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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit
Autoren: Val McDermid
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verschworenen Ort wie Scardale.«
    Grundy zuckte die Achseln. »Ich hab nichts in der Richtung gehört«, sagte er. George war in der Lage zu beurteilen, wenn einer mauerte. Er würde sich also Grundys Vertrauen erst verdienen müssen, bevor der Dorfpolizist ihm seine mühsam gesammelten Kenntnisse der hiesigen Verhältnisse offenbaren würde. Daß er diese Kenntnisse hatte, stand für George fest.
    »Also gut, dann laßt uns nach Scardale fahren und sehen, was los ist«, sagte er. Lucas legte den Gang ein und fuhr durch das Dorf. Als sie zu einem Sperrschild kamen, bog er von der Hauptstraße scharf links ab. »Gute Beschilderung«, war Georges trockener Kommentar.
    »Alle, die nach Scardale müssen, kennen die Straße, nehme ich an«, sagte Bob Lucas und konzentrierte sich auf die schmale Fahrspur, die nach einer Reihe kurz aufeinanderfolgender Schleifen anstieg und wieder abfiel und wie bei einer Achterbahn in die Richtung zurückzuführen schien, aus der sie kamen. Die beiden Lichtkegel der Scheinwerfer erhellten kaum die Dunkelheit auf der Straße, die von hohen Böschungen und unregelmäßigen Trockenmauern gesäumt war. Die Mauern wölbten sich und hoben sich in unwahrscheinlichen Winkeln gegen den Himmel ab.
    »Als Sie eingestiegen sind, sagten Sie, die Geschichte gefiele Ihnen nicht, Grundy«, sagte George. »Warum denn?«
    »Sie scheint so ein vernünftiges Mädchen zu sein, diese Alison. Ich kenne sie – sie ist in Longnor zur Grundschule gegangen. Ich habe eine Nichte, die in derselben Klasse war, und sie sind auch zusammen ins Gymnasium gegangen. Als ich auf Sie gewartet habe, bin ich schnell vorbeigegangen und habe mit unserer Margaret geredet. Sie meint, Alison sei heute genauso gewesen wie immer. Sie fuhren zusammen im Bus heim, genau wie sonst. Alison hat davon gesprochen, daß sie diese Woche einmal nach der Schule in Buxton bleiben wollte, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Außerdem, sagt sie, ist Alison keine, die vor etwas weglaufen würde. Wenn etwas schiefläuft, dann geht sie es direkt an. Sieht also so aus, daß, was immer Alison passiert ist, nicht ihr eigener Entschluß war.«
    Grundys schwerwiegende Worte lagen George wie Steine im Magen. Als spiegele sich draußen ihre unheilvolle Bedeutung, traten die Seitenwände an der Straße zurück und wurden von steilen Kalksteinklippen abgelöst, zwischen denen sich die Straße, völlig von den Bodenverhältnissen diktiert, durch einen schmalen Hohlweg wand. Mein Gott, dachte George, das ist ja wie ein Canyon in einem Western. Wir sollten Stetsons auf den Köpfen tragen und Maultiere reiten, statt in einem Auto zu sitzen.
    »Gleich hier um die nächste Kurve, Sergeant«, sagte Grundy von hinten, sein Atem roch nach bitterem Tabak.
    Lucas fuhr jetzt sehr langsam und folgte einer Kurve um eine Felsspitze herum. Fast unmittelbar danach versperrte ein schweres Gittertor die Straße. George hielt kurz die Luft an. Wenn er gefahren wäre und das Hindernis nicht erwartet hätte, wäre er sicher dagegengeprallt. Als Grundy schnell ausstieg und vorging, um das Tor zu öffnen, bemerkte George mehrere Farbspuren in verschiedenen Tönen an den Felswänden zu beiden Seiten der Straße. »Mit offenen Armen empfängt man hier Fremde wohl nicht gerade?«
    Lucas lächelte grimmig. »Das brauchen sie nicht. Hinter dem Tor ist genaugenommen nur noch eine Privatstraße. Sie wurde erst in den letzten zehn Jahren asphaltiert. Davor kam nichts außer Landrovern und Traktoren durch Scardale durch.« Er fuhr auf der anderen Seite des Tors langsam weiter, damit Grundy es schließen und wieder zu ihnen einsteigen konnte.
    Sie setzten ihre Fahrt fort. Hundert Meter hinter dem Tor fielen die Kalkfelsen zu beiden Seiten ab und öffneten sich in Richtung auf einen fernen Horizont. Plötzlich kamen sie aus der Finsternis wieder ins volle Mondlicht. Gegen den sternenbedeckten Himmel schien es George, als seien sie aus einem engen Gang, wie ihn Sportler vor einem Spiel passieren müssen, in ein weiträumiges Stadion gekommen, mindestens eine Meile breit, umgeben von einem fast geschlossenen Rund steiler Berge statt der Sitzreihen. Diese Arena war aber kein Sportplatz. Im fahlen Mondlicht sah George Felder mit struppigem Weideland, das sanft von der Straße aus anstieg, durch die die Talsohle in zwei Seiten geteilt wurde. Schafe drückten sich gegen die Felswände, ihr Atem bildete kleine Dampfwolken in der eiskalten Luft. Dunklere Flecken erwiesen sich als kleine Waldstücke,
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