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Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Titel: Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Autoren: Marguerite Kaye
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glaub mir, was es auch ist, Kit führt sich noch schlimmer auf. Er verkehrt jetzt seit über fünfzehn Jahren zum ton , und noch länger herrscht er über sein riesiges Vermögen, da er noch studierte, als sein Vater unglücklicherweise starb. Ein abscheulicher Mensch, sein Vater; brach sich den Hals bei der Fuchsjagd. Konnte reiten wie der Teufel, aber man sagt, als es geschah, war er angesäuselt. Na ja, eigentlich verging kein Tag, an dem er nicht getrunken hätte. Er war wirklich kein Musterbeispiel für seinen Sohn. Aber ich will nicht un gerecht sein, das Trinken ist nicht Kits Leidenschaft, er ist eher nüchtern und viel scharfsinniger als sein Vater. Trotzdem kommt man nicht drum herum – er hat ziemlich niedere Neigungen. Und es sind nicht nur die üblichen Tänzerinnen und Opernsängerinnen. Er ist einfach ein wilder Bursche. Leicht aufbrausend und selten einlenkend. Wenn du mich fragst, fehlt ihm eine Aufgabe, eine Herausforderung. Ich denke manchmal, er hätte das Zeug zum Politiker.“
    Lady Constance versank in Nachdenken. Sie hätte gern selbst einen Sohn gehabt, ein Kind, das vielleicht ihrem geliebten Gatten nachgeeifert hätte. Doch da es nicht hatte sein sollen, versuchte sie, wenigstens Clarissa nach Kräften zu unterstützen, soweit diese es zuließ. Aufblickend sagte sie: „Entschuldige, Kind, wovon sprachen wir? Ah, Lord Rasenby. Allem Tratsch zum Trotz betrachten ihn einige Mütter als guten Fang, doch bisher geht er der Ehe weit aus dem Weg.“
    Clarissa schien eher nachdenklich als entsetzt. „Tante, vieles von dem, was du sagst, war mir klar, wenn ich auch kaum glauben kann, dass jemand so durch und durch verdorben sein sollte. Du magst mich für naiv halten, aber ich kann einfach nicht anders, als anzunehmen, dass ein wenig Gutes in jedem Menschen steckt.“
    Bedächtig fuhr sie fort: „Tante, die Gerüchte sind nicht ganz aus der Luft gegriffen. Amelia war leider sehr häu fi g in Lord Rasenbys Gesellschaft, und vermutlich sind seine Absichten nicht ehrbarer Natur, wenn Amelia das auch anders sieht. Nicht, dass sie ihn liebte, aber ich denke, sie ist zutiefst geschmeichelt und glaubt törichterweise, er werde ihr die Ehe antragen.“
    „Kind, du irrst dich in deiner Schwester. Ich bin fest überzeugt, sie ist sich der Tatsache vollkommen bewusst, dass Lord Rasenbys Antrag nicht ehrbar sein kann, und wird ihn trotzdem gern annehmen. Deine Schwester ist vor allem geldgierig. Da hast du es – klare Worte, in der Tat.“
    „Ich weiß, dass du nicht gut von Amelia denkst.“ Clarissa senkte den Blick und versuchte, auszublenden, dass Tante Constance nur aussprach, was sie selbst befürchtete, ja, wusste. „Du magst recht haben, Tante, aber sie ist noch ein Kind, sie ist einfach von seinem Charme und seinem Reichtum hingerissen. Aber ich glaube ehrlich, dass ich sie vor dem Ruin bewahren kann.“
    „Clarissa, du hast doch wohl keine Narrheit im Sinn!“
    „Nein, nein, natürlich nicht.“ Das kleine Lachen, das ihre Verneinung begleitete, fi el ein wenig kläglich aus. Lügen konnte sie einfach nicht. Sie hatte wirklich einen, wenn auch noch recht unfertigen, Plan. „Ach, genug von meiner törichten Schwester. Weißt du, Tante Constance, ich fi nde Udolpho nicht sonderlich gut.“ Und damit machte sie sich daran, den neuesten Roman Mrs. Radcliffs zu zerp fl ücken, um ihre Tante von weiteren Fragen abzuhalten, und die, große Verehrerin der Autorin, stürzte sich sofort in eine lebhafte Verteidigungsrede.
    Als Clarissa daheim über das vorhergegangene Gespräch nachdachte, festigte sich ihr Entschluss, Amelia irgendwie von Lord Rasenby zu trennen. Dass ihre törichte Schwester Rasenbys unsittliches Angebot annehmen würde, davon war Clarissa mittlerweile ebenso fest überzeugt, wie davon, dass man ihn niemals in die Ehefalle locken könnte. Sonst hätte Tante Constance sich nicht so deutlich geäußert. Es blieb nur, Amelias Pläne zu durchkreuzen.
    Bei dem Gedanken an diese Herausforderung fühlte sie sich lebhaft angeregt, so, als wachte sie tatendurstig aus einem tiefen Schlaf auf. Sie sagte sich, dass es die Aufregung war, ihre Schwester retten zu müssen, und nichts damit zu tun hatte, einen so berüchtigten Mann kennenzulernen.
    Nur, wie sollte sie nun vorgehen?
    Unter Herzklopfen sortierte sie die Einladungen, die auf dem Tisch im Salon lagen. Ja, da, die letzte, das war es! Ein Maskenfest bei Lady Teasborough. Ich werde hingehen, beschloss Clarissa – und zwar allein.

2.
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