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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir
Autoren: Christina Dodd
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ertappte sie dabei, wie sie ihn ansah. »Wie? Schockiert Sie das etwa?«
    Begriff er das wirklich nicht? Musste sie ihm die Lage erst erläutern? Aber nein. Das konnte sie nicht tun. Also stürzte sie sich auf die kleinste seiner Sünden. »Zur Hölle.«
    Er zog die blauen Augen zusammen. »Was?«
    »Sie haben zur Hölle gesagt. ›Zur Hölle mit der Tasse‹, haben Sie gesagt. Sie sind Amerikaner und können das nicht wissen. Hier in England flucht man nicht, wenn Damen zugegen sind.«
    Er lachte. Es war kein angenehmes Lachen. Eher eine Art Schnauben oder Bellen, unwillkürlich und widerwillig. Aber es war ein echtes Lachen, und zum ersten Mal wurde auch sein Blick wärmer. »Ich werde Ihnen das Fluchen schon noch beibringen.«
    »Nein, Sir, das werden Sie nicht.«
    Sie wusste nicht, ob sie auf seine Worte oder seine Taten reagierte. »Wenn Sie weiterhin in Gesellschaft fluchen, werden Sie in keines der guten Häuser mehr geladen werden.«
    »Da irren Sie sich.« Er zog ein tadelloses weißes Taschentuch hervor, wickelte es um ihre Hand und knüpfte es fest zu. »Solange ich gut gekleidet, reich und mit der künftigen Duchess of Magnus verlobt bin, wird man mich überall willkommen heißen. Man wird sich sogar um mich reißen. Ich bin ein Unikum.«
    »Oh … nein.«
    »Sie hören sich so bestürzt an. Wollen Sie nicht, dass man mich für akzeptabel hält?«
    Natürlich wollte sie nicht, dass man ihn akzeptierte. Sie wollte nicht wissen, dass die englischen Gastgeberinnen die gefährliche Bestie, die hinter der Fassade aus schönen Gesichtszügen und Reichtum lauerte, nicht sehen konnten. Aber von solch missgünstigen Überlegungen konnte sie ihm nicht erzählen, also sagte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen: »Das nicht, aber wenn sich eine hochkarätige Gastgeberin für ein Unikum begeistert, lässt sie es mitunter genauso schnell wieder fallen.«
    »Ich habe schon dafür gesorgt, dass sie das unter Garantie nicht tun wird.« Er ergriff erneut ihre Hand und presste seine Lippen auf ihre Fingerrücken.
    Es war entsetzlich! Es war entsetzlich, wie er mit ihr flirtete. Es war entsetzlich, dass sie seine Aufmerksamkeiten genoss. »Ich wünschte, Sie würden … mir nicht den Hof machen. Es ist mir unangenehm.«
    Er nahm von ihrem Appell keine Notiz und blieb vor ihr auf den Knien. Mit tiefer verwunderter Stimme sagte er: »Sie sind nicht, was ich erwartet hatte.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich nehme an, das bin ich nicht.«
    Die Zeit schien sich zu dehnen und langsamer zu laufen. Er beobachtete sie eindringlich, als habe er einen Singvogel gefangen, den er nun für ewig in seinen Käfig sperren wollte.
    Sie war nicht die Duchess. Sie war eine arme Verwandte, die glücklich im Schatten ihrer willensstarken Cousine lebte.
    Sein Tonfall war verführerisch, seine Wortwahl prosaisch. »Ich habe meine Männer angewiesen, Ihr Gepäck hereinzubringen.«
    Es dauerte einen Moment, bis die Worte zu ihr durchdrangen. Doch dann rutschte sie das Sofa entlang und versuchte verzweifelt fortzukommen. »Herein? Hier herein? In Ihr Haus?« Er hielt nach wie vor ihre Hand, weswegen es wirkte, als wolle sie ihn neben sich auf das Sofa ziehen.
    Natürlich lag nichts der Wahrheit ferner. Sie hätte diesen Mann, ohne seine Mithilfe, niemals vom Fleck bewegen können.
    »In mein Haus, aber natürlich.« Er hörte sich erstaunt an.
    »Warum?« Gütiger Himmel, warum ? Was erwartete er von ihr? Oder, genauer gefragt, was erwartete er von sich selbst?
    »Wo sonst sollten Sie wohnen?«
    »Ich … wir haben ein Stadthaus an der Chesterfield Street.«
    »Sie missverstehen die Lage. Jetzt, wo Sie hier sind, können Sie nicht wieder gehen.« Er beugte sich nah zu ihr und flüsterte: »Meine zukünftige Ehefrau wohnt in meinem Haus – bei mir.«

3
    Gefangen.
    Eleanor war im Haus dieses Mannes gefangen. »Ich kann nicht hier bleiben.« Sie wich vor Mr. Knight zurück, vor den Phantasiebildern, die er erweckte. Phantasien von schändlicher Verführung und gesellschaftlicher Ächtung. Und über allem lag eine verzweifelte Erregung, eine Erregung, die sie nie eingestanden hätte, aber dennoch war sie da. Würde sie das Richtige tun, wenn er im Dunkel der Nacht in ihr Schlafzimmer kam? Würde sie sich zur Wehr setzen?
    Mit leiser Stimme sagte sie: »Ich bin … nicht verheiratet.«
    »Im Moment noch nicht.« Seine Worte, seine Stimme und sein Blick zeigten ihr, welche Absichten er verfolgte, was sie betraf – was seine Braut betraf, genauer gesagt.
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