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Ein Pony für Marie

Titel: Ein Pony für Marie
Autoren: Christiane Gohl
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inzwischen mit dem neuen Putzzeug und stellte sich vor, wie toll es wäre, Barbie damit zu frisieren. Viel, viel schöner als das Spiel mit den Plastikpferdchen. Allerdings würde sie Barbie bestimmt wieder Heu geben müssen, damit sie stillhielt. Und das verwandelte das Pony direkt wieder in Pferdeäpfel. Ausmisten war leider gar nicht so lustig wie Putzen und Herumführen. Aber da kannte Mama kein Pardon: Barbies Stall musste Marie ganz allein reinigen. Zum Glück nahm Frau Becker den Mist gern für ihre Rosen.
    Der Reitstall bestand aus drei großen Gebäuden: einer Reithalle und zwei riesigen Ställen. Die Pferde standen hier nicht gemeinsam draußen wie im Gestüt Erlenbach oder auch bei Tielemann. Stattdessen war der Stall in Einzelabteile gegliedert. Sie waren nicht ganz so klein und dunkel wie im Stallwagen auf der Kirmes, aber so richtig schön wirkten sie auch nicht. Marie konnte allerdings nicht sehen, ob die Pferde unglücklich guckten, dafür waren sie zu groß. Marie reichte den meisten von ihnen gerade bis zum Bauch. Im ersten Stall war nichts los, aber im zweiten herrschte viel Betrieb. Zehn oder zwölf Mädchen, alle zwischen dreizehn und fünfzehn Jahre alt, sattelten die riesigen Pferde. Sie hatten sie dazu aus ihren Einzelabteilen herausgeholt und auf dem Korridor zwischen den Ställen angebunden.
    »Na, bist du nicht noch ein bisschen klein zum Reiten?« Ein großer, kräftiger Mann beugte sich zu Marie herunter. Eben hatte er einem der Mädchen noch etwas beim Satteln erklärt, vermutlich war er also der Reitlehrer. Komisch, Minnie hatte etwas von einer Reitlehrerin erzählt. Naja, vielleicht gab es hier ja mehrere.
    Marie hatte es die Sprache verschlagen - sie fühlte sich wie ein Zwerg zwischen all den großen Tieren. Aber Mama gab dem Reitlehrer die Hand und erzählte von ihren Problemen. Der Mann lachte dröhnend.
    »Sie haben ein Pony im Wohnzimmer? Herrlich! Auf was für Ideen die Leute kommen!«
    »Wir haben es nicht mehr im Wohnzimmer, es steht jetzt im Garten«, berichtigte Mama etwas verärgert. »Hoffentlich noch in unserem. Wenn das Futter alle ist, geht das Tier nämlich spazieren...«
    »Ja, das ist typisch für Ponys!«, schmunzelte der Reitlehrer. »Deshalb haben wir hier auch keine. Die Großpferde machen auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen Angst.« Er zwinkerte Marie zu. »Aber eigentlich sind sie einfacher im Umgang. Sie denken sich nicht so viele Streiche aus.«
    Wie konnten sie das auch, dachte Marie. Wenn man Barbie in so ein Gefängnis packte wie die Einzelabteile der Großpferde, käme sie auch nicht raus und könnte Unfug machen.
    »Sie hätten also kein Interesse an unserem Pony?«, vergewisserte sich Mama. »Auch nicht als Maskottchen oder so?«
    Der Reitlehrer schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich könnte ihnen höchstens eine Box zur Miete anbieten. Aber das kostet sechshundert Euro im Monat, so viel werden Sie kaum ausgeben wollen. Außerdem sollte so ein Ponyfohlen auch nicht im Reitstall aufwachsen, sondern irgendwo auf einem Gestüt, mit viel Platz, Gesellschaft und grünen Weiden !«
    Marie hätte ganz gern noch ein bisschen beim Reitunterricht zugesehen, aber Mama verabschiedete sich rasch.
    »Sechshundert Euro!«, erregte sie sich, als sie wieder im Auto saßen. »Das dürfen wir Papa gar nicht erzählen! Was machen wir bloß mit dem Pony? Ob es noch andere Reitställe gibt? Aber da wollen sie Barbie wahrscheinlich auch nicht haben.«
    Immerhin hatte der Reitlehrer ihnen einen Ballen Heu abgegeben. Sogar umsonst! Marie fand das wirklich nett. Außerdem verriet er Mama, dass ein Ballen Heu zwischen einem und zwei Euro fünfzig kosten dürfte. Je nach Menge und Jahreszeit. Ben überlegte später, ob man die Stallmiete für Barbie nicht aufbringen könnte, indem man Heu für Pferde kaufte, in kleine Plastiktüten füllte und an Meerschweinchenbesitzer weiter verkaufte. Ein Ballen ergab bestimmt dreißig Tüten.
    Papa war allerdings weniger begeistert von Mamas und Maries Futtereinkauf. Mama hatte den Heuballen nämlich in den Kofferraum legen lassen, und der war jetzt voller Heureste.
    »Das kriege ich nie wieder sauber!«, jammerte Papa.
    Mama zuckte die Schultern. »Wir hätten auch in die Tierhandlung gehen können«, bemerkte sie spitz.

    Marie gab Barbie etwas Heu und probierte Halfter und Striegel aus. Sie schaffte es nicht ganz, das Halfter fachgerecht anzulegen. Dafür aber war das Putzzeug ein voller Erfolg. Barbie stand hingerissen still und
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