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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss
Autoren: Jane Graves
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warum ich den Supermarkt überfallen habe. Aber ich hatte nie die Absicht, dir etwas anzuhängen!«
    Dann hörte sie, wie hinter ihr die Tür zur DJ-Kabine aufgestoßen wurde. John griff nach ihr und zog sie von Steve weg, dann nahm er ihr den Flaschenhals aus der Hand und ließ ihn zu Boden fallen.
    »Er ist schuldig!«, rief sie. »Hast du gehört, was er gesagt hat? Er hat gestanden! Er hat es getan!«
    »Ich habe es gehört. Schätzchen. Jedes Wort. Aber du solltest dir jetzt keine Mordanklage einhandeln, okay?«
    Er zog Renee aus der Kabine, dann ging er zurück und hievte Steve heraus. Plötzlich bemerkte sie, dass alle Anwesenden nicht mehr auf die Bühne starrten, sondern gebannt die Verhaftung beobachteten. Der Moderator schob sich durch die Menge und wollte wissen, was los war. John bat ihn, einen Krankenwagen zu rufen. Dann schleifte er Steve durch die Tür nach draußen und rief Renee zu, sich nicht von der Stelle zu rühren.
    Inzwischen drängten sich die Menschen um die DJ-Kabine und starrten Renee an, als wäre ihr plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. Eine Weile stand sie wie versteinert da.
    Dann erinnerte sie sich an Paula.
    O Gott! Die arme Paula! Wo war sie? Manche Frauen kamen mit einer solchen Situation überhaupt nicht zurecht, sodass das Selbstmordrisiko drastisch anstieg. Sie wusste, dass Paula normalerweise nicht so labil war, aber trotzdem musste sie in diesem Moment Schreckliches durchmachen.
    Renee schob sich durch die Zuschauer und entdeckte sie schließlich, wie sie ganz allein an einem Tisch saß und verwirrt ins Leere starrte. Renee hatte keine Ahnung, was sie zu ihr sagen sollte. Nicht einmal Hallmark hatte eine Grußkarte im Sortiment, auf der »Es tut mir so Leid, dass dein Freund Frauenkleider trägt« stand.
    Sie wollte zu ihr hinübergehen, doch dann sah sie, dass Tom sich Paula näherte. Sie blieb stehen und überlegte, ob Paula jetzt ihre Hilfe brauchte, doch dann entschied sie, dass es vielleicht das Beste wäre, wenn die beiden ihr Problem allein bewältigten.
    Sie ging zur Theke und setzte sich, um auf John zu warten. In ihrem Kopf herrschte ein solches Durcheinander, dass sie nicht wusste, ob sie je wieder Ordnung in das Chaos bringen konnte.
    Paula und Tom waren nicht die Einzigen, die eine Aussprache nötig hatten.
    Paula schob zwei Bierflaschen und einen vollen Aschenbecher zur Seite, dann stemmte sie die Ellbogen auf den Tisch und stützte ihren Kopf auf die Hände. Sie hatte das Gefühl, als wäre soeben die gesamte Welt zusammengestürzt. Sie konnte nicht glauben, dass Steve das Verbrechen begangen und die Schuld auf Renee abgeschoben hatte. Nach allem, was er getan hatte, war sie froh, dass er hinter Gitter kam. Sie war froh, dass er endlich aus ihrem Leben verschwand.
    Genauso wie Tom?
    Auch für sie und Tom gab es jetzt kein gemeinsames Leben mehr. Wie sollte das gehen, wo Tom im Augenblick mehr Frau war als sie selbst?
    »Paula?«
    Sie drehte sich um und sah, dass Tom hinter ihr stand. Die Perücke hatte er abgenommen, aber er trug immer noch dieses Kleid, das Make-up, die falschen Fingernägel ...
    »Nein, Tom. Ich komme schon damit zurecht. Bitte geh. Bitte!«
    Er holte sich einen Stuhl und setzte sich neben sie. »Ich gehe nirgendwohin. Jedenfalls nicht, bevor du mir zugehört hast.«
    »Ich verstehe das alles nicht! Wie kannst du nur ...?«
    »Es ist sehr kompliziert. Und es dürfte unmöglich sein, es in ein paar Sätzen zu erklären. Also werde ich es gar nicht erst versuchen. Ich möchte nur zwei Sachen klarstellen. Erstens, das hier bedeutet nicht, dass ich schwul bin ...«
    »Aber du trägst ein Kleid, Tom!«
    »Ich weiß. Aber nicht jeder, der sich gerne verkleidet, ist schwul. Unter dieser Kleidung bin ich immer noch derselbe. Derselbe Mann, den du kennen gelernt hast.«
    Sie musterte ihn von der Seite, dann wandte sie den Blick wieder ab. Sie kam damit nicht klar. Es ging einfach nicht.
    »Willst du gar nicht wissen, was ich dir als Zweites zu sagen habe?«
    Sie seufzte. »Sag es.«
    »Ich liebe dich.«
    Sie schloss die Augen und spürte, wie ihr die Tränen kamen. Verdammt! Sie wollte jetzt nicht heulen!
    »Mit anderen Frauen war das nie ein Thema. Ich bin ihnen niemals so nahe gekommen, dass ich das Gefühl hatte, es ihnen irgendwann sagen zu müssen. Und dann kamst du. Ich war mit vielen anderen Frauen zusammen, Paula. Aber du.. .« Er verstummte und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, du selbst hältst dich für unscheinbar oder unansehnlich und
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