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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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einem Finger darauf gedrückt hätte, wäre die Druckstelle
sekundenlang sichtbar geblieben. In seinem Gesicht schien nicht mehr Spannung
zu sein als in einem Klumpen Brotteig.
    »Entweder melden Sie den Mord
der Polizei, oder Sie verschwinden schnell und melden ihn nicht. Wenn der große
Kummer, den Sie mir hier zur Schau stellen, nur Mache ist, verduften Sie
besser. Bedeutet Camerons Tod für Sie aber tatsächlich den Verlust eines
Freundes, dann empfehle ich Ihnen dringend, den Mord der Polizei zu melden.«
    Er zögerte, ehe er fragte: »Und
Sie? Sind Sie nicht gesetzlich verpflichtet, eine derartige Entdeckung zu
melden?«
    »Das ist richtig.«
    »Und würden Sie... hm... riskieren,
einen Mord nicht zu melden?«
    »Auf keinen Fall. Ich würde die
Polizei anrufen. Aber ich muß ja nicht unbedingt meinen Namen nennen oder den
der Person, mit der ich die Leiche aufgefunden habe.«
    Es kostete ihn nicht mehr Mühe,
Herr seiner Erregung zu werden, als etwa seinen Mantel auszuziehen. Er paar
Sekunden später war er wieder der kühle, selbstbeherrschte Geschäftsmann.
    »Werde ich nicht auf jeden Fall
vernommen werden?«
    »Sehr wahrscheinlich ja.«
    »Und wird man mich nicht
fragen, wo ich mich aufhielt, als der Mord begangen wurde?«
    »Das ist sehr gut möglich.«
    »Nun, dann wollen wir die Polizei
benachrichtigen. Es ist wohl besser, ich mache, daß ich hier fortkomme, und
hinterlasse nicht noch mehr Fingerabdrücke, als ohnehin schon da sind.«
    »Sind denn welche hier?« fragte
ich.
    »Nun, es kann sein, daß ich
etwas angefaßt habe.«
    »Das wäre unangenehm für Sie.«
    Er sah mich finster an.
    »Ein paar Häuser weiter ist ein
Drugstore. Dort können wir telefonieren«, sagte ich.
    »Vergessen Sie nicht, daß Sie
während der letzten Stunde mit mir zusammen waren, Lam.«
    »Nur die letzten zwanzig
Minuten«, verbesserte ich ihn.
    »Aber vorher war ich mit Mrs.
Cool zusammen.«
    »Bertha Cool hat ihr eigenes
Gedächtnis. Auf diesem Gebiet arbeiten wir unabhängig voneinander.«
     
     
     

Fünftes Kapitel
SHARPLES FORDERT
SEIN GLÜCK HERAUS
     
    I nspektor Sam Buda zeigte sich
von seiner freundlichsten Seite. Ich wußte, daß er Sharples’ Vergangenheit
anschließend haarscharf unter die Lupe nehmen würde, aber im Augenblick war er
sehr höflich und umgänglich.
    Sharples machte seine Aussage.
Danach war er ein Geschäftspartner von Bob Cameron und wollte ihn in einer
recht wichtigen Angelegenheit sprechen. Er hatte mich mitgenommen, »weil Lam
für mich... gerade... eine andere Sache bearbeitete«. Ich beobachtete, daß
Inspektor Buda Sharples’ Zögern nicht entgangen war, aber er sagte nichts dazu.
    Buda warf einen Blick in meine
Richtung; als er aber nur mein ausdrucksloses Gesicht gewahr wurde, wandte er
sich wieder Sharples zu. Im Augenblick interessierte ihn Sharples mehr. Mich
kannte er ganz genau und konnte jederzeit auf mich zurückgreifen, wenn er es für
notwendig erachtete.
    »Sie kennen Cameron schon seit
längerer Zeit?« fragte Buda.
    »Seit vielen Jahren.«
    »Sind Ihnen seine Freunde
bekannt?«
    »Ja, sicherlich.«
    »Auch seine Feinde?«
    »Er hatte keine.«
    Buda wies mit einer
Kopfbewegung auf die Leiche. »Vor eineinhalb Stunden hatte er einen.«
    Darauf hatte Sharples keine
Antwort. Was hätte er auch antworten sollen?
    »Wer ist seine Haushälterin?«
    »Maria Gonzales.«
    »Wie lange ist sie schon bei
ihm?«
    »Seit einigen Jahren.«
    »Das muß ich genauer wissen.«
    »Ungefähr acht oder zehn
Jahre.«
    »Verrichtete sie alle
Hausarbeiten allein?«
    »Soviel ich weiß, gibt sie die
Wäsche fort, und manchmal holt sie sich eine Tageshilfe. Sie ist die einzige
fest angestellte Kraft.«
    »Dann kann er aber nicht viel
Besuch empfangen haben.«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß er
überhaupt Besuche empfangen hat.«
    »Wo ist Maria Gonzales jetzt?«
    »Woher soll ich das wissen?
Vielleicht macht sie Einkäufe, oder... sie... ist eben ausgegangen.«
    Buda zwinkerte mit dem Auge.
»Das ist elementar, mein lieber Sharples«, zitierte er Sherlock Holmes.
    Sharples erwiderte nichts.
    »Seit wann hält er die Krähe?«
fragte Buda plötzlich.
    »Ungefähr drei Jahre.«
    »Kann die Krähe sprechen?«
    »Ja, aber nur ein paar Worte.«
    »Hat Cameron ihr die Zunge
gespalten?«
    »Nein, das hat er nicht. Es ist
auch so, daß eine Krähe besser sprechen lernt, wenn man ihr nicht die Zunge
spaltet.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Bob sagte es mir.«
    »Wie hat er sich die Krähe
beschafft?«
    »Er
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