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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss
Autoren: Jane Graves
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würden, dass du von deinem Bruder ausgetrickst wurdest und drei Stunden lang an seine Trainingsbank gefesselt warst, müssten wir auch erklären, warum du an die Bank gefesselt warst, was bedeuten würde, dass wir der Welt erklären müssten, was John und Renee durchgemacht haben, und das wollen wir doch nicht, oder?«
    »Aber das bedeutet nicht, dass es deshalb nicht zu einer Familienlegende werden kann, die über viele Generationen weitergegeben wird«, warf Brenda ein.
    »Natürlich nicht«, sagte Sandy. »Wir behalten uns das Recht vor, bei jedem Familientreffen auf ihm rumzuhacken, von jetzt an bis in alle Ewigkeit.«
    »Insbesondere mit dem Teil der Geschichte, wo Renee im roten Satinhut auftritt und Alex zur Schnecke macht«, sagte Brenda. »Ich liebe diese Stelle!«
    »Mit Perlen«, fügte Sandy hinzu.
    »Natürlich«, sagte Brenda.
    Die nervöse Verkrampfung, die Renee verspürt hatte, seit sie in das Haus getreten war, löste sich allmählich und wurde durch das Gefühl ersetzt dazuzugehören - ein Gefühl, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte. Sie blickte zu Sandy, dann zu Brenda, und beide lächelten ihr zu. Sie lächelte zurück. Natürlich nur zaghaft. Alex würde es gar nicht gut finden, wenn er das Gefühl hatte, sie mache sich über ihn lustig.
    »Nun, auf jeden Fall sind wir froh, dass Renee wieder bei uns ist, nicht wahr?«, sagte Tante Louisa.
    Alle nickten. Sogar mit sichtlichem Enthusiasmus. Zumindest fast alle. Renee glaubte, gesehen zu haben, wie Alex‘ Kopf leicht zuckte, aber sie war sich nicht ganz sicher.
    Dann setzte Tante Louisa eine verwirrte Miene auf. »War da nicht noch etwas anderes, John? Hast du nicht irgendetwas über Renees Jugend erzählt? Aus der Zeit, bevor sie erwachsen wurde ...?«
    Renee runzelte die Stirn und spürte, wie ihre Nervosität plötzlich zurückkehrte.
    »Ich weiß nicht, warum«, sprach Tante Louisa weiter, »aber mir scheint, ich kann mich nicht mehr erinnern, was es war.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich werde allmählich alt. Erinnerst du dich vielleicht, Sandy?«
    Sandy grübelte eine Weile, dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich glaube, mir ist es auch entfallen. Dave?«
    »Tut mir Leid. Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Ich auch nicht«, sagte Brenda, dann starrte sie Alex an. »Und was ist mit dir, Alex?«
    Alex verzog angewidert die Mundwinkel. Unter dem Tisch versetzte Brenda ihm einen Fußtritt.
    »Keine Ahnung, wovon ihr redet«, brummte er.
    Dann beklagten Großvater und Eddie den gleichen Gedächtnisverlust, unter dem tragischerweise die gesamte Familie DeMarco zu leiden schien. Nur Großmutter blickte sich irritiert am Tisch um.
    »Was ist nur mit euch los?«, sagte sie. »Renee war als Jugendliche ein kriminelles Miststück mit einem ellenlangen Vorstrafenregister.«
    Die gesamte Familie erstarrte, dann wandten sich alle Blicke Renee zu. Eigentlich hätte sie vor Scham im Boden versinken müssen, und vor einer Woche hätte sie genauso reagiert. Aber jetzt konnte sie nicht anders. Sie lächelte. Dann lächelte auch Brenda, und Sandy kicherte leise. Dann fingen auch die anderen an, und kurz darauf ließ das Gelächter die Wände erzittern. Großmutter sah sich erstaunt um, als wären alle anderen verrückt geworden, und Renee erkannte, dass es schon sehr lange her war, seit sie zuletzt so herzlich gelacht hatte, dass ihr der Bauch wehtat. Aber dieser Schmerz war ein sehr angenehmes Gefühl.
    Als es allmählich ruhiger wurde, blickte sich Alex in der Runde um. »Und warum vergesst ihr nie etwas, wenn es um mich geht?«
    »Weil Renee irgendwann ihre wilde Jugend hinter sich gelassen hat«, sagte Sandy. »Du hingegen hast dich erst letzte Woche wie ein Halbstarker aufgeführt.«
    Wieder nickten alle, dann widmeten sie sich wieder Tante Louisas gegrillten Hähnchen. Sie spekulierten, wie sich die Cowboys heute Nachmittag gegen die Steelers schlagen würden, und bald entbrannte eine heftige Diskussion, in der die Torerfolge gegen die Verletzungsstatistik aufgewogen wurde. Und Renee fand es einfach wunderbar, zu einer Familie zu gehören, statt sie als Außenseiter zu betrachten.
    »Renee?«, sagte Alex.
    Sie zuckte zusammen, als sie Alex 5 dröhnende Stimme hörte. Das Geplauder am Tisch verstummte, als er sie mit stechenden Augen durchbohrte. Wieder der böse Blick.
    »Ja?«
    »Trinkst du immer noch Bier?«
    Ah... ja. Manchmal schon.«
    »Meinst du, du schaffst es, es in der Flasche zu behalten, wo es hingehört?«
    Renee
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