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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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hinunterstrampelte, sagte ich mir, ich würde nur eine kleine Spritztour machen, ganz ohne besonderes Ziel. Die Anacapa senkt sich wie eine Grande Dame, deren Röcke durch die Stadt fegen, langsam aber sicher dem Ozean entgegen, und ich genoss die Fahrt. Aber als ich am Lobero Building vorüberrollte und mich dem Hauptpostamt näherte, erregte eine Reihe von Zeitungsautomaten meine Aufmerksamkeit.
    Ich flitzte mit dem Fahrrad über den Bordstein und musterte das Angebot. Die Schlagzeile des Lokalblatts veranlasste mich, nach Kleingeld zu wühlen. Mord zur Sonnenwendfeier: Daphne der Apollogilde tot aufgefunden.
    Der Wind schlug die Leine am Flaggenmast des Postamts gegen die Metallstange, als ich das Foto betrachtete. Eine wunderschöne junge Frau mit einem schüchternen Lächeln blickte zu mir empor: Lili Molina, Danny Armentas Freundin.
    Ich beschloss, zum Lagerhaus der Apollogilde zu fahren. Konnte schließlich nicht schaden. Außerdem hieß das noch lange nicht, dass ich mich in die Sache verwickeln lassen würde.

Kapitel Drei
    Die Straßen in den vornehmeren Vierteln von Santa Barbara wurden von Beeten mit exotischen Blütenpflanzen, gepflasterten Gehwegen und eleganten Läden gesäumt. Aber die Lagerhäuser lagen unten im Rotlichtviertel an der Indio Muerto Street. Das war die abgefahrene Kehrseite der Stadt, vollgestopft mit Fahrzeugteilehändlern, Massagesalons, Ramschläden und allerlei einzigartigen Einrichtungen wie der Church of Skatan der Skateboarder.
    Auf dem Fahrrad jagte ich durch die Straßen und brauchte gerade zehn Minuten vom Postamt bis zu dem Lagerhaus – und damit dank der verstopften Straßen nicht länger, als ich mit dem Auto gebraucht hätte. Und, hey, ich genoss den gesundheitlichen Vorteil, literweise Abgase zu inhalieren.
    Deputy Dawson musste meine zerfaserten Hirnströme empfangen haben, denn niemand anderes als der gut gebaute Dunkelhaarige persönlich stieß eine der großen Türen des Lagerhauses auf, als ich mein Schlachtross den Bürgersteig hinaufwuchtete. Mikes goldgefleckte braune Augen zogen sich zusammen, und seine sinnlichen Lippen kämpften ein Lächeln nieder. Es war erst Frühsommer, aber seine Haut war bereits tiefbraun, dank seiner indianischen Großmut ter.
    »Hey, Jaymie.« Grüßend legte er kurz den Kopf schief. »Ist eine Weile her. Wie ich sehe, schleppst du immer noch diese Klapperkiste mit dir herum.«
    »Mike, wie geht’s?« Ich bemühte mich um einen kühlen Ton, aber irgendwie klang meine Stimme eher zimperlich.
    Er gab auf und grinste. »Ganz gut.« Mit seinen eins dreiundneunzig, den schweren Knochen und den breiten Schultern war Mike alles andere als ein Junge, aber irgendwie verkündete sein Lächeln hartnäckig das Gegenteil.
    »Und, was macht ein Deputy Sheriff hier in der Stadt?«
    »Verdammt, wenn ich das wüsste. Abgesehen davon, dass dieser Block zum County gehört. Die Stadt hat ihn nie eingemeindet – hier lauern zu viele kostspielige Ausbesserungsarbeiten, schätze ich mal. Die Stadtcops leiten die Ermittlungen, aber mein Boss wollte, dass ich den Fall im Auge behalte.« Das Lächeln schlich sich zurück in sein Gesicht. »Weißt du, ich habe gerade an dich gedacht. Muss Schicksal sein.«
    »So, so, Schicksal. Übrigens, ich weiß nicht, ob ich dir danken oder dir in den Hintern treten soll, weil du Gabi Gutierrez meine Visitenkarte gegeben hast. In dem Job ist ja echt haufenweise Geld zu holen.«
    »Seit wann ist dir das wichtig?« Mikes dümmliches Grinsen verschwand. »Diese Familie braucht Hilfe – ich dachte, du wärst die Richtige dafür. Niemand zwingt dich zu irgendwas.«
    »Nein, natürlich nicht.« Ich behielt einen schnippischen Ton bei, war aber bedrückt. »Also schön, hast du eine Minute? Ich gebe zu, der Fall macht mich neugierig. Du könntest mich kurz über den Stand der Dinge informieren.«
    »Okay, klar, warum nicht.« Mike hielt die Tür auf, und ich schob mein Fahrrad in die Eingangshalle.
    »Hör mal, Jaymie«, sagte Mike und verhakte einen Daumen hinter seinem Gürtel. »Ich muss dich warnen. Deirdre Krause ist in der Werkstatthalle und führt Befragungen durch.«
    »Die liebe Deirdre.« Ich schob das Fahrrad zur Wand und rammte es gröber dagegen, als ich beabsichtigt hatte. »Ist sie immer noch scharf auf dich?«
    »Was?« Er legte die Stirn in Falten. »Ich wüsste nicht, dass sie das je war. Wie kommst du darauf?«
    »Mach mal halblang, Mike. Die konnte doch ihre kleinen Patschehändchen nie von dir lassen.
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