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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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ich älter war, die Uni abbrach und mich als unfähig erwies, irgendeinen Job zu behalten, ärgerte sie sich deshalb sehr darüber, weil sie das Gefühl hatte, dass dies ein schlechtes Licht auf sie warf. Nachdem ich damit begonnen hatte, alle möglichen verrückten Stunts zu vollführen, zeigte ich ihr die Videos, doch sie schien sich nie wegen der Verletzungsgefahr zu sorgen. Es war ihr eher peinlich, dass ich nicht mehr aus meinem Leben machte. Ich muss ihr jedoch zugestehen, dass sie ihr Missfallen mit Humor zum Ausdruck brachte: Sie machte sich über mich lustig, aber auf eine Weise, die mir nie das Gefühl vermittelte, der letzte Dreck zu sein. Stattdessen hatte ich immer den Eindruck, dass sie auf meiner Seite war und mir die Daumen drückte. Sie wollte, dass ich ihr Grund gab, stolz auf mich zu sein.
    Mit Mama konnte man auch richtig viel Spaß haben. Sie war charismatisch, gesellig und fand ziemlich leicht Freunde. Sie hatte einen schalkhaften Sinn für Humor und riss gern mal zotige Witze. Auch war sie extrem intelligent. Als ich nicht mehr ganz so jung war, hockten wir oft zusammen, schauten Jeopardy! an und wetteiferten darum, wer am schnellsten die richtige Antwort parat hatte. War ich der Schnellste, gab sie mir jedes Mal einen Klaps auf den Hintern. Beim Scrabble hätte sie jeden plattmachen können.
    Letztendlich hatte ich zwei Mamas – die betrunkene und die nüchterne. Mit der Zeit jedoch wurde es mit der betrunkenen Mama immer schlimmer. Jedes Mal, wenn sie wieder nüchtern war, behauptete sie, die Trinkerei von nun an ganz sicher zu lassen. Doch es dauerte meist nicht lange, dann sah ich sie, wenn ich nach Hause kam, mit einem Glas Wein in der Hand. Wenn ich dann sagte: »Mama, ich dachte, du hättest damit aufgehört«, versuchte sie, mich zu beruhigen: »Ich trinke nur ein Schlückchen. Ich hab das unter Kontrolle.« Natürlich wusste ich, dass sie das nicht kontrollieren konnte. Aus Wein wurde, wie immer, Wodka, und bald schon lag sie wieder tagelang im Bett.

    Während ich heranwuchs, hatten wir immer genug Geld, um sorglos leben zu können, doch nachdem wir wieder zurück nach London gezogen waren – ich besuchte damals die vierte Klasse – steigerte sich unser Wohlstand beträchtlich. Papa war an einem wichtigen Firmenzusammenschluss – zwischen R. J. Reynolds und Nabisco – beteiligt, und als das Projekt abgewickelt war, veränderte sich unser Lebensstandard drastisch. Unsere Häuser wurden erheblich größer. Ein paar Jahre später, in Toronto, befand sich unser Haus in der Nähe einer Siedlung mit Sozialwohnungen, in der einige meiner Freunde lebten. Die Vorstellung, dass einer von ihnen vorbeikäme und sähe, wo ich lebte, erzeugte in mir ein ungutes Gefühl. Ich spürte auch, dass meine Eltern unterschwellig vom Geld beeinflusst waren, und das nicht in einem guten Sinn. Als ein Kind, das sich sowieso schon unwohl fühlte in seiner eigenen Haut, war der Umstand, Geld zu haben, für mich ein Grund mehr, mich unbehaglich zu fühlen. Vor Kurzem erst habe ich begriffen, dass viele der Annehmlichkeiten, die wir genießen konnten – Firmenwagen, Chauffeure, Mitgliedschaft im Country Club, Privatschule –, von Papas Arbeitgebern als Ausgleich für seine Bereitschaft bezahlt worden waren, sich in Übersee einsetzen zu lassen.
    Als ich in der fünften und sechsten Klasse war, lebten wir noch in London und Papa war Präsident von Del Monte Europa (das Unternehmen gehörte damals Nabisco). Zu seinem Verantwortungsbereich gehörte das Management einer Ananasplantage und einer Konservenfabrik in Kenia, deshalb reiste er fünf oder sechs Mal im Jahr dorthin. Jedes Jahr koordinierte er eine dieser Reisen so, dass sie mit den Frühjahrsferien unserer Schule zusammenfiel, und nahm die ganze Familie in einen Urlaub mit. Wir waren dann in vornehmen Lodges untergebracht, gingen auf Safari, flogen mit einem Heißluftballon und charterten ein kleines Flugzeug, um etwas vom Land zu sehen. All das war ziemlich außergewöhnlich, doch diese Reisen hinterließen bei mir nur ein überwältigendes Schuldgefühl, dass es mir so gut ging.
    Als wir im ersten Jahr in Nairobi ankamen, wurden wir aus dem Flughafen heraus zu einer Limousine geführt. Kaum saßen wir im Wagen, drängelten sich Kinder um uns, die kaum etwas anhatten, kratzten an den Fenstern und bettelten um Geld. Dies war das erste Mal, dass ich echte Armut erlebte, und ich weiß noch, dass ich dachte: Was habe ich bloß getan, dass ich in dieser
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