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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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richtig. So, Leute. Hört mal alle her! Das hier ist Malina. Ihr werdet jetzt erst mal ein paar Fotos von ihr machen und – wo ist eigentlich Danny?“
    „Hier bin ich!“
    Der Satz kam aus dem Hinterhalt. Helen und ich drehen uns um und sehen einen, wie ich zugeben muss, äußerst knusprigen Mann durch die Tür kommen mit einer Pizza-Knoblauch-Fahne. Ein Fragezeichen wächst auf meinem Kopf. Die Gestalt aus dem Treppenhaus? Danny Greyeyes, die Pizza-Gestalt?
    „Hey, Malina, wie geht’s?“
    Er kommt direkt auf mich zu und streckt seine Arme aus. Ich drehe mich verunsichert um und überprüfe, ob ich für jemand anderen aus dem Weg gehen sollte. Aber da ist niemand. Nur ich. Kurz schließt er mich für die Kameras in die Arme. Es blitzt und klickt von allen Seiten. Ein paar Mal lächelt er gekonnt in die Kamera, bevor er sich mäßig unterkühlt von mir abwendet.
    Er hat mich nicht erkannt. Wäre mir auch so gegangen, hätte er sich nicht vermutlich gerade eine Pizza mit einem Extraberg Knoblauch einverleibt.
    Ich schaue ihn mir genauer an. Sein schwarzes schulterlanges Haar wird durch die Sonnenbrille auf seinem Kopf gebändigt. Seine Jeans betont sein knackiges Hinterteil, während das blaue Oberhemd lässig über der Hose hängt. Die Augen scheinen so dunkel wie das Treppenhaus, in dem wir uns verknotet hatten. Eindeutig indianischer Abstammung. Ist das der Grund, warum Lucy mich für dieses Treffen bestimmte?
    Er flüstert „Stöckelschuh-Helen“ etwas zu. Zweifellos nichts Erfreuliches. Man könnte meinen, er wäre leicht gereizt. Seid doch mal leiser da im Hintergrund. Ich würde gern mal was verstehen. Angestrengt versuche ich, von den Lippen abzulesen. Das hätte „keinen Bock“ heißen können. Geht mir auch so. Na, dann kann ich ja jetzt gehen. Entschuldigung, wo ist hier der Ausgang? Ich habe auch keinen Bock. Vorsichtig schleiche ich zur Tür und drehe mich unauffällig dabei nach allen Seiten hin um. Keiner achtet auf mich. Alles schaut nur zu Mr. Greyeyes. Gleich habe ich die Tür erreicht und dann bin ich wieder frei.
    „Halt! Wo willst du denn hin?“
    Helen hat mich entdeckt und sich sofort von Danny losgelöst. Wie viele Augen hat diese Frau?
    „Kümmert ihr euch jetzt bitte um Malina! Die ersten Fotos können von ihr schon gemacht werden.“
    Danny schaut zu mir herüber und mustert mich von oben bis unten. Ich versuche, diesem Blick auszuweichen und an eine Eisscholle zu denken. Aber selbst das Männchen, welches sich gerade mit einem großen Hüftschwung auf mich zu bewegt, kann mich nicht von diesem Blick trennen. Kann Mr. Greyeyes nicht endlich mal woanders hinsehen? Achte einfach nicht auf ihn. Denk an einen weißblauen Eisberg, der gerade still und friedlich an dir vorbeizieht. Das Männchen platziert mich auf einen kalten Stuhl vor einer Leinwand. Danny schaut nicht mehr. Puh!
    „Aaach, deine Wimperntusche krümelt“, entrüstet sich das Männchen in einem viel zu femininen Tonfall. Es wackelt händefuchtelnd davon, um mit einem weichen Tuch wiederzukommen.
    „So, Malinachen, dann streck mir mal dein Näschen entgegen!“
    Artig tue ich, was es sagt. Es wimmelt hier nur so von Verrückten. Ich muss aufpassen, dass ich hier heil wieder rauskomme.
    Von allen Seiten bekomme ich Anweisungen, wie ich mich auf meinem Stuhl zu platzieren habe. Den Kopf nach oben, den Kopf wieder nach unten. Den Rücken gerade. Die Haare zur Seite und dann wieder zur anderen Seite. Klick. Blitz. Blitz. Klick. Blitz. Die Arme in die Hüfte. Das Haar nun nach hinten. Blitz. Klick. Blitz. Blitz. Und wieder lächeln. Blitz. Blitz.
    Ich denke an meine Eltern. Es wird Zeit, dass ich mich mal wieder bei ihnen melde. Sie fehlen mir. Mein Bruder lebt auch in New York, aber wir haben keinen regelmäßigen Kontakt. Er vagabundiert von einem Stadtteil zum nächsten und studiert schon seit Jahren immer was Neues. Ich will mich eben noch nicht festlegen, hatte er mir mal geantwortet, als ich ihn sorgenvoll daraufhin ansprach.
    „Malinalein, sieh doch bitte in die Kamera!“, rügt mich das Männchen.
    Mein Blick wandert zu Danny Greyeyes. Er hält sich am anderen Ende des Raumes auf, umringt von einigen Leuten. Was war das nur für eine komische zweite Begegnung mit ihm? Er hält wohl nicht viel von seinen Fans. Gut, ich bin kein Fan, aber man sieht’s mir ja nicht gleich auf den ersten Blick an. Oder doch?
    „Hier ist das Vögelchen, hierher, huhu!“
    Ich weiß gar nicht, in welche Linse ich zuerst schauen soll.
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