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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss
Autoren: Jane Graves
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morgen früh eine neue Benzinpumpe einbaute. Dann konnte sie sich wieder auf den Weg machen. Dann wäre sie New Orleans, Louisiana, wieder ein Stück näher und Tolosa, Texas, wieder ein Stück ferner.
    New Orleans. Sie wusste selbst nicht, warum sie sich diese Stadt ausgesucht hatte. Außer dass es dort jede Menge Restaurants gab, in denen sie problemlos einen Job bekommen würde. Und sie hoffte, dass das dunkle Geheimnis dieser Stadt es ihr irgendwie ermöglichte, die alte Identität abzulegen und eine neue anzunehmen. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wie man es anstellte, zu einer anderen Person zu werden, aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Morgen würde sie den Wagen holen, losfahren und dann überlegen, wie es weiterging.
    Sie steckte den Vierteldollar in den Automaten, drückte auf einen Knopf, und die Maschine spuckte ihr Abendessen aus - eine Packung Erdnussbutterkekse. Sie bückte sich und zog den Snack aus dem Schlitz. Als sie sich wieder aufrichtete, schlang sich ein Arm um ihre Taille, und etwas Kaltes und Hartes drückte sich gegen ihren Unterkiefer.
    »Du hast deinen Gerichtstermin verpasst, Süße.«
    Unvermittelt wurde sie herumgewirbelt und schlug mit dem Rücken gegen den Snackautomaten. Das kalte, harte Ding - eine Pistole - berührte nun ihren Hals. Und genau vor ihr stand der größte, hässlichste und bedrohlichste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Er musste auf die fünfzig zugehen, aber seine Muskeln waren durch kein einziges Gramm Fett gepolstert. Sein Schädel war kahl geschoren. Die morbiden Tattoos und ein goldener Ohrring verliehen ihm etwas Finsteres und beinahe Wahnsinniges.
    »W-wer sind Sie?«, stammelte sie.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem verschlagenen Grinsen. »Max Leandro. Offizieller Kopfgeldjäger. Deine Glückssträhne ist zu Ende.«
    Es dauerte einen Moment, bis Renee seine Worte verarbeitet hatte. Dann schwappte eine riesige Welle der Panik über sie hinweg. Sie hatte die ganze Zeit nach Polizisten Ausschau gehalten, und sie hatte angenommen, dass sie sich mit Blaulicht, Sirenen und Bluthunden ankündigen würden. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, von einem zwei Tonnen schweren Kopfgeldjäger geschnappt zu werden, der aussah, als könnte er im Liegen einen Buick stemmen.
    Er stopfte die Waffe in den Hosenbund seiner Jeans, hielt ihre Unterarme fest und legte ihr Handschellen an. Halb führte, halb zerrte er sie durch den Gang und brachte sie zu seinem alten Jeep Cherokee, den er auf der Westseite des Motels abgestellt hatte.
    »Nein!«, protestierte Renee und versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu befreien. »Bitte nehmen Sie mich nicht mit! Bitte!«
    »Tut mir Leid, aber ich habe keine andere Wahl. Im Gefängnis soll eine große Party steigen, und dein Name steht ganz oben auf der Gästeliste.«
    »Einen Moment!« Sie blickte über die Schulter zurück. »Was ist mit meinen Sachen? Sie können doch nicht einfach ...«
    »Natürlich kann ich.«
    Er riss die Fahrertür auf und schob sie auf den Beifahrersitz, dann stieg er in den Jeep. Er zündete sich eine Camel an, steckte eine Metallica-Kassette in den Recorder und verließ den Parkplatz des Motels.
    Renee starrte auf die Armaturen, schockiert, fassungslos und zutiefst besorgt. In weniger als zwei Stunden wäre sie wieder in der Obhut der Polizei von Tolosa. Und dann würde man sie bestimmt kein zweites Mal gegen Kaution freilassen.
    Sie funkelte Leandro wütend an. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Ganz einfach, Süße. Ich bin der Beste.«
    Mist. Warum hatte sich nicht ein Kopfgeldjäger an ihre Fersen geheftet, der mit dem schlechtesten Notendurchschnitt seines Jahrgangs von der Schule abgegangen war?
    Sie prüfte die Handschellen, indem sie zweimal heimlich daran zerrte, aber sie gaben kein Stück nach. Also versuchte sie, zunächst eine Bestandsaufnahme ihrer gegenwärtigen Lage zu machen. Der Türgriff auf der Beifahrerseite fehlte. Als sie sich umschaute, erkannte sie, dass die Hintertüren auf die gleiche Art präpariert waren. Wie es schien, war Plan A - aus dem fahrenden Wagen springen - nicht durchführbar.
    Also musste sie auf Plan B ausweichen. »Sie begehen einen schrecklichen Fehler«, sagte sie. »Ich bin unschuldig. Sie wollen doch keine unschuldige Frau ins Gefängnis bringen, oder?«
    Er schnaufte verächtlich. »Unschuldig? Dass ich nicht lache! Man hat dich mit der Beute und der Tatwaffe erwischt.«
    »Nun ja ...«
    »Die ältere Dame, die überfallen wurde, sagte,
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