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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit
Autoren: Val McDermid
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»Nach Scardale sind es nur noch zwei Meilen, oder?« Lucas nickte. »Bevor wir hinkommen, will ich soviel wie möglich darüber erfahren, was hier auf uns zukommt. Können wir PC Grundy kurz Zeit lassen, um uns noch ein bißchen was zu erzählen?«
    »Eine Minute oder zwei wird nicht schaden«, sagte Lucas und schaltete in den Leerlauf zurück.
    Bennett rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, damit er wenigstens ungefähr die Gesichtskonturen des Mannes vor Ort erkennen konnte. »Also, PC Grundy, Sie glauben wohl nicht, daß wir Alison Hawkin vor dem Kaminfeuer vorfinden werden, wo sie von ihrer Mutter ausgeschimpft wird?«
    »Der Name ist Carter, Sir, Alison Carter. Sie ist nicht die Tochter des Gutsherrn.« Grundy sagte dies mit der leichten Ungeduld eines Mannes, der eine lange Nacht voller Erklärungen vor sich hat.
    »Danke«, sagte George freundlich. »Sie haben es mir jedenfalls erspart, ins Fettnäpfchen zu treten. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich kurz über die Familie informieren könnten. Nur damit ich weiß, womit wir es zu tun haben.« Er bot seine Zigaretten an, um bei Grundy jeden Gedanken zu zerstreuen, er werde herablassend behandelt.
    Mit einem kurzen Blick zu Bob Lucas, der nickte, nahm sich Grundy eine Zigarette aus der Packung und suchte in seinem Mantel nach Streichhölzern.
    »Ich hab dem Oberkommissar über die Situation in Scardale berichtet«, sagte Lucas, während sich Grundy die Zigarette ansteckte. »Daß dem Squire das ganze Dorf und der Grund und Boden gehören.«
    »Richtig«, sagte Grundy und stieß den Zigarettenqualm aus. »Also, bis vor etwa einem Jahr gehörte Scardale Hawkins Onkel. Dem alten Mr. Castleton. Die Castletons sitzen schon so lange im Gutshaus, wie die Dorfchroniken zurückreichen. Jedenfalls ist der einzige Sohn des alten William Castleton im Krieg umgekommen. War Bomberpilot und hatte eines Nachts über Deutschland Pech, und als letztes hat man nur noch gehört, daß er vermißt wurde, vermutlich ist er gefallen. Seine Eltern waren schon in fortgeschrittenem Alter, als der kleine William geboren wurde, und bekamen dann keine weiteren Kinder. Als Mr. Castleton starb, fiel Scardale an den Sohn seiner Schwester, diesen Philip Hawkin. Ein Mann, den niemand dort je gesehen hatte, seit er ein Junge in kurzen Hosen war.«
    »Was wissen Sie über ihn?« fragte Lucas.
    »Seine Mutter, die Schwester des Squire, ist hier aufgewachsen, aber sie hat den Falschen erwischt, als sie Stan Hawkin geheiratet hat. Er war damals bei der Luftwaffe, aber das dauerte nicht lange. Er behauptete immer, daß ihm die Schuld für etwas zugeschoben wurde, das einer seiner vorgesetzten Offiziere getan hatte, kurz und gut, sie haben ihn rausgeschmissen, weil er angeblich unter der Hand Kriegsgerät verkauft hatte. Jedenfalls, der Squire hat Hawkin aus der Patsche geholfen und dafür gesorgt, daß er einen Job bei einem alten Freund unten im Süden bekam, bei dem er dann Autos verkauft hat. Nach dem, was man hört, ist er nie wieder bei krummen Dingern erwischt worden, aber ich glaube, die Katze läßt das Mausen nicht, und deshalb ist die Familie nicht mehr zu Besuchen heraufgekommen.«
    »Und was ist mit dem Sohn, Philip?« fragte George im Versuch, die Sache etwas voranzubringen.
    Grundy zuckte die Schultern, sein schwerer Körper ließ das Auto leicht schwanken. »Er ist ein gutaussehender Kerl, das muß ich sagen. Jede Menge Charme und so. Er ist bei Frauen beliebt. Mir gegenüber hat er sich immer korrekt benommen, aber ich würd ihm trotzdem nicht für fünf Pennies über den Weg trauen.«
    »Und er hat Alison Carters Mutter geheiratet?«
    »Dazu wollt ich gerade kommen«, sagte Grundy mit behäbiger Würde. »Ruth Carter war seit fast sechs Jahren Witwe, als Hawkin vom Süden heraufkam, um sein Erbe anzutreten. Nach dem, was ich gehört habe, war er gleich von Anfang an für Ruth eingenommen. Sie ist eine schöne Frau, das stimmt schon, aber nicht jeder wäre bereit, das Kind eines anderen Mannes anzunehmen. Allerdings, nach dem, was ich so weiß, ist das für ihn nie ein Problem gewesen. Er hat Ruth einfach nicht in Ruhe gelassen. Und sie war ja nicht dagegen. Er hat ihre Augen wieder zum Funkeln gebracht, das muß man ihm lassen. Drei Monate nachdem er zum ersten Mal in Scardale aufgetaucht war, haben sie geheiratet. Sie waren ein schönes Paar.«
    »Eine stürmische Romanze also?« fragte George. »Ich wette, das hat einiges böses Blut gemacht, sogar an einem so
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