Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Titel: Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Autoren: Marguerite Kaye
Vom Netzwerk:
nur Augen für mich gehabt.“
    „Du meinst, er hat dich beäugt.“ Was man nur mit solchen Damen tat, denen man nicht die Ehe antrug.
    „Und heute“, fuhr Amelia unbekümmert fort, „als er im Park bei uns anhielt, wollte er unbedingt wissen, ob ich am Abend den Ball der Jessops besuche. Also weiß ich natürlich, dass er Absichten hat.“
    „Amelia, du weißt auch, welcher Art die sind. Du kennst den Ruf des Earl of Rasenby?“
    Die goldenen Locken wurden trotzig zurückgeworfen, die Lippen schmollend verzogen.
    Selbst jemandem wie Clarissa, die selten in Gesellschaft ging, konnte der Ruf des Earls nicht verborgen bleiben. Er war ein eiskalter Spieler und notorischer Frauenheld. Er war ungeheuer reich, und man rühmte sein gutes Aussehen, eine Aussage, der Clarissa eher skeptisch gegenüberstand – ihrer Ansicht nach sagte man das immer von reichen Männern. Seine Geliebten waren stets schön und teuer, und trotz aller Verlockungen und Fallstricke blieb er ungebunden. Nachgerade der klassische Bösewicht eines Schauerromans, wenn man es recht bedachte.
    „Herrgott, Clarrie, für wie dumm hältst du mich? Natürlich kenne ich seinen Ruf. Besser als du. Prüde wie du bist, wagt vermutlich keiner, dir die ganze Wahrheit zu erzählen. Aber ich weiß, dass er mich mag! Sehr sogar. Ich weiß es!“
    Sich der Nutzlosigkeit weiterer Warnungen bewusst, schwieg Clarissa und zog sich sorgenvoll auf ihr Zimmer zurück. Ihre Schwester war jung und naiv und würde für jemanden wie Rasenby ein leichtes Opfer sein. Angesichts der Gesellschaft, mit der Amelia sich abgab, konnte jeder Antrag, den sie bekam, nur unehrenhaft sein. Schlimmer noch, sie würde ohne zu zögern annehmen, wenn er von einem so ungeheuer reichen Mann wie Rasenby kam, auch wenn er sie nur als Mätresse haben wollte.
    Clarissa kleidete sich für die Nacht um und legte sich ins Bett, indem sie sich alsbald ruhelos wälzte. Als verarmte Adelige hatte man es nicht leicht, deshalb konnte sie die Versuchung nachemp fi nden. Einem Mädchen von Amelias Charakter fi el die Wahl nicht schwer, wenn es zwischen einer kurzen Liaison, überschüttet mit Geld, Pelzen, Seide und Diamanten, und einer ehrbaren Heirat mit knappem Auskommen zu wählen galt. Aber der Status als Lord Rasenbys Mätresse wäre ein sehr kurzlebiger. Für einen wie den Earl lag Amelias Reiz in der Neuheit und Frische, die beide seinem verwöhnten Gaumen nur allzu schnell fade würden. Und wo stünde Amelia dann? Danach gab es nur eine Richtung, nach unten. Amelia musste unbedingt so bald wie möglich verheiratet werden, und am besten mit jemandem, der sie fest an die Kandare nahm. Leider wäre ein solcher Mann wahrscheinlich zu gesetzt und zu wenig wohlhabend, weswegen sie für den, geblendet von Rasenbys Reichtum, keinen Blick übrig haben würde – falls sie je auf einen solchen Ausbund an Tugend träfe.
    Wenn aber Amelia ruiniert war, war sie selbst es gleichermaßen, dann würde sie nicht einmal mehr eine Stellung als Gouvernante fi nden. Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte sie sich auf Unabhängigkeit eingeschworen – es schien ihr der einzige Weg, sich die ersehnte Freiheit zu verschaffen. Zwar war Tante Constances Angebot, bei ihr zu leben, verlockend, doch im Grunde wusste Clarissa, dass sie nur eine Verp fl ichtung mit einer anderen tauschen würde.
    Immer war sie die Vernünftige gewesen. Neben der lebhaften jüngeren Schwester mit ihrer blonden Milchmädchenschönheit kam sie sich unscheinbar vor und war mit Sicherheit keine Konkurrenz für sie. Sie hatte sich in der Rolle der betulichen Schwester eingerichtet, nähte die Risse in Amelias Kleidern, spielte den Friedensstifter, wenn Amelia mit ihren Freundinnen stritt, und als sie älter wurden, und Amelia debütieren wollte, sparte und knauserte sie an den Haushaltskosten, um ihr die nötige Ausstattung zu beschaffen.
    Seit Jahren nun setzte Lady Maria ihre ganze Hoffnung darauf, dass Amelias Heirat sie alle vor weiterer Armut bewahren würde. Da sie nicht dem zukünftigen Haushalt ihrer Schwester zur Last fallen mochte, suchte Clarissa seit einiger Zeit diskret nach einer Stellung in einem vornehmen Hause. Selbst auf eine Heirat zu verzichten, empfand sie nicht als Opfer. Sie war bisher keinem Mann begegnet, den sie interessant genug gefunden hätte, um ihn näher kennenlernen zu wollen, oder der gar ihr Herz hätte schneller schlagen lassen.
    Hinter ihrer pragmatischen Haltung verbarg sich jedoch eine sehr romantische Ader,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher