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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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Arm. Langsam kommt wieder Gefühl hinein. Ich spüre es kribbeln.
    „Tut mir leid, ich hab dich einfach nicht gesehen. Es ist aber auch verdammt dunkel hier in diesem Laden! Gibt’s hier denn verdammt noch mal kein Licht?!“
    „Verdammt“ scheint sein Lieblingswort zu sein.
    „Sorry, aber ich muss dringend weiter. Hab nachher noch so ein albernes Treffen mit ’ner Tussi, die ich nicht kenne. Wirklich alles okay mit dir?“
    „Ja, danke.“
    Die männliche Gestalt nickt und setzt ihren Weg nach unten fort, hält aber plötzlich inne und dreht sich zu mir um. Als hätte man den Stecker zu seiner Energieversorgung gezogen, steht er regungslos da und sieht stumm zu mir. Was schaut er so geheimnisvoll? Er kann doch bei dieser „verdammten“ Dunkelheit sowieso nichts von mir erkennen. Nervös zappeln meine Finger an der Hand und springen sicher gleich aus ihrer Verankerung. Sollte ich noch was sagen? Nein, jetzt geht er weiter.
    Nach diesem heftigen Unfall erklimme ich die Stufen nun zögernd im Schneckengang, um somit einem möglichen Wiederholungssturz entgegenzuwirken. Im Falle des Falles gewinne ich somit mehr Zeit für die Berechnung eines Ausweichmanövers. Endlich erreiche ich einen hellen Flur. Von Weitem vernehme ich Stimmenwirrwarr in verschiedenen Tönen. Klingt wie ein Baum voller kleiner, schimpfender Spatzen. Tippelnde Schritte nähern sich meinem Standort. Misstrauisch vor dem, was mich erwarten könnte, halte ich mich dicht an der Wand. Eine elegant gekleidete Frau tritt in mein Gesichtsfeld und tänzelt mir auf ihren Stöckelschuhen entgegen.
    „Ach, da sind Sie ja endlich!“, ruft sie mir zu.
    Ich drehe mich um, schaue wieder zu ihr und zeige fragend mit dem Zeigefinger auf mich.
    „Sie sind doch das Mädchen, das heute ihren großen Schwarm treffen darf? Miss Bergstroem?“
    Das Mädchen! Hält die mich für ’nen Teeny?
    „Ja, das bin ich.“
    „Dann kommen Sie mal schnell! Los! Husch, husch, husch! Wir müssen Sie noch stylen für das Fotoshooting mit Danny.“
    Ach du meine Güte! Was machen die jetzt mit mir?
    Sie ergreift meinen lädierten Arm und zerrt mich den Flur entlang. An Zimmer Nummer 21 bleiben wir stehen. Energisch drückt sie die leicht angelehnte Tür auf und ein Team von Stylisten und Friseuren stürmt auf mich zu. Alles plappert wild durcheinander und zupft an mir herum. Jeder weiß genau, welche handwerkliche Fingerfertigkeit er an mir vollbringen muss. Sie ziehen mich auf einen Stuhl, und ehe ich auch nur einen Mucks von mir geben kann, stauben weiche Borsten eines großen Pinsels mein Gesicht ab und kitzeln mir die Nase. Eine Hand tuscht mir das Augenlid, eine andere toupiert mein Haar, die nächste lackiert meine Fingernägel. Ein bisschen hier, ein wenig dort. Bloß nicht in den Spiegel schauen. Wer weiß, was dabei herauskommt. Können die mich nicht so lassen, wie ich bin? Was ist gegen mein Aussehen einzuwenden? Ist doch ganz okay.
    Die Stöckelschuhlady hetzt wieder ins Zimmer.
    „Beeilt euch, Leute! Die Zeit drängt. Seid ihr noch nicht mit ihr fertig?!“
    Genau, was macht ihr da so lange mit mir? Die tun ja so, als bräuchte ich eine Komplettüberholung. Jetzt schmier’n die mir auch noch Lippenstift um den Schnabel. Bäh!
    Ich werde aufgefordert, in den Spiegel zu schauen. Die Instandsetzung scheint beendet. Weshalb sehen die mich alle so entzückt an wie eine Mutter ihr Neugeborenes? Himmelherrgott, was haben die aus mir gemacht?! Staunend schaue ich mit weit geöffnetem Mund in den Spiegel. Gut, ich gebe zu, gar nicht schlecht. Aber … wo bin ich? Ich meine I C H!
    Die Stöckelschuhe kommen wieder auf mich zu. Sie klappt ihre Hände auf ihr Gesicht.
    „Wow, Mensch Mädchen! Du bist ja ein richtiges Prachtstück.“
    Alles schaut mich an, als wäre ich das beispiellose Meisterstück ihrer Arbeit.
    „Komm! Nun aber los!“
    Stöckelschuhlady packt mich wieder am Arm und zieht mich aus dem Stuhl. Vorsicht, das ist der beschädigte Arm! Könnte ich ja auch laut sagen. Geht aber nicht. Mein Mund ist mit Lippenstift verklebt.
    Wir gehen den Flur entlang zu Zimmer 13. Die Tür öffnet sich und – wieder Menschen. Zu viele für meinen Geschmack. Ich wünsche mich auf eine einsame Eisscholle. Klappt leider nicht. Immer noch bin ich in Zimmer 13.
    „Ich hab mich bei dir noch gar nicht vorgestellt. Du kannst Helen zu mir sagen. Ich werde dich den heutigen Tag coachen. Wie war dein Name doch gleich?“
    „Malina“, antworte ich ihr leise.
    „Ach ja,
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