Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Titel: Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Autoren: Cathy Marie Hake
Vom Netzwerk:
abrupt ihren Kopf.
    Entweder ist diese Frau extrem schüchtern, oder sie will einfach nicht zu freundlich zu mir sein, falls sie mich doch wieder wegschicken. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ich erst beweisen muss, was ich kann. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich der Kleinen wirklich gerne ein paar Kekse backen. Kinder haben manchmal die Angewohnheit, etwas, was man so dahinsagt, als festes Versprechen zu nehmen.“
    „Das können wir bestimmt machen.“
    „Mrs Erickson, ich will Ihnen nicht zu nahetreten, aber können Sie lesen?“
    „Ja.“ Schnell fügte sie hinzu: „Entschuldigen Sie, Sie treten mir nicht zu nahe. Ja, ich kann lesen.“
    „Schön! Warum machen wir es dann nicht so, dass ich mir in der Küche zu schaffen mache, und Sie währenddessen die ganzen Empfehlungsschreiben lesen.“
    Hope goss Mrs Erickson noch eine Tasse Kaffee ein und rührte dann den Teig für Haferflockenkekse mit Rosinen an. Während sie den Teig löffelweise mit einem leisen „Blubb“ auf ein Backblech gab, fragte sie: „Haben Sie ein Brunnenhaus?“ Blubb.
    „Was brauchen Sie denn?“
    „Die Sahne ist fast alle und die Butter auch.“ Blubb. „Ich dachte, ich könnte noch welche holen.“ Blubb. „Jetzt, wo Emmy-Lou schläft“ – blubb – „denke ich, dass Sie“ – blubb – „nicht wollen, dass Sie allein mit einer fremden“ – blubb – „Frau im Haus aufwacht.“ Blubb.
    „Bei Ihnen geht das so schnell.“
    Hope grinste. „Kennen Sie das Sprichwort: ‚Man muss backen, solange der Ofen heiß ist.‘“
    „Schmieden, solange das Eisen heiß ist“, murmelte Mrs Erickson vor sich hin und sah auf den Boden. Hope verstand sie sofort.
    „Natürlich kann ich später noch bügeln, wenn das Eisen heiß ist.“ Sie schob die Kekse in den Ofen, stellte das Bügeleisen auf den Herd und fragte noch einmal. „So, und wo ist jetzt das Brunnenhaus?“
    * * *
    Jakobs Schritte wurden langsamer, als er am Garten vorbeikam. Überall in der dunklen Erde sah er kleine Löcher, wo zuvor das Unkraut gestanden hatte, und frisch umgegrabene Flecken malten ihm seine Nachlässigkeit vor Augen. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er sich nicht genug um den Garten gekümmert hatte. Oh, es lag nicht daran, dass er den Garten nicht von Unkraut befreien wollte, aber immer war etwas Wichtiges dazwischengekommen. Und so war das Unkraut immer weitergewachsen.
    Ein paar Kleidungsstücke flatterten an der Wäscheleine, obwohl heute nicht Waschtag war.
    An der untersten Stufe der Treppe klopfte Jakob die dicken Erdklumpen von seinen Stiefeln. Dann rümpfte er die Nase. Essig. Komisch. Auch ein bisschen verwirrend. Als er zur Tür kam, machte der Geruch plötzlich Sinn. Jemand hatte Fenster geputzt. Er korrigierte sich. Ein Fenster. Nur das Fenster links von der Tür war geputzt worden. Am rechten Fenster klebte noch der Staub.
    Er entdeckte Miss Ladley durch das saubere Fenster hindurch. Sie stand mit dem Profil zu ihm und bügelte Annies Sonntagskleid. Vorhin hatte sie einen Strohhut aufgehabt – einen alten, abgenutzten Hut, der ihre Haare verdeckte. Um ehrlich zu sein, der andere Hut, in den sie die Löcher für die Eselsohren geschnitten hatte, hätte ihr besser gestanden. Wie dem auch sei, jetzt konnte er jedenfalls ihre Haare sehen. Sie hatten die Farbe von reifem Weizen und waren zu einem dicken Zopf geflochten, der am Hinterkopf hochgesteckt worden war. Dutzende kleiner Strähnen kräuselten sich an der Stirn und im Nacken.
    Für eine Frau war sie eher normal – weder groß noch klein, weder dick noch dünn, weder schön noch hässlich. Bei ihrer ersten Begegnung waren ihm die Sommersprossen auf ihrer Nase aufgefallen und der direkte Blick ihrer haselnussbraunen Augen. Das eine wirkte irgendwie kindlich, doch das andere zeugte von Reife. Jakob rieb sich den Nacken. Zuerst würde er mit seiner Schwester sprechen und sie fragen, wie der Nachmittag gelaufen war. Annie brauchte Hilfe, aber sie brauchte niemanden, der herumschnüffelte oder sie ausfragte.
    Entschlossen drehte sich Jakob zur Tür und öffnete sie. Der köstliche Geruch von Fleisch und Kartoffeln strömte ihm entgegen. Miss Ladley schaute vom Bügeln auf und deutete auf den Waschtisch. „Mögen Sie das Wasser lieber kühl nach einem heißen Tag oder etwas angewärmt?“
    „Lassen Sie es ruhig so, wie es ist.“ Er hängte seinen Hut an den Haken neben der Tür. Dann ging er zum Waschtisch und wusch sich – aber es war komisch, sich vor einer fremden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher