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Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Titel: Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Autoren: Marguerite Kaye
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KAPITEL

    Kit Trahern, Earl of Rasenby, schaute in die klaren blauen Augen einer weiteren passenden junge Dame und bemühte sich, ein Gähnen zu unterdrücken. Hätte er nur nie dem Drängen seiner Schwester, sie zu diesem Ball zu begleiten, nachgegeben! Er könnte jetzt nach einem gemütlichen Dinner in seinem Club sitzen und ein oder zwei Runden Whist spielen. Stattdessen befand er sich mitten in dem gesellschaftlichen Trubel, den er so verabscheute. Noch dazu angetan mit Maske und einem albernen Domino.
    Lady Teasborough glaubte, durch den Kostümzwang ihrem Ball etwas Pfeffer verliehen zu haben, aber Kit fand ihn nicht weniger ermüdend als jede andere Gesellschaft auch. Es war unerträglich heiß im Saal. Die unzähligen Kerzen in den riesigen Kronleuchtern, die hoch au fl odernden Feuer in den Kaminen an jedem Ende des Saals – die, wie Kit fand, völlig unnötig brannten – und das Gedränge der Leute erweckten in ihm den Wunsch, sich schleunigst auf die Terrasse und an die frische Luft zu begeben. Wie er sich langweilte! Weder interessierten ihn Literaturgespräche noch der Klatsch darüber, wer der Erzeuger des jüngsten Kindes der Gastgeberin war. Warum sollte es ihn interessieren, wenn es dem Ehemann – der höchstwahrscheinlich irgendwo im Haus über einem Spieltisch hockte – gleichgültig war? Herrgott, ich langweile mich! Trotz der verhüllenden Umhänge und Dominos erkannte er so ziemlich jeden im Saal. Einschließlich der Miss Rosa Domino, die ihm gerade von Letitia vorgeführt wurde.
    Kit seufzte verhalten, beugte sich artig über die Hand der jungen Dame und führte sie zögernd aufs Parkett. Mit seiner raubtierhaften Geschmeidigkeit und Anmut, die er seinem ständigen Fechttraining verdankte, stach er unter den anderen Tanzenden sichtbar hervor. Leider konnte er das von seiner ungelenken Partnerin nicht sagen, die permanent aus dem Takt geriet.
    Während sie sich durch den Tanz arbeiteten, wanderten Kits Gedanken zu seiner Schwester. Er durchschaute ihr Spiel nur zu gut. Diverse Jahre älter als er, hatte sie eben die erste ihrer fünf Töchter erfolgreich verheiratet und widmete sich nun wieder einmal seinem Junggesellenstand. Kit war klar, dass er in zu üblem Ruf stand, als dass er als guter Fang gegolten hätte, woran Letitia ihn auch genüsslich erinnerte und Miss Haysham, mit der er gerade tanzte, eher in die Kategorie der zweitbesten Wahl einordnete. Doch sie wird dir keinen Kummer machen; ein nettes kleines Ding mit einer ordentlichen Mitgift. Was seine Schwester damit meinte, wusste er. Miss Haysham war ein harmloses, gefügiges Weibchen, das ihm eine Horde netter Kinder schenken würde, falls sie ihn nicht innerhalb der ersten Ehewoche zu Tode gelangweilt hatte. Er langweilte sich schon jetzt, da er ihre Gesellschaft gerade zehn Minuten genoss.
    Immer wieder hatte Kit seiner Schwester versichert, dass er nur zu glücklich wäre, wenn Besitz und Titel einmal an ihren Sohn übergingen. Mit seinen fünfunddreißig Jahren konnte er doch wohl verlangen, dass sie ihn endlich als einge fl eischten Junggesellen akzeptierte. Himmel, er hatte sowohl Letitia als auch seiner Mutter oft genug beteuert, dass ihn die Ehe einfach nicht reizte. Besser gesagt, die Ehe in der heutzutage praktizierten Form nicht. Treue, selbst wenn er eine Frau fände, der er die Treue würde halten wollen, schien ein nicht mehr geschätzter Wert zu sein. Und weder die Ehen in seiner eigenen Familie noch bei Freunden und Bekannten brachten irgendetwas hervor, außer einem Haufen ungewollter Gören und endlosen Zankereien über Geld. Selbst seine Schwester, die behauptete, glücklich zu sein, war im besten Falle zufrieden. Zufriedenheit aber, fand Kit, genügte ihm nicht, um dafür seine Freiheit zu opfern.
    Mit einer kurzen Verneigung händigte er Miss Langweilig nach dem Tanz wieder ihrer Mutter aus und machte sich zu einer Gruppe Herren am anderen Ende des Saals auf. Seine hochgewachsene Gestalt in dem schlichten schwarzen Domino und ebensolcher Maske war zwischen all den bunt und überladen gekleideten Gästen unschwer zu erkennen. Er war in der Tat bekannt dafür, dass er all den Firlefanz verachtete, die Schmucknadeln, Uhranhänger und sonstigen Zierrat, den die heutige Mode den Herren erlaubte.
    Ein unauffälliger, magerer Mann in dunkelrotem Umhang, der am Rande der Menge stand, nahm Kits Anwesenheit mit einigem Befremden zur Kenntnis. Wie untypisch für Lord Rasenby, eine solch formelle Gesellschaft zu besuchen.
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