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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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wild durcheinander und können sich nicht auf das Jetzt und Hier konzentrieren. Daher fällt mir auch nicht auf, dass ich vorbeifahre. An Megastar. Verflixt noch mal, wo bin ich hier? Hups! Die Ampel war rot. Was sage ich nur? Wie verhalte ich mich? Was ist, wenn die spitzkriegen, dass ich null Ahnung habe, von Danny und seinen Greyeyes? Moment mal, war das nicht gerade das Gebäude? Von Megastar? Kehrtwendung. Lass mich gefälligst rein! Ich hab’s eilig! Es hupt. Der Fahrer des hupenden Gefährts winkt mir zu. Ich winke zurück. Sah aus wie ein langer Mittelfinger. Affe!
    Eine Parklücke. Direkt vor dem Gebäude. Gott sei Dank.
    Ich steige aus meinem Wagen aus und bemerke erst jetzt einen unbezwingbaren Menschenauflauf vorm Eingang. Wo wollen die nur alle hin? Offensichtlich gibt es kein Durchkommen durch diese Menschenansammlung. Kurz verweile ich bei der Menge und überlege mir einen Plan, schleunigst in das Gebäude zu kommen. Die Tür wird von zwei athletischen Wachmännern blockiert. Mir kommt der Gedanke, die Eingangstür einfach brutal zu stürmen, die Menschen mit einem Boxhieb beiseitezuräumen und die Wächter der Pforte rüde niederzurennen. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein. Möglicherweise gibt es einen Hintereingang. Nur wo? Zweifelnd blicke ich mich um. Eine Einfahrt. Zu einem Hof hinter dem Gebäude. Das sind gute Voraussetzungen für einen Hintereingang. Unbemerkt setze ich mich von der Meute ab und schlendere unsichtbar den „Hinterweg zum Hinterhof“ hinab, um von hier aus zum vermeintlichen Hintereingang zu gelangen. Da! Ich habe recht. Hinterhoftür soeben ausfindig gemacht. Falls mich dahinter kein Bluthund mit fletschenden Zähnen und Riesenmaul erwartet, könnte es mir vielleicht von hier aus gelingen, meinen Weg in das Gebäude zu Mr. Greyeyes fortzusetzen. Die Tür quietscht beim Öffnen wie ein Stück Kreide, das ungeschickt über die glatte Fläche einer Tafel gezogen wird. Ich muss mich schütteln.
    Ich trete durch die Tür, die einem Portal zu einer Höhle ähnelt, und befinde mich in einem stockfinsteren Treppenhaus. Kein Hund in der Nähe.
    Der Weg zu meinem Ziel wird von Metalltreppen geebnet. Kann ich nicht sehen, aber der nachklingende Widerhall meiner Schritte verrät es mir.
    Ich höre jemanden von oben heruntertrapsen. Die Schritte gewinnen an Tempo. Und plötzlich sehe ich sie. Die konturenlose Gestalt trapst wie ein D-Zug auf mich zu. Machtlos ahne ich, dass ein Ausweichen nicht mehr möglich ist. Die Gestalt bemerkt mich nicht und verringert auch nicht ihr Tempo. Bewegungslos wie ein Standbild, halte ich mich krampfhaft am Geländer fest, in der Hoffnung, einem Sturz somit entgegenzuwirken. Durch zusammengekniffene Augen spüre ich den Stoß der unvermeidbaren Kollision. Ein heftiger Schmerz am Kopf lässt mich erahnen, was gerade passiert ist. Gleichzeitig wird meine Hand vom Geländer gerissen. Die Gestalt und ich stürzen einige Metallstufen hinab.
    „Um Gottes willen!“, ruft die Gestalt, welche nun mit ihrem ganzen Körpergewicht auf mir liegt. Ich fühle mich eigenwillig geplättet. Wie ein getrocknetes Feigenblatt zwischen den Seiten eines dicken Buches. Mein linker Fuß ist in einem umgeklappten Hosenbein verfangen. Meins kann es nicht sein. Ich habe ein Kleid an. Mein rechter Arm scheint verdreht wie eine Kordel und berührt einen fremden Arm, der unter meinem Rücken verweilt und meinen Po berührt. Falls es eine Auflösung dieses Knotens gibt, hätte ich sie jetzt gerne gewusst.
    Es kommt kein Wort über meine Lippen. Der erhitzte Atem der Gestalt durchwandert meinen Ausschnitt und gibt den appetitlichen Duft von Pizza und Knoblauch frei. Lange Haare kitzeln mir im Gesicht. Sind auch nicht meine. Nun zieht die Gestalt ihren warmen Arm hinter meinem Rücken hervor und spricht zu mir.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Glaub schon.“
    Aha, die Gestalt scheint männlichen Ursprungs zu sein. Die Stimme hat’s verraten.
    „Verdammt noch mal, das passt zu diesem Tag!“, ruft die Gestalt verstimmt.
    Besorgt versuche ich, mich auf meine Arme zu konzentrieren, als die männliche Gestalt langsam von mir abrückt. Den einen finde ich wieder, aber den anderen nicht. Im Dämmerlicht mache ich eine rechte Hand aus, die mir zugestreckt wird, und ich überlege, sie zu ergreifen. Wo ist mein rechter Arm? Alternativ halte ich der Hand meinen linken Arm hin, die sie sogleich ergreift und mich auf die Füße hebt. Kurz darauf finde ich endlich den rechten
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