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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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Text auf meiner Visitenkarte, die ich inzwischen seit beinahe zwei Jahren verteilte. Jaymie Zarlin, Santa Barbaria Investigations. »Wo haben Sie die her?«, fragte ich in gestrengem Ton, ganz so, als wäre ich das Opfer einer Falschschreibungsverschwörung.
    »Von einem Bullen. Großer Bursche, sexy. Dawson, glaube ich. Scheint Sie zu mögen. Ich kann mir vorstellen, warum – abgesehen von den Augen und Ihren Klamotten sind Sie eine Chica guapa .«
    Ein hübsches Mädchen? Sie schmeichelte mir: Ich wusste verdammt gut, wie ich aussah. Ja, meine Augen hatten unterschiedliche Farben, eines leuchtete in unschuldigem Blau, das andere in einem verschlagenen, zynischen Grün. Meine olivfarbene Haut war mit störrischen Sommersprossen übersät, die noch aus meiner Kindheit übrig geblieben waren, und ich trug mein braunes Rosshaar vorzugsweise zu einem Pferdeschwanz gebunden. Zu gesetzt, um hübsch zu sein, hätte ich gesagt. Aber ansehnlich genug, um über die Runden zu kommen.
    Aber was zum Teufel war falsch an meiner schwarzen Jeans, den Sportschuhen und meinem besten altehrwürdigen T-Shirt? Kalt lächelnd beschloss ich, den Köder nicht zu schnappen. »Mike Dawson? Klar, den kenne ich.«
    »So, so. Darauf wette ich.« Die Frau hielt mir die Fliegengittertür auf und wartete, als ich mein Fahrrad am schmiedeeisernen Treppengeländer anschloss. »Ich bin übrigens Gabi Gutierrez. Gehen wir rein, ja? Und könnte ich bitte ein Glas Wasser haben? Ich bin schon seit einer Stunde hier, und es ist so heiß, dass mir der Schweiß in die Arschritze fließt.« Gnadenlos folgte sie mir auf dem Fuße.
    Der für Suite D kennzeichnende Geruch von feuchtem Putz und trockenem Schwamm hieß uns willkommen, als wir eintraten. Ich warf meine Tasche auf den Schreibtisch, machte mich daran, eines der brüchigen Rollos hochzuziehen und erschrak: Ein winziges, hutzeliges Gesicht stierte mir durch das Glas entgegen.
    »Schmarotzer! Krächz! Schmarotzer!« Das Kreischen war laut genug, eine Sirene zu übertönen. Meine Nachbarin, die ihren Lebensunterhalt mit der Rückführung nicht bezahlter Wertgegenstände verdiente, hatte ihren gelbgrünen Papagei draußen geparkt und eines seiner schuppigen Beine an einer Stange festgebunden. Wie üblich flatterte sich der Vogel bei meinem Anblick in blinde Raserei.
    »Ziemlich muffig hier drin. Soll ich die Fenster aufmachen?« Ms Gutierrez wartete nicht erst auf eine Antwort, sondern zog die übrigen Rollos hoch und schob die Fenster nach oben. »Wow, sieh sich einer diesen Staub an. Und dieser Vogel – pft! Hässlich wie die Sünde.«
    Sie lehnte sich aus dem Fenster und wedelte warnend mit dem Finger vor dem Papagei. Ungläubig starrte ich an ihr vorbei: Schmarotzer putzte sich auf seiner Stange den Schnabel, emsig und stumm.
    Ich ging zur Küche und sah unterwegs verstohlen zurück. Die Frau strich argwöhnisch mit einem Finger über meinen Schreibtisch und lächelte.
    »Sie sollten sich ein neues Fahrrad kaufen, aus Aluminium«, rief sie mir nach. »Etwas, das leichter ist als das alte Ding. Wie viele Zimmer haben Sie hier?«
    »Zimmer?« Mit einem Glas Wasser kehrte ich zurück und reichte es ihr. Dann ließ ich mich hinter dem Schreibtisch auf meinen Bürostuhl fallen und nahm eine Haltung ein, von der ich hoffte, dass sie Respekt gebietend wirkte. »Drei, mit dem Bad, schätze ich. Übrigens, was Sie als ›altes Ding‹ bezeichnen, habe ich seit der fünften Klasse. Ich habe es mir mit Babysitting verdient.«
    »Okay, schon verstanden. Für Sie ist es etwas Besonderes.« Ihre Augen wanderten über die Wände und erfassten meine gesamte Innendekoration: eine zerknitterte Karte von Santa Barbara, ein Gezeitenkalender aus dem letzten Jahr und ein Schaukasten mit aufgespießten Schmetterlingen. »Dieser Raum braucht ein kreatives Händchen. Vielleicht ein paar hübsche Samtvorhänge. Ich kenne eine Dame an der San Andres Street, die näht wirklich …«
    »Ms Gutierrez?« Ich kämpfte darum, die Papiere, die auf meinem Schreibtisch verstreut lagen, zu einem Stapel zusammenzuschieben, den ich anschließend mit einem Sandsteinklumpen sicherte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Bitte, nennen Sie mich Gabi.« Sie setzte sich auf den Klientenstuhl und faltete die Hände im Schoß. »Also, gestern … der Junge meiner Schwester, Danny … Danny, er … Dios m í o .«
    Mit dem Ärmel ihres grellpinkfarbenen Oberteils tupfte sich Ms Gutierrez die Augen ab. Ich kramte eine Packung Taschentücher
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