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Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Titel: Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Autoren: Marguerite Kaye
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für die sie sich verachtete, die sie jedoch nicht ausblenden konnte. Sie sehnte sich nach Liebe, Leidenschaft, Feuer, während sie sich zu überzeugen versuchte, dass es das alles nicht gab. Sie träumte davon, dass jemand sie um ihrer selbst willen liebte, sie um ihrer selbst willen schätzte, und nicht wegen ihres Äußeren oder ihrer Abstammung – die gut war, auch wenn Papas Familie das nicht anerkannte – oder gar ihrer Mitgift. Aber ‚und sie lebten glücklich bis an ihr seliges Ende‘ war sowieso gerade nicht in Mode. Ihre Träume passten nicht in die reale Welt, in der das Ehegelöbnis wenig Gewicht hatte, und wo einem, wenn erst ein Erbe geboren war, eher der Geliebte als der Ehegatte Zuneigung schenkte. Clarissa fand diese Einstellung schrecklich, mochte man sie auch deswegen als altmodisch und prüde betrachten.
    Die beiden Seiten ihres Ichs zu versöhnen fi el ihr schwer. Sogar wenn sie einen der von ihr so geliebten Abenteuerromane las, konnte sie nicht umhin, zu denken, dass ihr ihr gesunder Menschenverstand in der Bedrängnis mehr nützen würde als die Tränen und Ohnmachtsanfälle der jeweiligen Heldin. Aber Eigenschaften wie Findigkeit und Er fi ndungsreichtum wurden an weiblichen Wesen, ob real oder fi ktiv, wenig bewundert und selten von einer Ehefrau gefor dert. Von daher war es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie je die Rolle der Heldin würde einnehmen können, und so hatte Clarissa sich damit abgefunden, Gouvernante zu werden – eine Rolle, in der sie bestimmt all ihren Er fi ndungsreichtum brauchen würde.
    All diese Überlegungen ließen sie erst spät in der Nacht Schlaf fi nden.
    Am nächsten Morgen beim Frühstück wechselte Amelia zwischen Gähnen und neckischem Kichern. „Oh, Mama, wir hatten einen solchen Spaß, und alle haben mein neues Kleid bewundert.“ Letzteres mit einem verstohlenen Blick zu Clarissa.
    „Das kann ich mir gut vorstellen, Amelia, denn es überließ kaum noch etwas der Fantasie.“ Immerhin machte sie die spöttische Bemerkung leise genug, dass ihre Mutter, die in ihre Post vertieft war, sie nicht mitbekam.
    Wie zu erwarten zog Amelia eine Schnute und tat, als hätte sie nichts gehört.
    „Und? Hat dein Verehrer sich sehen lassen?“
    „Wie kannst du daran zweifeln? Er ist vernarrt, das sagte ich dir doch. Er ist mir die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen, und alle haben es bemerkt.“
    „Amelia, das ist nicht unbedingt gut. Dass er dich so bevorzugt, wird Gerede verursachen. Weißt du, mir scheint, gerade dass er dir derart offen Aufmerksamkeit schenkt, ist Beweis für wenig ehrenhafte Absichten. Wie konnte Mrs. Barrington das zulassen? Ich glaube, sie ist nicht die passende Begleitung für dich. Ich muss mit Mama darüber reden.“
    „Dann wirst du etwas erleben, ich schwör’s! Was du über Mrs. Barrington denkst, ist mir gleich, aber sie ist die einzige Begleitung, auf die ich zählen kann, da du und deine versnobte Tante Constance euch stets weigert und unsere liebe Mama sich nicht aus ihrem Salon rührt, außer wenn der Kartentisch lockt.“
    Als Amelia die betroffene Miene ihrer Schwester sah, lenkte sie ein. „Du weißt, ich würde nichts Dummes tun. Mrs. Barrington ist ganz ehrbar, wirklich. Und außerdem werde ich Rasenby in den nächsten Tagen sowieso nicht sehen. Du hast recht, es ist nicht gut, ihm zu viel Beachtung zu schenken. Ich will ja, dass er interessiert bleibt.“ Clarissa brauchte jedenfalls nicht zu erfahren, dass sie einen gewissen Edward Brompton viel einnehmender fand als Lord Rasenby mit all seinem Geld. In Wahrheit fühlte Amelia sich von Edward mit seinem jungenhaften, hübschen Gesicht viel stärker angesprochen als von Rasenbys fi nsteren, scharf geschnittenen Zügen, die zuweilen nachgerade Furcht ein fl ößen konnten. Rasenbys Reichtum verlor im Vergleich ein wenig von seinem Reiz, trotzdem war sie fest entschlossen, ihn zu ködern. Und Edward würde bestimmt immer für sie da sein, dessen war sie sich sicher.
    „Amelia, du musst doch wissen, dass der Earl of Rasenby nicht um dich anhalten wird. Sein Ruf, seine offen verkündeten Ansichten über die Ehe sprechen dagegen. Und wenn er je heiraten wird, dann nicht die mittellose Tochter eines verstoßenen jüngeren Sohnes, sondern eine Dame mit Ein fl uss und Vermögen. Amelia! Hörst du überhaupt zu?“
    „Himmel, Clarrie, was weißt du schon?“, rief Amelia scharf. „Mit einem magst du recht haben – ehrliche Absichten hat er wohl nicht.“ In der Tat
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