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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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Vermögens erkannten. Die Treuhänderschaft kam uns völlig
unerwartet. Im Vergleich mit Cora waren wir nur ein paar junge Abenteurer. Sie
war bedeutend älter als wir beide. Sie war eine ausgetrocknete alte Jungfer,
aber gerissen und verschwiegen. Nie hat sie über ihre Geschäfte gesprochen.
Wissen Sie, manchmal habe ich mich über die Zusammenhänge mit dem Baby
gewundert. Ich nehme zwar an, daß alles so ist, wie sie es darstellte, aber es
hätte auch ihr eigenes sein können. Sie liebte es wie... Aber es hat keinen
Zweck, weiter darüber zu reden. Für Shirley Bruce wäre es ein schwerer Schock,
wenn ihr Zweifel an ihrer Abstammung kämen. Verdammt, ich rede daher wie ein
schwatzhaftes altes Weib. Behalten Sie das ja alles für sich, Lam. Ich breche
Ihnen das Genick, wenn Sie irgend etwas tun, das Shirley kränkt.«
    »Haben Sie die Geschichte mit
der Kusine, ich meine mit Shirleys Eltern, nachgeprüft?«
    »Um die Wahrheit zu sagen,
nein. Cora kam mit dem Baby an und erzählte die Geschichte von dem Tod ihrer
Kusine. Sie war ein Jahr lang fortgewesen. Ich erinnere mich, daß Bob und ich
damals meinten... Aber das gehört auch nicht hierher. Cora hat uns gesagt, das
Kind sei Shirley Bruce und die Tochter einer Kusine, über die sie sich ziemlich
unklar ausdrückte — ich glaube, es war eine Kusine zweiten Grades... Ich möchte
wissen, ob Shirley deswegen von jemand behelligt wird. Ich kann mir wirklich
nicht vorstellen, daß sie nicht zu mir kommt, wenn sie Geld braucht.«
    »Was ist mit Cameron? Muß ich
noch irgend etwas über ihn wissen, bevor wir zu ihm hingehen?«
    »Ich glaube nicht. Übrigens,
Lam, ich weiß wirklich nicht, ob es nötig ist, daß Sie mit dabei sind.
Vielleicht genügt es, wenn Bob und ich eine offene Aussprache haben.«
    »Ganz, wie Sie wollen.
Natürlich könnte er sich darüber wundern, woher Sie wissen, daß er das Kollier
hatte.«
    »Ja, das stimmt. Und da Sie
schon so viel von der Geschichte wissen, können Sie ja auch alles erfahren.«
    »Das müssen Sie entscheiden.«
    »Tun Sie so, als ob Sie für
einen Juwelierverband arbeiten, der routinemäßig Nachforschungen anstellt,
sobald größere Schmuckstücke eines bestimmten Typs zum Verkauf angeboten
werden. Sagen Sie, was Sie wollen. Es wird Ihnen schon etwas einfallen. Sie
werden es schon überzeugend vorbringen können. Lassen Sie ihn nur nicht auf den
Gedanken kommen, daß ich Sie beauftragt habe.«
    »Dabei riskiere ich allerlei.«
    »Na, wenn schon. Dafür bezahle
ich Sie ja. Übrigens, wenn Sie bei Bob Cameron einen guten Eindruck machen
wollen, dann zeigen Sie Interesse für Pancho.«
    »Wer ist Pancho? Sein Hund?«
    »Nein, eine Krähe.«
    »Wieso hält er sich eine
Krähe?«
    »Ich weiß es auch nicht. Ich
werde nie im Leben verstehen, was Bob an dem Vogel findet. Er ist boshaft,
schmutzig, frech und laut. Bob zuliebe versuche ich, mich mit ihm anzufreunden.
Jetzt sind wir da, Mr. Lam. Ich muß gestehen, es fällt mir sehr schwer, in
dieser Weise hinter meinem Freund herzuspionieren. Aber diese Sache muß
aufgeklärt werden. Es ist eine unangenehme Aufgabe, aber sie ist unumgänglich.«
    Der Wagen hielt vor einem
weißverputzten Haus mit rotem Ziegeldach. Davor lag ein gepflegter Rasen mit
sauber beschnittenen Büschen. Im Hintergrund stand eine Garage für drei Wagen.
Cameron mußte viel Geld haben, um einen derartigen Besitz unterhalten zu
können.
    Sharples stieg aus und ging die
Stufen zur Haustür hinauf, drückte mit einer lässigen Bewegung den Daumen auf
den Klingelknopf und versuchte eine halbe Sekunde später die Tür zu öffnen. Sie
gab seinem Druck nach, und Sharples trat höflich zur Seite, um mich vorangehen
zu lassen.
    »Es ist besser, Sie gehen zuerst
hinein«, forderte ich ihn auf, »ich bin hier fremd.«
    »Sie haben recht.
Wahrscheinlich ist Cameron oben in der Glasveranda. Dort verbringt er den
größten Teil seiner Zeit. Er hat unter der Decke ein Loch anbringen lassen,
damit die verdammte Krähe nach Belieben ein- und ausfliegen kann. Bitte, hier
diese Treppe hinauf, Lam.«
    »Ist er nicht verheiratet?«
    »Nein. Er lebt allein mit einer
alten Haushälterin, einer Kolumbianerin, die seit Jahren bei ihm ist. Für einen
Junggesellen ist das Haus reichlich groß. Maria wird nicht da sein... Maria!
Hallo, Maria! Ist niemand da?«
    Das Haus gab nur ein hohles
Echo zur Antwort.
    »Sie wird wahrscheinlich
einkaufen gegangen sein«, sagte Sharples. »Na schön, gehen wir hinauf.« Und er
ging voran.
    »Dieb!
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