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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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Es blitzt von allen Seiten.
    „Mäuschen, wenn du für eine Kamera posierst, dann musst du auch hineinsehen.“
    Eine?
    „Fotomodell zu sein bedeutet, mitzudenken, mitzufühlen und völlig bei der Sache zu sein, Schätzchen.“
    Verständnislos schüttelt das Männchen mit dem Kopf.
    „Aber ich bin kein Fotomodell“, protestiere ich.
    „Ach, Kleines. Sicher bist du eines. Ab jetzt jedenfalls. Glaubst du etwa im Ernst, ich lasse so ein Gesicht wie deines einfach wieder gehen? Ich heiße übrigens Charles. Meine Freunde nennen mich Charly.“
    Das Männchen reicht mir seine zarte Hand entgegen.
    Modell – ich! Was für eine abstruse Vorstellung. Wo ist meine Eisscholle?
    „So, Leute ...“, „Stöckel-Helen“ klatscht ein paar Mal in die Hände, um so für Ruhe zu sorgen, „... jetzt machen wir ein paar Aufnahmen mit den beiden zusammen. Danny, kommst du bitte.“
    Danny Greyeyes schaut durch den Menschenkreis, der ihn umringt, hindurch und verzieht etwas angestrengt eine Augenbraue.
    „Okay, Chef, bin schon da.“
    Er begibt sich zu mir herüber und stellt sich direkt neben mich. Gemeinsam blinzeln wir in die Kameras. Mal in die eine, dann in die andere. Dannys Hand umgreift meine Schulter. Blitz. Blitz. Klick.
    „Schaut euch doch mal in die Augen!“, fordert Charly uns auf.
    Ich würde jetzt ehrlich gesagt lieber gehen. Danke, war nett. In seine Augen sehen. Wie soll das gehen? Ich bin schon aufgeregt genug und schaffe es gerade mal, meinen Kopf in aufrechter Position zu halten. Ansonsten bin ich steif wie der Dielenboden in diesem Raum. Schon mal versucht, einen steifen Hals zu bewegen? Da passiert einfach nichts. Egal wie sehr man sich bemüht. Mr. Greyeyes schaut mich bereits an. Das kann ich spüren. Aber mein Kopf bewegt sich nicht.
    „Aber Malinchen, nun stell dich doch nicht so an! Sieh deinem Schwarm endlich in die Augen!“
    Schwarm? Könnte mein Schwarm eventuell die Hand von meiner Schulter nehmen? Vielleicht gelingt es mir dann, mit meinem Oberkörper herumzuschwingen. Hand ruht immer noch auf Schulter.
    „Malina, Schätzchen, was ist nun?“
    Mit einem Mal packen mich Danny Greyeyes’ Hände an beiden Schultern und drehen mich zu ihm herum.
    Danke. Von allein wäre mir das nie gelungen. Erstarrt blicke ich von einem Browneye ins andere. Hin, her – kann mich für keines entscheiden. Dieser Blick. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinab. Sein Mund verformt sich zu einem unergründlichen Lächeln. Ich kann nicht lächeln. Immer noch bin ich völlig versteinert. Ein Glas Wasser könnte jetzt ganz nützlich sein. Mir ist so anders. Ich spüre, wie sich mein leerer Magen schmerzlich zusammenzieht. Er wird sich doch wohl nicht selbst verdauen? Es war wohl keine gute Idee, heute nicht zu frühstücken und das Mittagessen auch gleich wegzulassen.
    „Lächeln, ihr beiden“, Charly ist schonungslos.
    Klick. Blitz. Klick. Blitz.
    „Danny, leg doch deine Arme um Malinas Hüften und schau ihr weiter in die Augen, ja?“
    Nein, das halt ich nicht aus! Ich lass mich nicht gern von fremden Männern umarmen. Auch nicht, wenn sie Greyeyes heißen. Mir ist übel. Wie wäre es mit etwas Essbarem? Oh, was für wunderbare Gebilde tun sich da vor meinem Auge auf! Weiße Schleier schmücken mein Gesichtsfeld mit verschiedensten Mustern und verwandeln sich langsam in Finsternis.
    Nach einer Weile nehme ich aufgeregte Stimmen von weit her wahr. Wo bin ich? Woher kommen die unstimmigen Gesänge? Bin ich zu Hause? Tausende kleiner Feuerameisen krabbeln in meinen Beinen und Armen. Ich öffne die Augen. Ganz langsam formt sich ein Bild. Mir schwant, was gerade passiert ist. Die Sicht wird immer klarer. Bald erkenne ich das Gesicht mit den Browneyes über mir wieder.
    „Sie kommt wieder zu sich.“
    „Ach, Gott sei Dank!“ Charly drängelt sich dazu. „Kindchen, was machst du nur für Sachen? Los, ein Glas Wasser! Schnell!“
    Charly hebt meinen Kopf an und drückt mir das Glas Wasser an den Mund. Die kühle Flüssigkeit rinnt meine Speiseröhre hinab und belebt meine Sinne.
    „Wahrscheinlich war alles wohl doch ein bisschen viel für dich gleich zu Anfang.“ Verständnisvoll streicht Charly mir übers Haar.
    Ja, das kann man wohl sagen. Könnte aber auch an meinem hohlen Magen liegen, dass meine Kondition nachlässt.
    Ich darf mich einige Zeit auf einer Couch ausruhen. Helen hat nun beschlossen, das Fotoshooting sofort zu beenden und nach einer kleinen Pause zum Interview überzugehen. Vor mir auf
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