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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss
Autoren: Jane Graves
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widerwärtiger Anwälte in Tolosa, die sich mit Begeisterung ...«
    »Mein Gott! Ist ja gut!« Er nahm einen letzten gierigen Zug von der Zigarette, dann machte er sie im Aschenbecher aus. Die halb gerauchte Camel-Packung und das blaue Bic-Feuerzeug warf er ins Fach zwischen den Sitzen und schlug den Deckel zu. »So. Zufrieden?«
    Eigentlich nicht. Wenn man es genau betrachtete, war es kaum ein Unterschied, ob man einen langsamen Lungenkrebstod starb oder die Hälfte des Lebens im Gefängnis dahinvegetierte.
    Dann knurrte ihr Magen und erinnerte sie daran, dass sie so gut wie nichts mehr gegessen hatte, seit sie Tolosa hinter sich gelassen hatte. Und sie dachte an das einzige Restaurant, auf das sie hier draußen in der Wildnis stoßen konnten. Dairy Queen. Ihre Laune besserte sich ein wenig, nicht wegen des Essens, sondern weil es möglicherweise ein ausgezeichneter Ort war, um einen Kopfgeldjäger abzuhängen. Nur wie sie es anstellen wollte, wusste sie noch nicht. Das würde sie sich überlegen, wenn es so weit war. Vorausgesetzt, sie konnte ihn überreden, dort zu halten.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie.
    »Kein Problem. Ich habe gehört, dass das Gefängnis über eine ausgezeichnete Kantine verfügt.«
    Renee zuckte zusammen. Sie sah alles plastisch vor sich: alte, runzlige Strafgefangene mit Haarnetzen, die eine Kelle voll Schweinefraß in einen Plastikteller klatschten.
    »Würden Sie es überleben, wenn wir an einem Drive-In Halt machen?« Sie schaute nach hinten und rümpfte die Nase. »Wie ich sehe, wäre es für Sie nicht das erste Mal.«
    »Tut mir Leid, Süße. Dass ich die Zigarette ausgemacht habe, war schon hart an der Grenze meiner Gastfreundschaft.«
    »Was ist, wenn ich mal auf die Toilette muss?«
    »Was ist, wenn du versuchst, mich zum Anhalten zu überreden, weil du glaubst, dass du auf diese Weise abhauen kannst?«
    Renee schnaufte beleidigt. »Sie sind ein richtiger Widerling, wissen Sie das?«
    »Ja«, antwortete er mit einem entzückten Lächeln. »Das weiß ich.«
    Sie funkelte Leandro wütend an, dann starrte sie wieder aus dem Seitenfenster. Sie versuchte, ihre Verachtung und den Ekel aufrechtzuerhalten, weil sie so ziemlich das Einzige waren, das sie davon abhielt, sich in ein hysterisches, schluchzendes Häufchen Elend zu verwandeln. Aus dieser Sache kam sie nicht mehr heraus. Ganz gleich, ob sie unschuldig war oder nicht, sie würde im Gefängnis landen, wo sie die besten Jahre ihres Lebens damit verbringen würde, in einer zwei mal drei Meter großen Zelle auf und ab zu gehen, nicht identifizierbare Nahrung zu sich zu nehmen und kräftig gebaute, sexuell vielseitig veranlagte Frauen davon zu überzeugen, dass sie nicht an einer engeren Beziehung interessiert war.
    Sie fuhren über eine Anhöhe, und Renee sah, dass eine Eisenbahnlinie die Straße kreuzte. Als sie sich näherten, blinkten die roten Warnlichter, und die Schranken gingen herunter. Leandro trat aufs Gaspedal, um rechtzeitig hinüberzukommen, aber der Wagen vor ihnen - ein verrosteter Plymouth mit einer Behindertenplakette am Nummernschild - hatte es nicht so eilig. Obwohl Leandro mit quietschenden Reifen bremste, wäre er dem Plymouth beinahe auf die Stoßstange gefahren. Die Schranken hatten sich geschlossen und versperrten den Bahnübergang. Renee blickte nach links und rechts. Kein Zug war zu sehen.
    »Fahr zwischen den Schranken durch!«, brüllte Leandro, als könnte der andere Fahrer ihn hören. Er hupte. Der ältere Mann im Wagen vor ihnen schaute in den Rückspiegel, aber der Wagen rührte sich nicht von der Stelle. Leandro schaltete die Automatik auf Parken und stieg aus. Die Tür ließ er offen und lehnte sich mit einem Arm aufs Wagendach, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Renee sah sich die Armaturen an, und ihr Herz machte einen hoffnungsvollen Hüpfer.
    Er hatte den Schlüssel stecken lassen.
    Sie war vermutlich nicht in der Lage, schneller als Leandro zu rennen, aber sie war fest davon überzeugt, dass sie schneller fahren konnte. Wenn er beschloss, sich mit dem Typen im Plymouth zu unterhalten, schaffte sie es vielleicht ...
    »Na los!«, rief Leandro. »Es kommt kein Zug!« Er langte mit einem Arm ins Wageninnere und hupte erneut. Der Plymouth machte keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen.
    »Scheiße! Der Kerl hat wahrscheinlich sein Hörgerät abgeschaltet.« Leandro trat vom Wagen zurück. Renee hielt den Atem an und machte sich bereit. Wenn die Tür ins Schloss fiel, würde
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