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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss
Autoren: Jane Graves
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blickte sie mit einem feinen Lächeln an. »Das wirst du gleich sehen.«
    Renee betrachtete ihn mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Angst. Sollte sie den Rest ihres Lebens an sein Bett gefesselt verbringen?
    Er fuhr in seine Garage, und hinter ihnen schloss sich die automatische Tür. Anschließend führte er sie ins Haus, fast genauso wie in jener ersten Nacht, nur dass sie diesmal beim Eintreten Geschrei aus der Wohnung hörte. Es war ein wütendes Geschimpfe mit derben Flüchen, bei denen die Farbe von den Wänden zu blättern drohte.
    Sie blickte John mit fragender Miene an.
    »Alex hat mich heute Abend besucht, wie er es angekündigt hat.«
    Die Schimpfkanonade ging weiter, in den seltsamsten und verblüffendsten Begriffskombinationen. Doch in erster Linie ging es um Androhungen körperlicher Gewalt, die allesamt gegen John gerichtet waren.
    Was war hier los?
    Renee bewegte sich leise durch den Korridor, bis sie Johns Gästezimmer erreicht hatte. Als sie um die Ecke schaute, wollte sie nicht glauben, was sie sah.
    Alex war mit Handschellen an Johns Trainingsbank gefesselt.
    Sie blinzelte, weil sie nicht ausschließen konnte, unter Halluzinationen zu leiden. Doch Alex verschwand nicht. Sein Gesicht war zorngerötet, und er hatte Ähnlichkeit mit einem angriffsbereiten Stier. Zum Glück schränkten die Handschellen seine Bewegungsfreiheit und damit auch seine Angriffsmöglichkeiten ein.
    »Er wollte mich daran hindern, den Club zu besuchen«, sagte John, der neben Renee in den Türrahmen getreten war. »Also habe ich ihn dazu überredet, mich doch gehen zu lassen.«
    »Überredet, dass ich nicht lache!«, knurrte Alex. »Ich hätte nie gedacht, dass du deinen eigenen Bruder auf so niederträchtige und boshafte Weise ...«
    Renee starrte Alex fassungslos an. Stück für Stück kam ihr die Erkenntnis, was John mit ihm angestellt haben musste, bis ihr schließlich die Wahrheit dämmerte: Er war das Risiko eingegangen, es sich mit seinem Bruder, seiner Familie und seiner Karriere zu verscherzen. Ihretwegen.
    Sie kam sich wie der größte Trottel auf Erden vor. Was sollte sie jetzt sagen, nachdem sie John im Club vorgeworfen hatte, er könnte sich nie gegen seinen Bruder durchsetzen?
    Sie legte eine Hand auf die Stirn, als ihr das Ausmaß ihrer Dummheit bewusst wurde. Hätte John es ihr doch nur erklärt! Wenn er darüber gesprochen hätte, wäre sie zur Besinnung gekommen und hätte nicht all die bösen Dinge zu ihm gesagt. Andererseits hatte sie ihm kaum eine Chance gegeben, sich zu erklären, nicht wahr?
    »Was ist hier los?«, wollte Alex wissen.
    »Renee ist unschuldig«, sagte John. »Wir haben den Kerl gefunden, der den Supermarkt überfallen hat.«
    Alex sah sie abwechselnd an. »Unmöglich.«
    »Er sitzt bereits in einer Zelle.«
    »Also hat sie es wirklich nicht getan?«
    »Richtig.«
    Alex schnaufte nervös und mit gerötetem Gesicht, als wüsste er noch nicht, wie er darauf reagieren sollte. »Trotzdem hast du Mist gebaut, John. Du hättest sie ausliefern müssen. Und auf gar keinen Fall hättest du so mit mir umspringen dürfen. Jetzt mach endlich die Handschellen los!«
    John stieß einen zögernden Seufzer aus. »Ich schätze, ich kann ihn nicht ewig angekettet lassen«, sagte er zu Renee, während er den Schlüssel aus der Hosentasche zog. »Mach dich schon mal bereit, einen Krankenwagen zu rufen.«
    Er schloss die Handschellen auf. In dem Moment, als sie aufschnappten, fuhr Alex herum und baute sich vor John auf, als wollte er ein Hühnchen mit ihm rupfen. Renee drängte sich zwischen die Brüder. »Halt!«
    Ihr lautstarker Befehl ließ Alex erstarren. Überrascht riss er die Augen auf. »Warte ... nur einen Moment...«
    »Nein, du wartest!«, erwiderte Renee und bohrte ihm einen Finger in die Brust. »Du wirst ihm kein einziges Härchen krümmen!«
    Alex sah sie verdutzt an.
    »Hör mir genau zu. Auch wenn du doppelt so groß bist wie ich - aber wenn du ihn auch nur berührst , sorge ich dafür, dass es dir Leid tut, jemals auf die Welt gekommen zu sein. Ich werde Mittel und Wege finden, die du dir nicht einmal im Traum vorstellen kannst, um dir das Leben zur Hölle zu machen. Der Tod wird dir wie eine Erlösung vorkommen. Hast du mich verstanden?«
    Alex wich langsam vor ihr zurück, während sein Gesicht maßlose Verblüffung zeigte. Er blickte zu John hinüber, dann sah er wieder Renee an. Schließlich rieb er sich das Handgelenk und atmete resigniert aus.
    »Mensch, John«, murmelte er.
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