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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Autoren: Milly Johnson
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Raychel bei. »Und du siehst hinreißend aus, Anna.«
    »Danke«, lächelte Anna. Sie fühlte sich auch hinreißend. Sie war erst in den Vierzigern, und eines Tages würde sie auf dieses Jahrzehnt mit dem sicheren Wissen zurückblicken, dass sie es in vollen Zügen gelebt hatte.
    »Hört, hört«, sagte Grace.
    »Bei der Feier waren ein paar wirklich tolle schwarze Kleider zu sehen«, sagte Anna.
    »Oh, seht sie euch an! Sie ist schon jetzt ganz modemäßig drauf. Sie ist erst seit zwei Stunden Mrs. Darq, und schon hat sie sich in Zandra Rhodes verwandelt.«
    »Tolle Idee, eine schwarze Hochzeit zu haben«, sagte Raychel.
    »Ach, na ja, so ist das eben, wenn man einen Untoten heiratet.«
    »Ist er wirklich untot?«, fragte Raychel.
    »Ein paar Teile von ihm sind sehr lebendig«, grinste Anna frech.
    Für den Rest der Welt war Vladimir Darq ein Rätsel, ein Geheimnis und ein Geschäftsmann par excellence , dank seiner erstaunlich erfolgreichen Damenwäsche-Kollektion. Allein schon die Darqone-Kreation galt für über ein Fünftel der weiblichen Bevölkerung Englands als Grundbestandteil der Garderobe, und seit ihrem offiziellen Start in Amerika zu Weihnachten hatte sie auch dort ihren Siegeszug angetreten.
    Anna ganz allein gehörte der Mann, der sich gern Harry-Potter-Filme ansah und dabei selbstgemachtes Popcorn aß und im Garten Walzer mit ihr tanzte. Aber trotzdem gab es noch immer jede Menge dunkle Darq-Seiten an ihm, die sogar Anna ein Rätsel waren. Seine Künste im Schlafzimmer waren nicht von dieser Welt, so viel stand fest.
    Anna klopfte auf ihren ausladenden Bauch unter ihrem Kleid, wo ihr Baby warm und gemütlich lag und heranwuchs.
    »Christie, komm doch nächste Woche mal zum Essen zu uns, wenn Grace und Niki weg sind. Ich werde in diesem Zustand nirgends mehr hinfahren. Und du solltest nicht einsam sein.«
    »Mache ich.« Christie zwinkerte Grace zu. Grace würde eine zweiwöchige Mittelmeerkreuzfahrt mit ihrem Bruder unternehmen. Nikita Koslov war bereit, viel verlorene Zeit nachzuholen. Grace war nervös und aufgeregt zugleich wegen der bevorstehenden Reise. Mit sechsundfünfzig zum ersten Mal flotte Damenwäsche kaufen zu gehen war eine echte Offenbarung gewesen, vor allem mit dem eigenen Sohn und dessen neuem Partner, die ihr beim Aussuchen mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatten. Aber Grace hatte von der jungen Dawn gelernt, dass man die Gelegenheit zum Glück, wenn sie sich bot, mit beiden Händen beim Schopf packen musste.
    Das Geld von ihrer Scheidung war endlich eingegangen, und eine ausgiebige Shoppingtour hatte ihr gutgetan. Gordon hatte sich, wie erwartet, mit Händen und Füßen gegen die Scheidung gesträubt. Entgegen allen Erwartungen war es Sarah gewesen, die ihn schließlich überzeugt hatte, loszulassen und Vernunft anzunehmen. Sein erster Akt als Geschiedener bestand darin, auf Dauer in seinen Wohnwagen in Blegthorpe zu ziehen.
    »Wann ist denn der Termin für euer Baby?«, fragte Raychel.
    »Einunddreißigster Oktober«, seufzte Anna. »Als ob es irgendwann anders sein könnte. Und bei euch?«
    »Vierzehnter Februar. Als ob es irgendwann anders sein könnte!«, grinste Raychel zurück. Sie war heute überglücklich, denn es war der erste Tag, an dem ihr nicht schlecht geworden war. Sie hatte gar nicht gewusst, dass die Morgenübelkeit den ganzen Tag anhalten konnte, aber es war ihr egal, denn sie würde das Baby bekommen, das sie und Ben nie zu zeugen gewagt hatten. Die Siddalls waren eine große und weit verzweigte Familie, und viele von ihnen lebten in Barnsley. Dank Elizabeths Überredungskünsten hatte sich Michaels Zwillingsschwester bereiterklärt, etwas DNA für einen Test zur Verfügung zu stellen, nachdem man der Familie versichert hatte, dass sie nicht von der Unterhaltsbehörde verklagt werden würde, und ja, es gab eine Übereinstimmung. Das hieß, dass Raychel doch nicht aus einer Inzestbeziehung entstanden war, wie sie ihr Leben lang geglaubt hatte. Michael war nicht unbedingt aus dem besten Holz geschnitzt, um einen guten Dad abzugeben, denn er saß wegen bewaffneten Raubüberfalls im Gefängnis, aber Raychel hatte ohnehin nicht die Absicht, Beziehungen zu fremden Leuten aufzubauen. Sie hatte an Familie alles, was sie wollte, in Elizabeth, John, Ellis, Ben und den Frauen, von denen sie jetzt umgeben war.
    »Ich werde meine Abteilung völlig umstrukturieren müssen«, sagte Christie kopfschüttelnd. »Alle werden denken, dass ich als Chefin ein echtes Monster bin,
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