«, sagte ich.
    »Da haben Sie recht.«
    »Und geben Sie es ihm?«
    »Das tun wir entschieden nicht,
Mr. Lam. Wir haben die Zuwendungen für Robert Hockley eng begrenzt. Ja, in
Anbetracht der Größe des Vermögens ist das, was wir ihm geben, kaum mehr als
ein Taschengeld.«
    »Wie steht es mit Miss Bruce?«
    Sharples’ Züge glätteten sich.
»Miss Bruce ist das genaue Gegenteil«, sagte er. »Sie ist ein sehr
zurückhaltendes, charmantes, hübsches Mädchen und ist sich über den Wert des
Geldes völlig klar.«
    »Ist sie blond oder dunkel?«
    »Dunkel. Warum?«
    »Ich fragte nur so.«
    Er zog seine buschigen
Augenbrauen zusammen, aber ich begegnete seinem Blick mit unbeweglicher Miene.
    »Ihr Aussehen ist unwichtig«,
wies Sharples mich zurecht und fuhr fort: »Wir würden Robert Hockley gegenüber
gern großzügiger sein. Es schmerzt uns, ihm einen großen Teil des Einkommens
aus dem Vermögen vorenthalten zu müssen.«
    »Und weil er für seine
Passionen einen Haufen Geld braucht, spielt er sofort mit jedem Cent, den man
ihm in die Hand gibt. Ist es nicht so?«
    Harry Sharples legte die
Fingerspitzen zusammen und wählte seine Worte sehr sorgfältig: »Robert Hockley
ist eine seltsame Mischung. Als wir ihm den Betrag verweigerten, den er für
sich als angemessen hielt, lieh er sich Geld und gründete einen kleinen
Betrieb. Eine Reparaturwerkstatt für Stoßstangen und Scheinwerfer.«
    »Geht das Geschäft?«
    »Das weiß niemand. Ich habe
vergeblich versucht, dahinterzukommen, bezweifle indessen sehr, daß er Erfolg
haben wird. Er ist nicht der Typ dafür. Er ist zu unfreundlich und zu
mürrisch.«
    Sharples wandte sich zu Bertha:
»Eigentlich weiß ich nicht, was mich veranlaßt hat, hierherzukommen«, sagte er
gereizt.
    Bertha strahlte ihn an. »Mit
Privatdetektiven ist es wie in einem türkischen Bad. Wer es noch nie versucht
hat, ist zunächst schrecklich verlegen. Aber wenn man sie ein- oder zweimal in
Anspruch genommen hat, erkennt man den Nutzen und...«
    Mit aufmunterndem Lächeln
überließ sie es Sharples, sich den Rest des Satzes selbst zu ergänzen.
    »Ich benötige einige
Informationen, die ich einfach haben muß, und die ich selber nicht in der Lage
bin zu bekommen.«
    »Dazu sind wir ja da«,
zwitscherte Bertha wieder.
    »Auf ihre Weise ist Shirley
Bruce auch ein Problem. Sehen Sie, nach den Bestimmungen des Testaments sind
wir ermächtigt, jedem der Erben soviel zu geben, wie wir für richtig halten.
Wenn wir wollen, können wir dem einen gar nichts und dem anderen zehntausend im
Monat zahlen. Wenn dies für längere Zeit geschähe, würde natürlich am Ende das
Gleichgewicht gestört sein. Mit anderen Worten, der eine der Erben würde mehr,
bedeutend mehr als der andere erhalten.«
    »Im Jahr hundertzwanzigtausend
mehr«, sagte ich.
    »Diese Zahl war nur angenommen,
Mr. Lam.«
    »So habe
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