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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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zurückgekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Er kam vor
etwa zwanzig Minuten, als Bertha noch nicht zurück war, und hat auf sie
gewartet.«
    »Hatte er etwas Besonderes auf
dem Herzen?«
    »Es schien so.?
    »Ich gehe mal ‘rein. Nehmen Sie
nur die Arbeit nicht so ernst, Elsie.«
    Sie lachte. »Seit Sie mir die
Gehaltserhöhung verschafft haben, kriegt Bertha jedesmal einen roten Kopf, wenn
sie sieht, daß ich mir die Nase pudere.«
    »Machen Sie sich nichts
daraus«, sagte ich; »ihr Herz ist aus purem Gold, sie hat es nur durch einen
Betonpanzer geschützt.«
    Ich öffnete die Tür zu Berthas
Arbeitszimmer und trat ein.
    Wenn Bertha erst einmal das
Honorar kassiert hatte, pflegte sie auf jedes überflüssige Lächeln zu
verzichten. Auch ihr Gespräch mit Harry Sharples, der ihr mit leicht gerötetem
Gesicht gegenübersaß, war nüchtern und sachlich.
    Als ich die Tür öffnete,
unterbrach Bertha sich mitten im Satz.
    »Da ist er ja«, sagte sie,
»fragen Sie ihn selbst.«
    »Das werde ich«, erwiderte
Sharples.
    Ich stieß die Tür mit dem Fuß
zu: »Was gibt’s denn?« fragte ich.
    »Was haben Sie bloß Nuttall
gesagt?« wandte Sharples sich an mich.
    »Warum fragen Sie danach?«
    »Nuttall rief mich aufgeregt an
und wollte wissen, ob ich mit irgend jemand über das Kollier gesprochen habe.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich stritt es entschieden ab.«
    »Dann ist ja alles in bester
Ordnung.«
    »Ich habe den Verdacht, daß er
durch Sie zu dieser Frage veranlaßt wurde.«
    »So? Nun, ich bin bereits
dahintergekommen, wer ihm das Kollier verkauft hat.«
    Sharples sah mich mit
gerunzelter Stirn ungläubig an. »Was sind Sie?«
    »Dahintergekommen, wer ihm das
Kollier verkauft hat.«
    »Das glaube ich nicht. Das ist
in einem Geschäft dieser Klasse unmöglich.«
    »Es war Robert Cameron.«
    »Großer Gott, sind Sie verrückt
geworden, Lam?«
    »Cameron schaltete einen
Kapitalmakler namens Peter Jarratt ein.«
    »Du lieber Himmel, wie haben
Sie das alles herausgefunden?« wollte Sharples wissen.
    »Was haben Sie von uns
erwartet?« warf Bertha schnippisch ein. »Daß wir herumsitzen und die Daumen
drehen?«
    »Aber das ist doch alles völlig
unsinnig. Erstens kenne ich Nuttalls Ruf, und ich kenne auch seine
Geschäftsgebaren. Er würde nie den Namen der Person preisgeben, von der er das
Kollier gekauft hat. Eine erstklassige Firma wie Nuttall kann sich das niemals
leisten, denn sie befindet sich da in einer ähnlichen Lage wie ein gutes
Pfandhaus. Ferner ist Bob Cameron mein Geschäftspartner als Nachlaßverwalter.
Seit Jahren bin ich mit ihm befreundet. Er würde nie etwas Derartiges tun, ohne
mich vorher um Rat zu fragen. Und schließlich: Shirley Bruce. Ich weiß, daß sie
mich sehr gern hat und mir wie ihrem nächsten Verwandten vertraut. Sie nennt
mich >Onkel Harry<; sie könnte mir nicht näherstehen, wenn ich wirklich
ihr Onkel wäre. Dagegen hat sie für Bob Cameron nicht sehr viel übrig. Es ist
nicht gerade so, daß sie ihn nicht leiden kann, aber sie kommen nicht besonders
gut miteinander aus und verspüren auch keine besondere Zuneigung füreinander.
Wenn Shirley sich jemandem anzuvertrauen hätte, dann wäre sie zu mir gekommen.«
    »Sie wollten mich doch mit ihr
bekannt machen. Wann wird das geschehen?« fragte ich.
    »Nicht, bevor ich mit Bob
gesprochen habe. Ich werde ihn zur Rede stellen, ich werde... Verdammt, ich
werde Ihnen beweisen, daß Sie sich gründlich irren.«
    »Er wohnt 2904, Griswell Drive.
Wann wollen Sie zu ihm?« fragte ich.
    Sharples blickte auf seine Uhr
und schob seinen Stuhl zurück: »Sofort«, sagte er grimmig. »Wenn Sie sich
geirrt und unnütz in ein Wespennest gestochen haben — und ich weiß genau, daß
Sie sich irren —, dann lasse ich meinen Scheck sperren.«
    Bertha wollte etwas sagen, aber
unterließ es dann. Ich wußte genau, daß sie Sharples’ Scheck eingelöst hatte,
noch ehe die Tinte darauf trocken war.
    »Ich bin jederzeit bereit, Sie
zu begleiten, Mr. Sharples«, sagte ich.
     
     
     

Viertes Kapitel
EINE KRÄHE UND
EINE LEICHE
     
    I m Auto fragte ich Sharples:
»Glauben Sie nicht, daß Shirley Bruce die richtige Person wäre, um Auskunft
über das Kollier zu geben, da der Schmuck ja ihr Eigentum ist?«
    Er schüttelte den Kopf: »Nein,
sie will ich erst später fragen.«
    Ich wartete auf eine nähere
Erklärung, aber sie blieb aus. Schweigend fuhren wir weiter, bis Sharples
unvermittelt sagte: »Ich hätte nie erwartet, daß Bob etwas Derartiges tun
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