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Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Titel: Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Autoren: Cathy Marie Hake
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Kapitel 1
    Texas 1891
    Die Felder waren reif für die Ernte, doch das Haus sah aus, als würde es gleich zusammenbrechen. Im Garten kämpfte das Unkraut gegen das Gemüse, und der Rosenstock vor dem Haus würde die nächste Woche nicht überleben, wenn er nicht bald gegossen würde. Hope Ladley dachte, dass dies genau der richtige Ort für sie wäre. Gott hatte sie immer dahin geführt, wo die Menschen ihre Hilfe am meisten brauchten, und dieser Hof schrie förmlich nach ihr.
    „Brrr.“ Sie machte sich erst gar nicht die Mühe, die Zügel anzuziehen, denn ihre Mauleselin war immer froh, wenn sie anhalten durfte. Hope hüpfte von ihrem zweirädrigen Karren, klopfte Hattie liebevoll auf den Hals und rief dann laut: „Ist jemand zu Hause?“ Sie griff nach einem ansehnlichen Stapel Briefe und ging damit auf das Haus zu.
    Eine offensichtlich schwangere Frau trat auf die Veranda. Mit der einen Hand schloss sie vorsichtig die Fliegengittertür hinter sich, mit der anderen rieb sie sich den Rücken. „Sei ein braves Mädchen“, sagte sie zu dem Kind im Haus. „Ich muss kurz mit jemandem reden.“
    Hope schob die Briefe in ihre Schürzentasche und murmelte: „Herr, ich tue ja alles, was du sagst, aber bitte denk daran, dass ich bisher nur bei einer vierbeinigen Geburt geholfen habe.“
    Die Frau schlurfte über die Veranda und legte eine Hand schützend über die Augen. Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht. „Hallo.“
    „Hallo. Ich bin Hope Ladley.“ Hope ging auf sie zu und erinnerte sich zu spät daran, dass sie ihre Schuhe vor ein paar Stunden ausgezogen hatte. Nun ja. Daran konnte sie jetzt nichts mehr ändern. „Ma’am, bleiben Sie ruhig im Schatten. Ich komme zu Ihnen rüber. Hier draußen ist es fast so heiß wie in der Hölle.“
    „Es ist wirklich sehr warm.“ Die Frau hatte aber die Arme um sich geschlungen, als würde sie frieren. Sie schaute an Hope vorbei. „Sind Sie ganz allein gekommen?“
    „Das könnte man so sagen, aber Gott – er ist immer bei mir. Und Hattie da drüben – sie ist mein Maulesel – nun, mit ihr zusammen fahre ich durch die Gegend.“
    Die Frau nickte langsam. Bisher hatte sie ihren Namen noch nicht gesagt, war aber ängstlich vor Hope zurückgewichen. Ihre Zunge fuhr immer wieder nervös über ihre Lippen, als wären sie vollkommen ausgetrocknet. Dann warf sie einen Blick auf die große, schwarze Pumpe im Garten. „Sind Sie gekommen, um Wasser zu holen?“
    „Hattie und ich haben beide vor einer Meile oder so schon genug getrunken. Aber vielen Dank für das Angebot.“
    „Annie?“ Ein großer, breitschultriger Mann in blauen Jeans kam um die Ecke. Er riss sich den Strohhut vom Kopf und warf seiner Frau einen fragenden Blick zu. Die tiefen Furchen um seine zusammengepressten Lippen und seine gerunzelte Stirn zeigten Hope, dass dieser Mann mehr Sorgen und Nöte auf dem Herzen hatte als viele andere.
    Die Frau auf der Veranda sagte: „Wir haben Besuch. Ihr Name ist –“
    „Hope Ladley“, ergänzte Hope, als sie auf den Farmer zuging und ihm die Hand schüttelte. Seine Hand war groß, sonnengebräunt und voller Schwielen – die Hand eines Menschen, der lange und hart für alles arbeiten musste, was er besaß. Er hatte für seine Farm geschwitzt und geschuftet und unter seinen Nägeln war Erde – ein sicheres Zeichen dafür, dass er ein guter Arbeiter war.
    „Jakob Stauffer.“ Seine Stimme war so eisig wie sein Blick.
    Herr, ich vertraue dir. Wenn du mich hier nicht haben willst, dann wirst du mich auch wieder wegschicken. Da der Farmer ihr seine Frau nicht vorgestellt hatte, unterbrach Hope jetzt das etwas unangenehme Schweigen. „Ich bin immer ziemlich geradeheraus, Mr Stauffer, deshalb will ich nicht lange drumherum reden. Ihre Ochsen brechen ja unter dem ganzen Stroh zusammen.“
    „Mit meinen Ochsen ist alles in Ordnung.“ Der Farmer warf ihr einen grimmigen Blick zu und zog seine ausgestreckte Hand schnell wieder zurück. „Keiner kann sagen, dass meine Tiere –“
    „Moment, nicht so schnell. Ich habe doch nur ein Bild aus der Bibel benutzt.“ Sie beugte sich etwas nach vorn und flüsterte fast: „Sind Sie keine gottesfürchtigen Leute?“
    „Jakob, ich glaube, sie meinte den Ochsen, der drischt.“
    Hope richtete sich wieder auf. „Ganz genau! Aber wer bekommt dann das ganze Stroh?“
    „Das Kamel.“ Die Frau schlurfte die Treppen herunter und stellte sich ganz nah neben ihren Mann. „Ich bin Annie Erickson.“
    Sie ist nicht seine Frau.
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