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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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wird, ist schließlich nicht auf meinem Mist gewachsen. Danny ist wirklich bedauernswert. Wie kann man nur freiwillig ein Star sein wollen?
    Endlich, der Rummel um uns legt sich. Das Kamerateam und Helen verlassen nach einer kurzen Verabschiedung und einem vieldeutigen Augenzwinkern das Lokal. Meine Füße kippeln unauffällig im gleichmäßigen Takt. Wie soll ich ein Gespräch mit jemandem beginnen, für den ich bis jetzt nur Luft war? Mein Unbehagen, das enorm anwächst, wenn ich Gespräche mit mir unbekannten Personen führen muss, lässt mich chronisch verstummen.
    Danny Greyeyes macht den Anfang.
    „So, die hätten wir nun vom Hals.“
    Ich nicke beipflichtend mit dem Kopf.
    „War wohl ein aufregender Tag für dich? Erlebst du sicher nicht alle Tage, nicht wahr?“
    Nicke erneut.
    Vielleicht sollte ich auch mal was sagen?
    Die Vorspeise wird serviert – glücklicherweise –, dann fällt meine Schweigsamkeit möglicherweise nicht so auf. Wir greifen gemeinsam nach dem Brot. Unsere Hände treffen sich im Brotkorb. Peinlich berührt ziehe ich meine Hand sofort wieder weg.
    „Aber nicht doch, bitte schön!“ Danny hält mir den Brotkorb unter die Nase. Zaghaft nehme ich mir ein Stück heraus.
    „Erzähl doch mal. Was machst du denn so?“
    Diese Frage wird mir gestellt? Wäre das als „eingefleischter Fan“ nicht mein Part gewesen? Ich glaube kaum, dass ein Rockstar sich für mein Leben interessiert. Schon gar nicht, wenn es sich die meiste Zeit auf einer weit entfernten und einsamen Insel wie Grönland abgespielt hat.
    Ich würde ja gern was erzählen, nur was? Was mach ich denn so? Bücher schreiben und Völkerkunde betreiben. Na ja, ein Interview habe ich auch schon einmal gegeben. Da wurde ich aber über meine Bücher befragt und wusste im Vorfelde bereits genau, was ich zu antworten hatte. Jetzt soll ich einen Vortrag darüber halten, was ich so mache. Für die Antwort bräuchte ich ein wenig mehr Vorbereitungszeit. Ich müsste mir vorab ein paar Notizen machen und jedes Wort wohlüberlegt ausarbeiten. So aus dem Stegreif kann ich doch kein Referat darüber halten, was ich so mache.
    „Redest wohl nicht so gern? Na macht nix. Ich habe auch nichts dagegen, wenn wir diesen Blödsinn hier so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Mein Manager meinte, es könnte meinem Image nicht schaden, wenn mir wieder ein wenig Publicity zugutekäme. Darum dieser ganze Rummel heute.“
    Aha!
    „Und du scheinst ordentlich davon zu profitieren. Wow! Hast gleich einen Fotomodellvertrag unterschrieben. Gratuliere dir! Könnte was draus werden. Siehst ja nicht übel aus.“
    Danke.
    Das Hauptgericht wird serviert.
    Jetzt würde ich gern etwas richtigstellen, nur möchte ich seinen Redefluss nicht unterbrechen.
    „Du legst wirklich ein ungeheures Tempo vor. In der Vergangenheit hat fast jede meiner Freundinnen nach wenigen Wochen einen Werbevertrag oder eine kleine Filmrolle in der Tasche gehabt. Dir reichen ein paar Stunden in den Gebäuden meiner Plattenfirma, ohne dass wir uns überhaupt kennen. Ihr Frauen seid wirklich erstaunlich. Wenn ihr mit eurem Kopf nichts erreichen könnt, dann halt mit Vitamin B oder – na ja, no comment!“
    Der Zündknopf einer Sprengladung in meinem Bauch wurde ausgelöst. Um eine Explosion zu vermeiden, erwäge ich zu gehen.
    „Ich brauche nicht die Hilfe anderer Leute, um aus meinem Leben etwas zu machen“, höre ich mich pikiert dementieren.
    Danny schaut auf und kräuselt seine Stirnfalten, welche die darunterliegenden Stirngrübchen zwischen seinen Augenbrauen vertiefen.
    „Da wärst du aber die erste Frau, die mir über den Weg läuft, die so denkt. Meine Erfahrungen sind ganz andere. Ich konnte mir nie sicher sein, ob eine Frau etwas von mir oder meinem Geld und Ruhm wollte. So ist das in meinem Geschäft. Lug und Betrug.“
    „Warum fängst du nicht einfach von vorne an und beginnst irgendwo ein neues Leben, wo dich niemand kennt?“, frage ich.
    Mit einem zynischen Lachen sieht er mich verständnislos an.
    „Wie herrlich naiv du bist. Offensichtlich weißt du noch nicht viel vom Leben. Bist ja gerade mal ein halbes Küken.“
    Gekränkt horche ich auf. Naivität ist ein Wort, das meinen Charakter keineswegs richtig beschreibt. Wie kommt er nur darauf? Lebenserfahrungen hängen meiner Ansicht nach von der Menge der Erfahrungen ab und sind nicht unbedingt proportional zum Lebensalter zu sehen.
    „Glaub mir, es spielt keine Rolle, wohin du gehst, es holt dich überall
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