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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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helfen. Pft. Was weiß der schon.« Gabi Gutierrez stampfte zur Tür, riss sie auf und schlug sie hinter sich zu. Fünf Sekunden später riss sie sie erneut auf.
    »Geistig behindert. Ja, das hört sich netter an. Sie drücken sich also netter aus. Und?« Wieder krachte die Tür ins Schloss.
    Ich sah zu dem Fenster an der Seite meines Büros hinaus. Schmarotzer hatte sich zusammengekauert wie ein Minigeier und murmelte in sein Brustgefieder.
    Weiß Gott, ich wollte helfen. Aber eine innere Stimme warnte mich davor. Danny Armenta und seine Probleme trafen zu sehr ins Schwarze.
    Außerdem musste ich praktisch denken. Was ich brauchte, war ein zahlungskräftiger Klient. Kohle bar auf die Kralle. Was Gabi Gutierrez betraf, hegte ich den Verdacht, dass sie vorhatte, mich mit tatkräftiger Dienstbarkeit zu entschädigen. Das fehlte mir gerade noch: Jemand, der hier Staub aufwirbelte und wie ein Springteufel zu Salsarhythmen durch den Raum fegte. Schon der Gedanke bereitete mir Kopfschmerzen.
    Deputy Dawson, warte nur, bis ich … bis ich was? Wie es schien, reichte schon die Vorstellung von dem Kerl, mich in Wallung zu bringen. Und nun, dank Ms Gutierrez, hegte ich den Verdacht, dass ich es in Kürze mit mehr als nur einer Vorstellung von ihm zu tun bekäme.
    Ich setzte mich an den Küchentisch, während ich darauf wartete, dass der Kaffee anfing, durch den Filter zu triefen, und fummelte dabei mit einem ruhelosen Finger an einem Stapel ungeordneter Papiere herum. Ehrlich, ich musste mir die Zahlen nicht ansehen, um die Bilanz zu kennen. Santa Barbara Investigations hatte noch nie in den schwarzen Zahlen gearbeitet. Seit den inspirierten Anfängen vor zwei Jahren hatte ich mein Einkommen durch meine Ersparnisse aufpolstern müssen. Und diese Ersparnisse, die mir auch geholfen hatten, die Hypothekenschulden für mein Haus abzutragen, waren inzwischen beinahe erschöpft.
    Ich schüttete Kaffee in meinen Becher und ging zu dem nach Osten blickenden Fenster auf der Rückseite der Küche. Wenn ich an diesem quälend schönen Junimorgen schon nicht draußen sein konnte, dann konnte ich mich wenigstens ein bisschen rauslehnen. Mit einer Hand schob ich das protestierende Fenster hoch, parkte mein Hinterteil auf dem Sims und fixierte stur die Bougainvilleen, die sich über die Mauer zogen.
    Aber meine Gedanken wanderten unweigerlich zurück zu dem hartnäckig bohrenden Thema Geld. Genauer gesagt, zu dessen Fehlen.
    In der todlangweiligen Dekade, in der ich für die San Joaquin Grape Growers Association gearbeitet hatte, hatte ich zur Seite gelegt, was ich nur konnte. Beinahe zehn Jahre, die ich damit verbracht hatte, Berichte über Grauschimmel und Zwergzikaden zu verschicken. Ächzend legte ich den Kopf in den Nacken. Die Früchte dieser unerträglichen Langeweile, in gerade gut zwei Jahren durchs Klo gespült.
    Ein Kolibri mit leuchtend purpurnem Hals sauste aus dem Nichts herbei, und sein Flügelschlag klang so laut wie das Schnurren eines Löwen. Er studierte mich einen Moment und schoss dann zu der Bougainvillea und hackte eifersüchtig auf die leuchtend pinkfarbenen Blüten ein.
    Durchs Klo gespült? Komm schon, tadelte ich mich in Gedanken, das ist einfach nicht wahr. In den vergangenen zwei Jahren hatte ich siebenundzwanzig vermisste Personen ausfindig gemacht, darunter achtzehn geistig Behinderte. Ich hatte dabei geholfen, etliche Leben zu retten. War das etwa nichts wert?
    Ich kippte den Rest meines Kaffees zum Fenster hinaus und hüpfte vom Sims, um den Becher im Spülbecken auszuspülen. Dieser Becher mit dem verblassten Bild des Hafens von Santa Barbara war mir lieb und teuer. Als ich ihn vorsichtig mit dem Geschirrtuch trocknete, lächelte ich. Mein Bruder hatte ihn in einem Gebrauchtwarenladen entdeckt und ihn mir zum vierunddreißigsten Geburtstag geschenkt. Brodie hatte sich bei mir entschuldigt, weil das Geschenk aus zweiter Hand war, aber schon da war er mir sein Gewicht in Gold wert gewesen. Jetzt war er unbezahl bar.
    Ich stellte ihn wieder an seinen Platz im Regal und ging zu dem mit Papieren überfrachteten Tisch zurück. Tatsache war, dass ich mehr Aufträge brauchte. Vermisste Leute zu suchen war meine Leidenschaft und alles, was ich wirklich wollte. Aber wenn ich außerdem überleben wollte, dann musste ich meinen Horizont erweitern.
    Was ich aber in diesem Moment brauchte, war ganz einfach frische Luft. Ich wandte dem Tisch die Kehrseite zu und ging zur Tür.
    Als ich die Anacapa Street
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