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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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solches Angebot auszuschlagen. Darf ich fragen, weshalb?“
    Ich bin selbst beeindruckt. Zum ersten Mal habe ich mir nichts aufzwängen lassen. Lucy wäre stolz auf mich. Wie ist mir das nur gelungen?  
    „Weshalb sind Sie Manager geworden und nicht Automechaniker?“
    Meine Gegenfrage scheint ihm als Antwort zu genügen. Er lächelt mich an und nickt mit dem Kopf.
    Wenn doch nur schon alles vorbei wäre. Mit so viel Trubel um meine Person kann ich einfach nicht umgehen.
     
    Auf der Fahrt zum Restaurant sitze ich Danny Greyeyes ohne Modellvertrag in der Stretchlimousine gegenüber. Er unterhält sich angeregt mit dem Kameramann und einem Fotografen, während Helen ununterbrochen telefoniert. Wie sehr sehne ich mich gerade nach friedvoller Stille. Ich stelle mir eine verschneite Landschaft vor. Sachte rieselt der Schnee auf den Boden und dämpft jedes Geräusch ins Nichts hinein. Leider dringt dieses chaotische Unterhaltungsdurcheinander immer noch in meinen jungfräulichen Gehörgang. Das pausenlose Blitzlichtgewitter des Fotoapparates hindert die Farbstäbchen in meinen Augen, ihre Arbeit zu verrichten. Ich sehe schwarze Flecken in meinem Gesichtsfeld. Die Videokamera zeichnet ununterbrochen auf.
    Gleich werden wir an irgendeinem Nobellokal halten, wo das intime Abendessen mit Danny stattfinden wird. Wahrscheinlich bekomme ich sowieso keinen Bissen runter. Wie soll das auch gelingen, wenn ich meinen Mund vor lauter Aufregung nicht mal zum Reden öffnen kann? Meine Hände können besser reden als ich. Alles, was ich zu sagen habe, schreibe ich auf. Meine Bücher sind praktisch meine Stimme.
    Mein Verleger hat dies sofort erkannt. Als ich ihm mit meinem ersten Manuskript gegenübersaß und ihm absolut nichts zu sagen hatte, denn es stand ja alles über mich in diesem ersten Buch, lachte er nur und nickte mit dem Kopf. Wir haben die Zusammenarbeit beide nie bereut. Ich schreibe, er verlegt, die Menschen kaufen. Reden müssen wir kaum miteinander. Die Schecks erhalte ich per Post. Damit bin ich recht zufrieden. Ich käme auch wortlos zurecht, aber die Gesellschaft ist nun mal auf reine Kommunikation ausgelegt. Beim Bäcker, am Ticketschalter, beim Friseur – überall muss man was sagen.
    Interessiert mustere ich das Gesicht von Danny Greyeyes. Es bilden sich sympathische Falten um seine faszinierenden braunen Augen herum, wenn er lacht. Auf der Stirn graben sich ein paar Grübchen zwischen den Augenbrauen in die Haut hinein. Er besitzt ein Mienenspiel, das ihm einen charakterfesten Ausdruck verleiht. Ich schätze ihn so auf Mitte dreißig. Dabei hatte ich ihn mir jünger vorgestellt.
    Kurz nachdem der Wagen sein Ziel erreicht hat, hechtet alles aus dem Gefährt. Mir bleibt es unweigerlich vorbehalten, zum Schluss auszusteigen. Der Kameramann hilft mir mit einem breiten Grinsen aus dem Sitz in seinen kameralosen Arm hinein. War das jetzt ’ne Anmache? Mir kommen seine zahllosen lüsternen Blicke im Wagen in Erinnerung. Ich hatte sie taktvoll übersehen. Danny Greyeyes sieht mit einem scharfsichtigen Stirngrübchenblick herüber. Hastig arbeite ich mich aus dem anzüglichen Arm heraus.
    Das Restaurant, vor dem wir stehen, wirkt auf mich etwas beunruhigend. Die Schreie der im brodelnden Wasser um ihr Leben kämpfenden Hummer und Krebse kann ich förmlich hören. Die Preise der Speisekarte übersteigen wahrscheinlich die Höhe des Eifelturmes, falls es überhaupt eine Speisekarte gibt.
    Helen wendet sich mir zu.
    „Komm doch mal hier herüber, Kindchen!“
    Ich komme.
    „Der Inhaber des Lokals ist bereits informiert, dass wir noch schnell ein paar Aufnahmen von euch am Tisch machen. Danach verschwinden wir, um euch eurem Schicksal zu überlassen. Ha, ha.“
    Ich komme mir total blöd vor. Danny scheint es nicht anders zu gehen. Seine Stirngrübchen werden tiefer und sein Blick senkt sich müde zu Boden. Er vergräbt die Hände locker in seinen Hosentaschen und geht vor mir durch die Tür.
    Der vorbereitete Tisch befindet sich in einer lauschigen Ecke. Der Fotograf knipst wie wild drauflos. Nein, Mr. Danny Greyeyes besitzt nicht die Höflichkeit, mir meinen Stuhl zurechtzurücken. Er setzt sich wortlos an den Tisch und schaut sich um. Zwei Gläser Champagner werden uns serviert und die Kerzen angezündet. Helen bittet uns, freundlich in die Kameras zu schauen.
    Ich gebe zu, das Treffen ist wirklich albern, Mr. Greyeyes, aber die „Tussi“ Malina kann nun wirklich nichts dafür. Dieser Zirkus, der hier veranstaltet
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