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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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zu kurz. Das Haar rollt sich doppelt und dreifach um den Finger, solange, bis er nicht mehr zu sehen ist. Müsste das Haar mal wieder etwas kürzen. Oder längere Finger …?
    Das Telefon reißt mich aus meiner Lethargie.
    „Hallo, sind Sie Miss Lucy Atkinson?“, hallt mir eine hohle Stimme aus dem Hörer direkt in den Gehörgang.
    „Nein, die ist nicht da. Mein Name ist Malina Bergstroem. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?“
    Stille. Knacken. Rascheln. Geflüster.
    „Wissen Sie, wann sie wieder zu erreichen ist?“
    „Erst wieder in drei Tagen“, erwidere ich. „Worum geht es denn, mit wem spreche ich überhaupt?“
    Stille. Rascheln. Knacken. Geflüster.
    „Mein Name ist Adam Fox. Ich bin Danny Greyeyes’ Manager. Miss Atkinson hat unseres Wissens den Hauptpreis gewonnen. Ein Abendessen mit Danny. Wissen Sie etwas darüber? Ich wollte die weiteren Formalitäten mit ihr absprechen.“
    „Ähm, nun ja. Die werden Sie wohl mit mir absprechen müssen. Miss Atkinson hat mir ihren Gewinn abgetreten.“
    Stille. Rascheln. Knacken. Geflüster.
    „Also gut. Verraten Sie mir dann Ihren Namen?“
    „Malina Bergstroem heiße ich.“
    Ich spüre meinen Pulsschlag überall. Eigentlich will ich das nicht machen. Aber könnte ich Lucy enttäuschen? Könnte ich überhaupt einen Menschen mutwillig enttäuschen? Außer mich selbst. Mich enttäusche ich pausenlos. Weil ich es nie schaffe, meinen eigenen Willen durchzusetzen. Ich lasse mir lieber einen fremden Willen aufdrücken. Ist einfacher.
    Mr. Adam Fox erklärt mir den Ablauf des Zusammentreffens mit Danny Greyeyes. Wann ich was zu sagen und wie ich in die Kamera zu schauen habe. Welche Antworten ich beim Interview mit dem Star-Magazin geben müsste und welche Kleidung ich vorzugsweise tragen sollte.
    „Seien Sie pünktlich, Miss Bergstroem. Morgen um fünfzehn Uhr in den Studios der Plattenfirma Megastar.“
    Tatsächlich schon morgen? Können wir das Ganze nicht auf nächste Woche verschieben? Oder nächstes Jahr?
    „Ja“, höre ich mich leise in den Hörer murmeln.
    Na prima!
     
    Den folgenden Tag beginne ich mit unruhigem Herumlaufen in der Wohnung. An Frühstück ist gar nicht zu denken. Wohin sollte ich es essen? Mein Magen ist weg. In die Kniekehlen gerutscht. Mein Kleiderschrank spuckt keine geeigneten Klamotten aus. Das übliche Problem von Frauen. Seit wann bin ich eine übliche Frau? Ich tapse in Lucys Zimmer und durchwühle ihren Kleiderschrank. Ein Kleid. Schwarz. Kurz. Spaghettiträger. Dezent, aber kleidend. Nehme ich.
    Das Telefon klingelt. Lucy!
    „Hey, Malina. Denk nicht mal daran, den Termin zu versäumen! Und vergiss die Kamera nicht! Ich beneide dich so.“
    Danke, mir geht’s gut und dir?
    „Dann komm doch einfach her und geh da selbst hin! Ich springe für dich in Hamburg ein.“
    „Ach, Malina, wenn das ginge, sofort. Aber wenn ich es jemandem gönne, dann dir.“
    Oh, wie rührend. Warum gönne ich es mir selbst nur nicht?
    Ich erzähle Lucy von dem Gespräch mit Mr. Adam Fox und dem geplanten Ablauf. Fotoshootings, Interviews, erneutes Posieren für die Kameras mit Danny Greyeyes und endlich das ersehnte Dinner in trauter Zweisamkeit ohne Kameras und Zeugen. Was red ich bloß mit ihm? Hoffentlich öffnet sich mein Mund überhaupt zum Reden. Ich frage Lucy, über was man sich mit einem Rockstar wohl unterhält. Lucy lacht.
    „Warum lässt du es nicht einfach auf dich zukommen? Es wird sich schon ein Gespräch ergeben.“
    Guter Tipp. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?
    Nach dem Telefonat mit Lucy fühle ich mich nicht besser. Die Zeiger der Uhr scheinen einen Wettlauf gegeneinander zu führen. Die Zeit rast in einem Höllentempo. Immer wenn man es nicht gebrauchen kann. Auf den letzten Drücker sause ich ins Bad und schmeiße mich unter die Dusche. Frisch, aber leider nicht als neuer Mensch, verlasse ich sie und widme mich Lucys Kleid. Es scheint zu passen. Mein widerspenstiges Haar föhne ich über Kopf trocken, während ich dabei ständig auf die Uhr sehe. Verflixt, ich muss los! Ich will da nicht hin! Ich will nicht!
    Das soeben getrocknete Haar fliegt nun im hohen Bogen durch die Luft über meinen Kopf hinweg und landet in luftigen Wellen auf meinem Rücken. Schuhe. Wo sind die Schuhe? Griff zur Handtasche. Jacke nicht nötig. Warm draußen. Treppe runterflitzen. Auto finden. Mit quietschenden Reifen losfahren. Puls auf hundertachtzig.
     
    Ohne es zu merken, komme ich dort an. Bei Megastar. Meine Gedanken kreisen
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