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Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Titel: Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Autoren: Marguerite Kaye
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werden.
    „Wen möchtest du denn heute Abend so dringend beeindrucken, Amelia?“
    Amelia kicherte. „Ich glaube, ich sag’s dir besser nicht. Du bist so prüde. Bestimmt wirst du es sofort Mama erzählen.“
    „Als ob ich immer gleich zu Mama liefe!“ Was außerdem völlig nutzlos war, denn Mama würde sagen, sie mache wieder einmal viel Lärm um nichts, Amelia wisse schon, was sie tue. Und selbst dazu fehlte der verwitweten Maria Warrington vermutlich die Energie.
    Lady Maria fühlte sich vom Leben enttäuscht. Sie hatte einen jüngeren Sohn geheiratet, der nicht lange nach Amelias Geburt starb und sie mittellos zurückließ; seitdem trieb sie lustlos durchs Leben, und nur zwei Dinge versetzten sie hin und wieder in Lebhaftigkeit: Das Kartenspiel und ihre Fantasien von der wunderbaren Partie, die ihre schöne jüngere Tochter einmal machen würde. Bei der kleinsten An deutung, dass mehr von ihr erwartet wurde, fl üchtete sie sich in Unwohlsein oder gar in eine Ohnmacht. Seit jeher verließ Lady Maria sich voll und ganz auf ihre vernünftige, praktisch veranlagte ältere Tochter.
    Ihr Teint wies noch Spuren einstiger Schönheit auf, doch die Jahre waren mit ihr nicht freundlich umgegangen. Amelia hatte ihre blonde Schönheit geerbt, Clarissa hingegen ähnelte mit ihrem üppigen kastanienroten Haar und den leuchtend grünen Augen ihrem Vater, an den sie sich allerdings nur schwach erinnern konnte. Einzig ihre Tante Constance, die seine Lieblingsschwester gewesen war, sprach manchmal über ihn. Wenn man ihn Mama gegenüber erwähnte, hatte das stets nur einen Tränenstrom zur Folge.
    Tante Constance war die einzige Verwandte, die die Familie ihres Bruders nicht verleugnete und besonders ihre ältere Nichte sehr liebte. Sie hatte Clarissa den Besuch einer vornehmen Schule ermöglicht und sie stets zum Lesen jedweder Art von Literatur ermuntert – von Geschichte und Politik bis hin zu Dichtung und Romanen. Bei Amelia waren diese Anregungen verpufft, ihr Bildungsdrang endete bei dem obligatorischen Geklimper auf dem Piano. Für ihre Schwägerin hegte Constance, eine energische, intelligente Dame, schon aufgrund ihrer gegensätzlichen Charaktere keine warmen Emp fi ndungen.
    Mit einer letzten geschickten Handbewegung vollendete Clarissa Amelias Frisur und musterte die Schwester noch einmal kritisch. Vielleicht war Amelia ein ganz klein wenig zu üppig für die hochtaillierten Gewänder, die gerade in Mode waren, doch ihre freigebig vorgeführten Rundungen würde sicher kein Herr bemäkeln.
    „So, fertig. Du siehst entzückend aus, Amelia.“
    „Ja, nicht wahr?“
    Wohlgefällig betrachtete Amelia ihr Spiegelbild, während Clarissa leise seufzte. Zwar waren tiefe Dekolletés gerade sehr in Mode, doch Amelia zeigte wirklich etwas zu viel von ihren Reizen. „Meinst du nicht, du solltest ein Fichu …“ Als sie den verächtlichen Blick der Schwester sah, brach sie ab, denn wenn man Amelia Vorhaltungen machte, erreichte man gar nichts bei ihr. „Komm, sag mir, wer dein Verehrer ist! Du hast dich heute besonders ins Zeug gelegt.“
    „Ach, ich weiß nicht, Clarrie, du wirst ihn missbilligen.“
    Der neckische Blick, der dieses Geständnis begleitete, sagte Clarissa, dass hier jemand vor Mitteilungsbedürfnis platzte, doch sie ging auf das Spiel nicht ein, sondern wandte sich zum Gehen, wobei sie murmelte: „Natürlich respektiere ich deine Geheimnisse.“
    „Nein, warte, ich sag es dir! Clarrie, du wirst es nicht glauben, aber ich bin mir sicher – also, beinahe sicher – dass Kit Trahern an mir interessiert ist. Was sagst du nun?“
    „Kit Trahern? Amelia, das ist nicht dein Ernst! Der Earl of Rasenby? Du musst dich irren.“
    „Nein, tue ich nicht“, widersprach Amelia schmollend. „Er ist interessiert! Letzte Woche auf dem Ball der Carruthers hat er drei Mal mit mir getanzt! Und beim Tee hat er sich zu mir gesetzt. Und dann habe ich ihn im Theater getroffen, als ich statt deiner in dieses grässlich langweilige Stück musste. Das, in dem diese alte Frau spielte.“
    „Mrs. Siddons?“ Clarissa hätte die Vorstellung an jenem Abend zu gern besucht, sich jedoch in letzter Minute geopfert, um ihre Mutter zu p fl egen, die wieder einmal kränkelte. Clarissa glaubte schon längst nicht mehr, dass diese „Anfälle“ etwas anderes als Gewohnheit waren.
    „Ja, an dem Abend jedenfalls kam er, speziell um mich zu sehen, in unsere Loge. Und er sprach nur mit mir. Chloe sagte, er hätte überhaupt die ganze Zeit
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